Die einzige Niederlage aus fünf Gefechten resultierte in den
Achtelfinals gegen den nachmaligen Weltmeister Ungarn mit 37:45.
Anschliessend bestanden die Schweizer in der Klassierungsrunde mit
Siegen über Holland (45:32), Schweden (45:44 n.V.) und Russland
(45:36) mit Einzel-Olympiasieger Pawel Kolobkow den Charakter- und
Zukunftstest. Zuvor hatten die Schweizer bereits in den
Sechzehntelfinals immerhin Weissrussland mit Einzel-Europameister
Witali Zacharow mit 45:38 ausgeschaltet.
Schweizer Meister Benjamin Steffen war in allen drei
Klassierungsrunden-Gefechten der Matchwinner für die Schweiz. Gegen
Russland verzeichnete er sogar eine Plus-11-Bilanz. Olympiasieger
Pawel Kolobkow verliess die Planche gegen die Schweiz aus drei
Assauts lediglich gegen Marcel Fischer mit einer positiven Bilanz
(+ 2).
Steffen führte aber auch den zweifachen WM-Zweiten und
ehemaligen Weltranglisten-Ersten Peter Vanky aus Schweden nach
allen Regeln der Fechtkunst vor. Der Linkshänder aus Basel leitete
im Gefecht um die Plätze 9 bis 12 mit einem imponierenden 12:6
gegen den letztjährigen GP-Bern-Gewinner die Wende ein. Steffen
übernahm bei 23:30 und übergab nach zwischenzeitlicher Führung mit
35:36. Als Schlussfechter sorgte Marcel Fischer gegen Magnus
Malmgren für die entscheidende Touche in der Overtime zum 45:44.
Damit wurde die Top-Ten-Zielvorgabe eingehalten. «Bei besserem
Tableau wären die Viertelfinals auf jeden Fall möglich gewesen.
Doch diese Mannschaft soll ja an den schwerstmöglichen Brocken
wachsen», erklärte Nationalcoach Rolf Kalich.
Ungarn unüberwindbar
Ein solcher war Ungarn in den Achtelfinals. Gegen die
Osteuropäer hatten die Schweizer an Weltmeisterschaften zuletzt
1998 in La Chaux-de-Fonds (Rang 11) sowie 1995 in Den Haag
ebenfalls in den Achtelfinals den kürzeren gezogen. In La
Chaux-de-Fonds setzten sich die Ungarn gegen Fischer, Hoffmann
sowie Nic Bürgin und Daniel Lang mit 45:43 durch und wurden
anschliessend Weltmeister.
Ungarns Besetzung von La Chaux-de-Fonds mit Attila Fekete, Ivan
Kovacs, Krisztian Kulcsar und Geza Imre gewann auch gegen das
Schweizer Quartett von Nîmes. In Den Haag hatten die
Team-Olympia-Zweiten von 1992 souverän mit 45:26 gegen die Schweiz
gewonnen.
Im letzten Aufeinandertreffen vor Nîmes behielten die Ungarn an
den Europameisterschaften 2000 zum Auftakt der Klassierungsrunde um
die Ränge 5 bis 8 auf Madeira mit 45:35 ebenfalls die Oberhand. In
Den Haag war keiner aus dem heutigen Schweizer WM-Quartett dabei.
Das jetzige Schweizer Degen-Quartett der Männer hat mit einem
Durchschnittsalter von rund 22 Jahren die Zukunft erst noch vor
sich: Hoffmann ist mit 25 Jahren der Älteste, danach folgen Fischer
(23) und Kauter (22), während Benjamin Steffen seinem Vornamen als
Team-Benjamin gerecht wird, auf der Planche aber viel abgeklärter
als ein 19-Jähriger auftritt.
An den Weltmeisterschaften 2003 in Havanna werden --
Modusänderung vorbehalten -- für eine Olympia-Teilnahme mindestens
die Viertelfinals erreicht werden müssen. Die Schweizer deuteten
mit ihrem Abschneiden in Nîmes das Potenzial hiefür nachhaltig an.
Rolf Kalich hatte sowohl gegen Weissrussland als auch gegen
Ungarn überraschend nicht den Olympia-Vierten Fischer oder den
WM-Zweiten Hoffmann, sondern Steffen als Schlussfechter
aufgestellt. Gegen Ungarn wurde der für einmal abfallende Steffen
aber vorzeitig ersetzt. Aber der eingewechselte Michael Kauter
konnte zum Abschluss gegen Kovacs das 33:40 nicht mehr kehren.
«Einen solchen Rückstand holt gegen diesen Weltklasse-Fechter
niemand auf -- auch Fischer nicht. Ich brachte ihn nicht, weil er
wegen Trainingsrückstand noch nicht in absoluter Topform ist. Ich
wollte ihn deshalb nicht als Schlussfechter verheizen», erklärte
der Deutsche.
Der Einzel-WM-Zweite Basil Hoffmann musste sich gegen Ungarn
eine Minus-6-Bilanz notieren lassen, wobei er alleine gegen Kovacs
mit 1:5 den kürzeren zog. Fischer (+4 gegen Ungarn) war der
einzige, der gegen Kovacs ein positives Resultat (8:5) zu Stande
brachte.
Hoffmanns Rückenprobleme
Hoffmann erreichte nicht zuletzt wegen Rückenschmerzen nicht
die überragende Form vom Einzelwettbewerb. Dennoch wollte bis
zuletzt im Team bleiben. «Ich habe schon seit einigen Jahren
Rückenprobleme, weil ich in Biel über zehn Jahre lang auf einem
Betonunterbelag trainierte. Und die Schmerzen machten sich jetzt
wegen den vielen Gefechten bemerkbar. Doch sie klingen
üblicherweise nach einer Pause wieder ab. Nach den WM werde ich
ohnehin mindestens eine Woche pausieren.»
Gegen Weissrussland sammelten die Schweizer die in der
Endabrechnung entscheidenden Punkte ausgerechnet gegen
Einzel-Europameister Witali Zacharow, der sowohl gegen Steffen,
Fischer und Hoffmann die Planche mit einer Minus-Bilanz verliess.
(kil/sda)