«Das Fähnlein der sieben Aufrechten»

Schweizer Produktion: Pop-Prominenz in deodorierter Keller-Adaption

publiziert: Dienstag, 13. Mrz 2001 / 10:23 Uhr

Bern - Zahmes Showdown im Berner Oberland: Mit der Keller- Verfilmung vom «Fähnlein der sieben Aufrechten» hat Regisseur Simon Aeby einen braven «Alpen Western» mit Pop-Prominenz gedreht. Am Donnerstag kommt der Film mit einer Rekordzahl von 31 Kopien in die Kinos.

Einen Mundartfilm «mit Groove» für den Schweizer Markt wollte der Jungproduzent Lukas Erni drehen. Ein Heimatfilm, aber kein Heimatidyll: «Ein bisschen dirty, ein bisschen grobschlächtig soll's sein, mit einer Art Western-Touch», so Erni. Die Absicht tönt spannend. Das Resultat ist aber doch zu brav ausgefallen. Ernis Keller-Verfilmung setzt aufs romantische und dramatische Potenzial der literarischen Vorlage: Ins Zentrum rückt die problematische Liebesgeschichte zwischen dem armen Karl und der reichen Hermine. Deren Rollen werden mit der Popsängerin Kisha und dem Snöber-Weltmeister Fabien Rohrer entsprechend prominent besetzt und aufgewertet.

Und Kellers Liberalismus-Kritik gegen die «Tyrannei des Geldes» wird radikalisiert in der Figur von Hermines Vater, dem Dorfoligarchen Frymann, der mit seinen Schuldbriefen das ganze Dorf in der Hand hält.

Soft-Regie

Vor der bukolischen Kulisse des Freilichtmuseums Ballenberg wirbt also Schneidersohn Karl um die schöne Hermine, die Tochter des begüterten Fryman. Letzterer hätte dagegen gern den reichen Miesling Ruckstuhl zum Schwiegersohn, mit dem er Spekulationsgeschäfte plant.

Zwischen Karl und dem Dorfdespoten steigert sich die Spannung, bis es auf dem Dorfplatz schliesslich zum Showdown kommt. Die jungen Rollen sind mit Kisha und Fabien Rohrer glücklich besetzt. Gewöhnt an Auftritte in der Öffentlichkeit, fühlen sich beide auch ohne Schauspielerfahrung offensichtlich wohl vor der Kamera.

Bleibt deren Liebe (welche immerhin dem geballten patriarchischen Zorn Frymanns zu trotzen wagt) aber immer gut schweizerisch moderat, dann ist das wohl eher ein Problem von Simon Aebys Soft-Regie.

Denn dessen Oberländer «Western» bleibt stets deodoriert und frisch ausgebürstet. Wo sich eine fällige Schlägerei anbahnt, wird dann doch nur zivilisiert gepöbelt. Und anstatt fette Erotik im Heu gibts einen Gute-Nacht-Kuss und Schluss. Kurz: Es stinkt bei Aeby zu wenig nach Schweiss und Mist. Ein bisschen mehr «Dreck auf der Zunge» hätte nicht geschadet, um es mit den Worten eines Kollegen von Kisha zu sagen.

Ohne öffentliche Gelder

Ausgangspunkt des Filmprojekts war die Freilichspiel-Produktion des Landschaftstheaters Ballenberg von 1999. Für die Filmversion engagierte Lukas Erni den Drehbuchautor Thomas Hess und den Berner Regisseur Simon Aeby, welcher letzterer für seinen Spielfilmerstling «Three below Zero» 1999 den Max Ophüls Preis erhalten hatte.

Neben Karl und Hermine wurde ebenfalls die Rolle von Karls Nebenbuhler Ruckstuhl neu besetzt, und zwar mit dem unter anderem aus der Schweizer Sitcom «Fertig lustig» bekannten Erich Vock. Ansonsten wurde mehr oder weniger das Originalcast der Theaterproduktion übernommen: lokale Laienschauspieler aus dem Berner Oberland sowie die beiden professionellen Bühnenschauspieler Urs Bihler und Silvia Jost in den Rollen von Karls Eltern.

In nur drei Wochen wurde der Film abgedreht. Alle insgesamt 80 Szenen wurden im Freilichtmuseum Ballenberg gedreht. Finanziert wurde der Film 100-prozentig privat, ohne öffentliche Gelder. Das Budget beläuft sich auf einige Millionen.

(la/dpa)

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