Schweizer lowEx-Gebäudetechnik in Singapur

publiziert: Donnerstag, 24. Feb 2011 / 11:16 Uhr
Hansjürg Leibundgut ist Professor für Gebäudetechnik an der ETH Zürich.
Hansjürg Leibundgut ist Professor für Gebäudetechnik an der ETH Zürich.

Ende Januar starteten Prof. Arno Schlüter, mein Mitarbeiter Forest Meggers und ich in Singapur unser Modul «lowEx». Dieses ist Teil des Programms «Future City Laboratory», der vereinbarten Zusammenarbeit der ETH Zürich mit den Universitäten NSU und NTU in Singapur.

In einem Workshop stellten wir unsere lowEx-Theorie vor und übertrugen sie auf die Situation in Singapur. Die lowEx-Theorie besagt, dass eine Kältemaschine oder eine Wärmepumpe umso weniger Strom braucht, je kleiner die Temperaurdifferenz ist, die die Maschine überwinden muss.

Beim anschliessenden Lunch informierte unser wichtigster Partner, Prof. Tham Kwok Wai, den Vorsteher des Departementes Architektur, Prof. Heng Chye Kiang, über das Resultat des Workshops. Wie nebenbei schlug er dabei vor, dass man das geplante neue Institutsgebäude mit der von uns vorgestellten Technologie realisieren könnte. Was denn das Neue daran sei, fragte Prof. Heng. Ich erklärte ihm den thermodynamischen Unterschied zwischen der heute üblichen Technologie in Singapur und unserem neuen Ansatz. Und ich wagte die Prognose, dass man mit unserer Technologie den gleichen Komfort erreichen könne – bei drei Mal geringerem Stromverbrauch.

Prof. Heng fasste meine Darlegungen wie folgt zusammen: «Sie sagen, dass man besser zwei verschiedene Werkzeuge benützt, wenn man je einen Elefanten und eine Mücke erlegen will?» «Ja», antwortete ich, «das ist das Prinzip».

Airbox und Kühlsegel für Singapur

Nach dem Lunch besichtigen wir zu fünft den Bauplatz des neuen Institutsgebäudes. Und Prof. Heng entschied sich tatsächlich sofort dafür, unsere Technologie beim Neubau einzusetzen. Wir werden nun also mit der Planung beginnen und im September einen Container nach Singapur verschiffen mit den zwei Werkzeugen, die es für unser System braucht. Das eine Werkzeug, unsere kleine Airbox, ist gebaut, um die Feuchtigkeit zu kontrollieren. Das andere Werkzeug, das Kühlsegel, transportiert die Wärme aus dem Raum. Weil jedes Werkzeug präzise auf die ihm zugewiesene Aufgabe ausgelegt ist, können wir das Klimatisieren von Räumen in feuchtwarmen Klimaregionen viel effizienter und eleganter gestalten. Als hoch willkommenen Nebeneffekt erreichen wir, dass der Lärm der heute verwendeten grossen Ventilatoren im System massiv reduziert ist. Die Eleganz erkennt man an der Leichtigkeit und Stille.

Am Tag nach unserem Treffen bedankt sich Departementsvorsteher Prof. Heng mit einem E-Mail und den Worten: «The pleasure is ours. It was very encouraging to hear Prof Tham saying that the workshop and interaction with you and your group had been great and that much could be done to collaborate on the research. We look forward to the project bearing bountiful fruits and all of us doing our little bit to make the world a slightly better place».

«Häretiker», «Mephisto» und «Heilsbringer»

In der Zwischenzeit bezeichnete mich Thomas Held in einem Artikel im Magazin des Tagesanzeigers als «Häretiker der Energie». Eine neue Bezeichnung, nachdem ich im Blog von Hochparterre als «Mephisto der Energie» und später vom gleichen Autor als «Heilsbringer?» betitelt wurde. Was läuft da ab? Es scheint, dass unsere Theorie und die daraus abgeleitete Technologie Einiges in Bewegung setzen. Besteht Hoffung für eine Vermeidung der CO₂-Emissionen der Gebäude?

Ja, technisch gesehen besteht diese. Nun kommt es darauf an, ob sich die Hoffnung erweckende Technik im Markt etablieren kann. Dies braucht etwas Risikobereitschaft seitens der Käufer , weil alles Neue Ängste schürt. Es wird sich zeigen, ob wir in der Schweiz genügend «Hengs» finden, die rasch erkennen und entsprechend handeln.

Die Grundlagen unsere Theorie und Technologie erkläre ich Ihnen in einem nächsten Beitrag. Wer nicht warten mag, kann hier stöbern: www.viagialla.ch

(Prof. Hansjürg Leibundgut/ETH-Zukunftsblog)

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