Schweizer zieht es in die EU

publiziert: Dienstag, 14. Okt 2003 / 08:02 Uhr

Bern - Vor Inkraftreten des Personenfreizügigkeitsabkommens malten Rechtsbürgerliche in dunkelsten Farben eine Einwanderungswelle aus. Anderthalb Jahre später zeichnet sich ein gegenteiliger Trend ab: Die Schweizer zieht es in die EU.

Kapital-Rückfluss: Immer mehr Schweizer erwerben Wohneigentum in Süddeutschland.
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"Seit dem Inkrafttreten der Bilateralen I am 1. Juni 2002 ziehen immer mehr Schweizerinnen und Schweizer in die süddeutschen Landkreise Lörrach und Waldshut", sagte Horst Nüssle, Leiter des Amtes für Staatsangehörigkeitsrecht und Ausländer in Waldshut, gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Mehrheitlich aber nicht zum Arbeiten, sondern zum Wohnen. Dies wurde erst mit den Bilateralen I möglich: Vorher mussten Schweizer mit einem oder einer Einheimischen verheiratet sein, wenn sie im Ausland wohnten und in der Heimat arbeiteten.

Niedrige Mieten

Die Gründe für den Exodus der Schweizerinnen und Schweizer nach Süddeutschland sieht Nüssle in den niedrigen Mieten und Immobilienpreisen. Jenseits des Rheins wiederum seien die neuen Steuerzahler willkommen.

Auch in Genf beobachtete das grenzüberschreitende statistische Observatorium einen ähnlichen Trend. Ein Hauptgrund dürfte hier der extrem niedrige Genfer Leerwohnungsbestand von lediglich 0,17 % sein.

Status quo in Zürich und im Aargau

Ausgeblieben ist dagegen, was die Rechtsbürgerlichen bereits im Dezember 1998 prophezeiten, als sich die EU und die Schweiz endgültig über die Bilateralen I einigten. Eine Einwanderungswelle gab es nicht. In weiten Teilen der Schweizer Grenzregionen bewegt sich die Zahl der Grenzgänger im gewohnten Rahmen.

Im Kanton Zürich etwa ist nur eine minimale Steigerung der Anträge von Grenzgängern für eine Arbeitsbewilligung auszumachen, wie Irene Tschopp, Sprecherin des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Arbeit, erklärt. Diese stiegen von 24 im April 2003 auf deren 39 im September dieses Jahres.

Im Aargau wurden am 31. Juli 2003 rund 8600 Grenzgänger gezählt - in etwa gleich viele wie vor dem 1. Juni 2002. 84 % davon kommen gemäss dem kantonalen Migrationsamt aus Deutschland, weitere 13 % haben einen französischen Pass.

Basel-Stadt: kein Einfluss der Bilateralen I

In Basel-Stadt erhöhte sich die Zahl der Grenzgänger im vergangenen Jahr zwar um 3,8 %, wie es beim kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit hiess. Diese Steigerung liege jedoch im Rahmen der Vorjahre.

So war die Zahl der Grenzgänger im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr gar um rund 5 % gestiegen. Ein ähnliches Bild bietet sich im Baselbiet, wo die Zahl der Grenzgänger ebenfalls schon lange vor dem Inkrafttreten der Bilateralen I stetig zunahm.

Im Kanton Jura blieb die Zahl der Grenzgänger mit rund 4000 seit dem 1. Juni 2002 stabil, wie Liliane Cuenoud, Verantwortliche für die Arbeitsbewilligungen an Ausländer, sagte. Die meisten Grenzgänger, die im Jura engagiert seien, arbeiteten in der Hotellerie.

Genf und Waadt: 6,2 Prozent mehr

Anders verlief die Entwicklung in den Kantonen Genf, Waadt und St. Gallen. Hier wurden seit dem 1. Juni 2002 markante Anstiege der Grenzgängerzahlen verzeichnet. In Genf und im Waadtland waren es Ende 2002 rund 41 000 - 6,2 % mehr als im Vorjahr. 87 % dieser Grenzgänger arbeiteten im Kanton Genf.

Nicolo Paganini, Leiter des Amtes für Wirtschaft im Kanton St. Gallen, macht vor allem eine markante Steigerung jener Grenzgänger aus, die im Zuge der Bilateralen I Jahresaufenthalter wurden. Die Zahl der Grenzgänger sei etwas weniger stark gestiegen.

Von letzterer Möglichkeit profitierten auch die Grenzgänger in anderen Kantonen - allerdings blieb auch hier der grosse Ansturm aus. Sowohl im Kanton Zürich (rund 200) und im Aargau (257) blieben diese Zahlen seit dem 1. Juni 2002 hinter den Erwartungen zurück.

(fest/sda)

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