Von Andreas Weidmann

Schweizer Spitäler: Meldesystem für Patientensicherheit harzt

publiziert: Samstag, 27. Mrz 2004 / 03:43 Uhr

Bern - In der Schweiz sterben laut Schätzung des Bundes in Akutspitälern jährlich 2000 bis 3000 Personen wegen medizinischer Fehler. Gesicherte Zahlen fehlen, mit der Einführung eines vernetzen Meldesystems für ärztliche Kunstfehler harzt es.

Dunkelziffer in Schweizer Spitälern.
Dunkelziffer in Schweizer Spitälern.
Die vom Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) im Jahr 2000 publizierte Zahl von 2000 bis 3000 Toten basiert auf einer US-Studie, die für die Schweiz hochgerechnet wurde, wie Manfred Langenegger, Leiter der Fachstelle für Qualitätsicherung bei der Krankenversicherung, am Freitag auf Anfrage sagte.

Ein Artikel in der letzten Ausgabe der "Schweizerischen Ärztezeitung" bezeichnete die Hochrechnung als "masslos übertrieben". Auf Grund einer englischen Studie sei für die Schweiz mit maximal 100 Kunstfehlern mit Todesfolge zu rechnen.

Fehlende Studien

Wo die Wahrheit liegt, bleibt offen. Die Diskrepanz zeigt jedoch auf, dass in der Schweiz bisher verlässliche Studien fehlen.

Die im Dezember 2003 die gegründete "Stiftung für Patientensicherheit", an der neben dem Bund auch die Verbände von Ärzten und Pflegenden beteiligt sind, will im laufenden Jahr eine Pilotstudie zu "kritischen Zwischenfällen in Schweizer Spitälern durchführen, wie Langenegger weiter sagte.

Die Studie soll Aufschluss geben über die Häufigkeit und Vermeidbarkeit von Fehlern, aber auch über die Fehleranfälligkeit der medizinischen Fachbereiche. <

Ein Problem der Patientensicherheit liegt zudem an der fehlenden Vernetzung wenn es darum geht, aus kritischen Zwischenfällen die richtigen Konsequenzen zu ziehen: Am von der Uni Basel initierten System "cirsmedical.ch", auf dem von entsprechende Informationen publiziert werden können, sind laut Angaben der Ärztevereinigung FMH bisher erst 10 Prozent der Spitäler angeschlossen.

Die Stiftung arbeitet deshalb zusammen mit der FMH an der weiteren Vernetzung der Datenbanken, welche in immer mehr Spitälern kritische Zwischenfälle erfassen. Weiter verfolgt wird laut Langenegger auch die Idee des Berner SP-Nationalrats und Chefarztes Paul Günter zur Schaffung einer eidgenössischen Fachkommission zur Untersuchung von schweren medizinischen Unfällen.

Angst der Ärzte und Pflegenden

Aus Sicht der Patienensicherheit sei eine weitere Vernetzung der Meldesysteme anzustreben, sagte der FMH-Generalsekretär Hanspeter Kuhn auf Anfrage.

In ein Meldesystem gehörten jedoch nur jene Fälle, bei denen nur beinahe etwas passiert sei und nicht jene mit schweren Verletzungen oder Todesfolge. Ansonsten sei der gesellschaftliche Druck zur Offenlegung der Datenbanken gegenüber Behörden und Richtern zu gross.

Das Resultat wäre laut Kuhn, dass von Spitälern, Ärzten und Pflegenden keine Fälle gemeldet würden aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung oder Haftungsansprüchen der Sozialversicherungen. Schwere Zwischenfälle mit Todesfolge müssten von den Spitälern ohnehin den Behörden gemeldet werden.

(bsk/sda)

 
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