Schweizer Armee gegen europäischen Generalstreik

publiziert: Mittwoch, 14. Nov 2012 / 09:41 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 14. Nov 2012 / 10:23 Uhr
Generalstreik 1918: Die Menge flüchtet, als die Armee (rechts hinten) in die Luft feuert.
Generalstreik 1918: Die Menge flüchtet, als die Armee (rechts hinten) in die Luft feuert.

Heute legen Streiks in Portugal, Spanien, Griechenland, Frankreich und Belgien halb Europa lahm. Der europäische Gewerkschaftsbund zeigt reale Menschen, die durch die herrschende Schuldenherrschaft alles verlieren, wofür sie ihr Leben lang gelernt und gearbeitet haben.

2 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Rede von Bundesrat Maurer
Referat von Bundesrat Ueli Maurer, Chef des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS, anlässlich des Jubiläumstages für das Rütlischiessen
www.vbs.admin.ch/internet/vbs/de/home/documentation/reden/liste/detailspeech.46098.nsb.html

Jeden Morgen hören wir am Radio von den diversen europäischen Sparprogrammen: Kein Weihnachtsgeld, grosse Kürzungen der Pensionen, kein Kindergeld mehr, keine Ferien, längere Wochenarbeitszeit. Europa verzeichnet die höchste Arbeitslosigkeit seit den 30er Jahren. Dass dies eine ungemütliche Situation ist, hat auch der schweizerische Armeechef André Blattmann erkannt. Anders als demokratischen Bürger und Bürgerinnen Europas schliesst er daraus indessen nicht, dass unbedingt die Demokratie gestärkt werden sollte, sondern er übt?.den Truppenaufmarsch.

Blattmann erinnert sich offenbar gerne an den Angriff der Schweizer Armee gegen die eigenen Bürger 1918, 1932 und 1936, wo Schweizer auf Schweizer schossen und die Armee streikende Arbeiter einkesselte (in Genf sogar ermordete).

Deshalb verkündet André Blattmann ohne Scheu und ohne dass ihm auch nur einer seiner Berater einmal eine Geschichtsstunde anbieten würde, sogar in Brüssel, dass sich die Schweizer Armee auf europäische Unruhen vorbereite. André Blattmann sagte der schweizerischen Presse wortwörtlich: «Ich schliesse nicht aus, dass wir in den nächsten Jahren die Armee brauchen» und lässt mit dem Manöver 'Stabilo Due' seine Führungskräfte auch den Ernstfall prüfen.

Hallo?

Nun beginnt die Sache ernst zu werden. Nach diesem antidemokratischen und antieuropäischen Faux-Pas schaltet sich sogar Kommissionspräsident Barroso ein, der als Portugiese sich trotz rechtskonservativer Herkunft immer noch an die Wichtigkeit der Armee erinnert und weist Blattmann zurecht. Dieser entschuldigt sich und alle beruhigen sich.

Doch André Blattmanns Entschuldigung war so ernst gemeint wie die des Fremdgehers, der meint: «Es war doch nur Sex». Denn nur wenige Tage später kündigte Blattmann Mänover in der Schweiz an, welche jeden Monat in einem anderen Kanton die Sichtbarkeit und die Stärke der Schweizer Armee vorzeigen soll. André Blattmann meint es also ernst. Er meint es wirklich bitterernst. Er würde mit seinem Bundesrat Maurer bei einem europäischen Generalstreik sofort die Grenzen sperren. Was er wohl tun würde, wenn einige Schweizer Arbeiter aus Solidarität zu den europäischen Streikenden auch streiken würden? Einsperren? Sind die schweizerischen Gewerkschaften vielleicht eh schon wieder vorfichiert, damit man sie sofort bei europäischen Unruhen einkerkern kann?

Und hallo? Was tun eigentlich unsere Parlamentarier und Parlamentarierinnen, um Blattmann und Maurer in die demokratischen Schranken zu weisen? Sind Sie über die Ernstfallpläne überhaupt informiert? Oder sind sie von den Manövern so erfreut, weil sie vielleicht als erste auf einem Panzer über die armeegebauten Brücken fahren dürfen?

Bundesrat Ueli Maurer hat kürzlich vor dem Rütlischiessen eine Rede gehalten, die jede demokratische Bürgerin und Bürger dieses Landes hätte hellhörig machen sollen. Darin wird ein Geschichtsbild verbreitet, welches selbst meinen stockkonservativen SVP-Grossvater zum Lachen gebracht hätte.

Faszinierend ist, dass die Schweizer Presse diese seltsamen Exegesen von Armeechef und Bundesrat Maurer eher belächelt, mit Ausnahmen einzelner engagierter Journalisten nicht wirklich ernst nimmt und andere Geschichten wie den polternden Alfred Heer als viel relevanter einschätzen. Die öffentlich-rechtlichen Medien berichten nicht mal mehr wirklich über die Schweizer Regierung oder das, was der Armeechef alles Seltsames tut.

Das ist wohl genau der Qualitätsverlust der Schweizer Medien, den Kurt Imhof in seinem Bericht angeklagt hat. Denn mir ist das Lachen über André Blattmann spätestens seit diesem Wochenende, als er die schweizweiten Manöver ankündigte, vergangen.

Mir ist mulmig beim Gedanken, Bürgerin eines Landes zu sein, die bei freier Meinungsäusserung vom Armeechef persönlich eine Zurechtweisung erhält. Mir ist unwohl wenn der Armeechef überall erzählt, er werde bei Unruhen sofort die schweizerische Armee einsetzen. Mir ist mulmig, Bürgerin eines Landes zu sein, die von einem Verteidigungsminister und einem Armeechef Szenarien vorgesetzt kriegt, die direkt aus den Federn einiger rechtsbürgerlichen Schweizer Politiker der 1930er Jahre entstammen könnten. Mir ist äusserst unwohl, wenn es so scheint, dass kaum jemand in der Schweiz merken will, welches Gedankengut und welche Planung an oberster Stufe getrieben wird.

Es ist höchste Zeit, dass die Öffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit wieder mal auf die Männer, die freien Zugang zu waffen haben, richtet. Denn die Erfahrung zeigt, dass das Verfügen über Waffengewalt ein ausserordentliches Mass an Klugheit und Verantwortungsgefühl verlangt. Denn haben sie dies nicht, sind Opposition und kritische Geister immer als erstes dran, wenn es hart auf hart geht...

(Regula Stämpfli/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Armeechef Blattmann sorgt ... mehr lesen 3
André Blattmann, Chef der Schweizer Armee
André Blattmann, Chef der Schweizer Armee.
Uster ZH - Die Schweizer Armee wird laut Korpskommandant André Blattmann «empfindlich einsparen» müssen, wenn sie bei einem Bestand von 100'000 Armeeangehörigen mit 4,4 ... mehr lesen 1
Let's Outsource
Auslagerung von Arbeit ist schon schlecht genug. Nun auch noch Auslagerung von Verantwortung und staatlicher Kernkompetenz?
Wenn Abschaffen nicht klappt, dann Stufe 2: Auslagern.
Da erhält der Spruch "Wir haben immer eine Armee, entweder die eigene oder eine fremde" gleich neue Perspektiven; wir lassen uns nicht von einer fremden Armee einnehmen, nein, wir bezahlen sie auch noch dafür. Denn der Dummheit seien keine Grenzen gesetzt, die gewisse Dumpf- und Altbackenlinke nicht zu erweitern wüssten.
Verfassung ändern - Sicherheit bei der Nato einkaufen ?
Die Schweiz hat eine Verfassung (Grundgesetz, vom Volk demokratisch beschlossen), wo auch der Auftrag an die Armee festgeschrieben ist. Und der Chef der Armee (CdA) André Blattmann nimmt diesen Auftrag ernst. Natürlich läuft es einem kalt über den Rücken beim Gedanken, dass bei grossen Unruhen und Wirren in der Grossregion Zürich und um weitere lebensnotwendige Infrastruktur-Einrichtungen die Armee eingesetzt werden müsste, weil die Polizeikräfte spätestens nach drei Tagen "ausgepustet" wären. Sollten wir dann besser die NATO zu Hilfe rufen?
erneut dummes Geschwätz einer Auslandschweizerin
Ideologien verbreiten, wie es die Kolumnistin tut, ist das eine, sich genau zu informieren das andere.

Blattmann hat sich klar von einem Armeeeinsatz gegen die eigene Bevölkerung distanziert. Dass die Asylanträge Monat für Monat steigen, ist hingegen eine Tatsache. Wozu Arbeitslosigkeit und die Hilflosigkeit der Politik führen kann, wird uns fast täglich mit Protesten und heute mit Streiks vor Augen geführt.

Die Aufgabe der Armee ist es nun einmal, unser Land zu schützen. Dass aber erst im äussersten Notfall Soldaten an die Grenze gestellt werden, scheint allen klar zu sein, nur unserer Exil-Schweizerin nicht.

Die hochgelobte Personenfreizügigkeit kann irgendwann zu einem grossen Problem für unser Land werden, wenn das SP-dominierte BFM und die Politik nicht endlich Gegensteuer geben.

Ein weiteres Mal hat die Schreiberin in ihre sattsam bekannte primitive Kiste gegriffen: ’Doch André Blattmanns Entschuldigung war so ernst gemeint wie die des Fremdgehers, der meint: «Es war doch nur Sex». ’ (zudem ist es ja klar, dass es keine Fremdgeherinnen gibt..)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: ...
«Männer stimmten für Hofer, Frauen für Van der Bellen» titelte die FAZ nach dem Wahlkrimi in Österreich. «Warum wählen junge Männer so gern rechts?» fragte jetzt.de einen Soziologen. «Duh» war meine erste Reaktion, hier ein paar weitere. mehr lesen 3
Gewinnorientierte Unternehmen wie der ORS machen aus der Flüchtlingshilfe ein Geschäft. Das Rote Kreuz und die Caritas, die gemeinnützig sind und seit Jahren über grosse Erfahrung in der Betreuung von Menschen auf der Flucht ... mehr lesen
Flüchtlinge (hier in Mazedonien): Mit Gewinnziel zu verwaltende Konkursmasse oder doch Menschen?
Armeechef Blattmann: bedenklicher Umgang mit demokratischen Grundrechten.
Korpskommandant André Blattmann wird von den Mainstreammedien der «Beleidigung» bezichtigt. Er nannte den Rundschau-Chef Sandro Brotz, «Sandro Kotz.» Wer meint, dies sei nur ... mehr lesen  2
«Bist Du nicht willig, stimmen wir ab.» So lautet die Devise der unschweizerischen bürgerlichen Mehrheit seit den Wahlen im Herbst 2015. «Wie schamlos hätten Sie es ... mehr lesen   2
Der Nationalrat - seit 2016 absolut schamlos.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 2°C 6°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer wolkig, wenig Schnee
Bern 1°C 5°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen Schneeregenschauer
Luzern 1°C 5°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Lugano 6°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten