Schweizer Favoritenstatus in Europas Hinterhof

publiziert: Mittwoch, 16. Jan 2008 / 00:00 Uhr

Gegen das ebenfalls verlustpunktlose Italien setzen die Schweizer Handballer heute Abend in Triest ihr Pensum in der WM-Vorqualifikation fort. Mit dem angestrebten Sieg wäre der SHV-Auswahl die Teilnahme an der WM-Barrage kaum mehr zu nehmen. Regisseur Andy Schmid schätz die Ausgangslage ein.

Trainer Dragan Djukic hat sein Team bestens vorbereitet.
Trainer Dragan Djukic hat sein Team bestens vorbereitet.
Im norditalienischen Hafenstädtchen ist der Fokus der Schweizer nicht auf die nahe Adriaküste gerichtet, im Zentrum steht die kursweisende (und lösbare) dritte Etappe auf dem Weg ins Playoff. Nachdem Dragan Djukics Team Belgien zweimal deklassiert hatte, bekundete die «Squadra pallamano» im Aufgalopp wesentlich mehr Mühe und gewann gegen die Nobodys der europäischen «Hinterhofszene» zweimal nur mit zwei Treffern Unterschied.

Sollte die SHV-Equipe ihr Vorprogramm unbeschadet überstehen, und davon ist im Prinzip auszugehen, hat sie im nächsten Sommer mutmasslich eine bedeutend höhere Hürde zu überspringen. Die sieben Gruppensieger treffen in der Barrage auf einen Vertreter der EM-Endrunde in Norwegen. Bei ungünstiger Auslosung (am nächsten Sonntag) droht den Schweizern ein Gegner aus den europäischen Top 10.

Azzurri Aussenseiter

Die Rollen sind vor der Gruppen-Finalissima an sich klar verteilt -- auch wenn die Schweizer Beteiligten den Kontrahenten Italien ein Jahr nach dem letzten Rendez-vous in der (erfolgreichen) EM-Ausscheidung minim höher einschätzen, weil sich die vierköpfige Fraktion von Meisterschafts-Leader Casarano wieder zum Nationalteam bekennt.

Am Favoritenstatus der Gäste ändern die personellen Retouchen der Italiener indes nichts. Nur eine handverlesene Zahl verfügt über gehobene Qualität: Alessandro Tarafino, der Bundesliga-Professional Michele Skatar, ein respektabler Shooter, und Filiberto Kokuca. Marcello Montalto, ihr nominell gefährlichster Skorer, musste Coach Giuseppe Tedesco wegen einer Knieverletzung eine Absage erteilen.

«An einem schlechten Tag können wir auch gegen sie verlieren, aber das sollte uns eigentlich nicht passieren. Unterschätzen werden wir die Italiener sicher nicht», kündigt Andy Schmid an. Bereits vor der rund sechseinhalbstündigen Anreise per Flugzeug und Bus hat Djukic seine Spieler akribisch auf jedes Detail vorbereitet. Während fünf Video-Sitzungen stellten sie sich auf die Azzurri ein. Schmid lächelte nach dem Theorie-Marathon verschmitzt: «Wir sind bestens vorbereitet.»

Andy Schmid: Regisseur mit glasklarer Haltung

Schmid, der 24-jährige Mittelmann von Amicitia, ist in der vierten Saison seit seinem internationalen Debüt endgültig der Schlüsselspieler der Schweizer. Da Djukic im Aufbau mangels Alternativen abermals auf einen «falschen» Linkshänder setzen muss, steht Schmid im Angriff doppelt unter Druck. Der technisch brillante Regisseur muss Druck aufs Tor erzeugen; mit 40 Treffern in den letzten vier Partien erfüllte der Luzerner die Anforderungen ohne Makel.

«Djukic forciert mich ziemlich und gibt mir auch deutlich zu verstehen, was er von mir erwartet», analysiert Schmid seinen eigenen Stellenwert. Im Vergleich zu den ersten Jahren fallen die Formschwankungen auch auf europäischem Parkett bedeutend geringer aus: «Ich bin konstanter geworden, ja. Mein Spiel ziehe ich durch, egal wann und wo.» Schmid lässt sich von nicht immer optimalen Begleiterscheinungen im Nationalteam weniger ablenken.

Er hat sich mit der Situation abgefunden, «dass wir gegen die Top-Nationen nur im Ausnahmefall eine Chance haben. Solange sich die Strukturen bei uns nicht ändern, bleibt das auch so. Bei uns verzichten 23-Jährige auf die Nationalmannschaft. So etwas kommt in Schweden niemals vor.» Das Manko der vakanten Linkshänder-Position in der Aufbaureihe lasse sich gegen Teams der hinteren europäischen Skala kompensieren, «gegen viele andere aber eben nicht.»

Ziel: WM-Teilnahme, Champions League oder Bundesliga

Schmid formuliert für sich diverse Ziele. Mit zwei Siegen (im Idealfall genügt bereits einer) gegen Italien will er mit seinem Team zumindest die WM-Barrage erreichen. Ob ihnen im kommenden Juni der Ausstieg aus dem «Teufelskreis» gelingt, mag er noch nicht abschätzen. Konkreter äussert sich das Talent zum eigenen Weg: «Ich habe mir eine Frist gesetzt. In den nächsten zwei Jahren muss ich den Sprung ins Ausland schaffen.»

Als bestes und realistisches Schaufenster hat er die Champions League auserkoren. Sollte Amicitia den Titelgewinn verpassen, stünde wohl schon bald ein Transfer zu den potenten Kadetten Schaffhausen zur Debatte. Fernziel bleibt die deutsche Bundesliga.

WM-Vorqualifikation. Restprogramm. Mittwoch, 16. Januar, 20.00 Uhr in Triest: Italien - Schweiz. -- Sonntag, 20. Januar, 15.30 Uhr in Aarau: Schweiz - Italien. -- Rangliste: 1. Schweiz 2/4 (80:59). 2. Italien 2/4 (54:50). 3. Belgien 4/0 (109:134). -- Der Gruppensieger bestreitet im Juni die WM-Barrage gegen einen EM-Teilnehmer.

(Sven Schoch, Triest/Si)

 
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