Segeln: Alinghi fordert unabhängiges Rennkomitee

publiziert: Sonntag, 23. Feb 2003 / 09:58 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 23. Feb 2003 / 11:16 Uhr

(Si) Am Wochenende wurden beim America´s Cup die Nerven aller Beteiligter strapaziert. Wegen schwachen Winden und der Weigerung von Team New Zealand wurde keine der beiden vorgesehenen Regatten ausgetragen.

Das Schweizer Boot Alinghi will endlich wieder segeln.
Das Schweizer Boot Alinghi will endlich wieder segeln.
Damit blieb es beim 3:0-Zwischenstand für Alinghi. Die vierte Regatta, die nun schon dreimal verschoben werden musste, sollte nun in der Nacht auf Montag nachgeholt werden.

Am Samstag durften beide Besatzungen in ihrer Basis bleiben, und dies zurecht: Die Windstärke erreichte kaum je sechs Knoten, bei der Absage um 12.25 Uhr waren es sogar nur noch zwei Knoten. Am Sonntag liefen dann die Kontrahenten zumindest planmässig aus. Was folgte, war eine fast endlose Warterei, obwohl die Bedingungen um 14 Uhr deutlich besser wurden. Renndirektor Harold Bennett sagte schliesslich um 16 Uhr ab, nachdem die "Kiwis" nicht mehr länger zuwarten wollten, während Alinghi nach wie vor segeln wollte.

Bei Alinghi war man über die Absage etwas ungehalten, wie Ernesto Bertarelli, ohne zu polemisieren, ausführte: "Heute hätte man segeln können. In Zukunft braucht es ein unabhängiges Rennkomitee, denn es kann nicht sein, dass eines der beiden Teams sagen kann, wann gesegelt wird und wann nicht." Harold Bennett ist ein leitender Funktionär der Royal New Zealand Yacht Squadron und dürfte im Zweifelsfall zumindest nicht gegen den Titelverteidiger entscheiden. Bis 15.30 Uhr ist es allein in seiner Macht, ob eine Regatta gestartet wird, danach braucht er das Einverständnis beider Teams. Bereits die Absage am Donnerstag war teilweise kritisiert worden.

Das Problem liegt aber nur teilweise in der Person Bennetts, primär im (in diesem Fall absurden) Reglement. Im Gegensatz zum Louis-Vuitton-Cup gibt es beim America´s Cup keine formellen Windlimiten. Gestern lagen die Winde zwischen acht und zehn Knoten und damit bei Stärken, bei denen man während der Challenger-Serie stets gesegelt wäre (Minimum sieben Knoten). Für den Fall, dass Alinghi den Cup nach Europa entführt, will das Genfer Syndikat die Änderung im "Protocol" des Titelverteidigers festhalten. "Das Rennkomitee darf sich nicht mehr mit den Teams beraten, sondern muss selber entscheiden", fordert Exekutivdirektor Michel Bonnefous. Allerdings bräuchte die Alinghi hierzu auch den Konsens des "Challenger of Record" (Oracle?), mit dem sie das Reglement ausarbeitet.

Männiglich spekuliert nun in Neuseeland, ob die lange Pause seit Dienstag nun den Einheimischen zum Vorteil gereiche und bei den Alinghi-Seglern das Momentum breche. Die Stimmung auf der "SUI 64" verriet zumindest keine Anzeichen von Nervosität; da und dort wurde sogar gescherzt. Bertarelli gewinnt den Verschiebungen nicht nur Negatives ab: "Nach den ersten drei Siegen hätten wir vielleicht etwas euphorisch und nachlässig werden können. Diese Gefahr ist nun sicher nicht da."

Nach Flaute nun Sturm?

Ob sich die meteorologische Situation in absehbarer Zeit bessert, ist unklar. In der Nacht auf heute waren zwischen 5 und 14 Knoten angesagt, ab morgen soll dann das andere Extrem eintreten. Ein mehrere Tage andauerndes Tief soll heftigen Regen und mehr als 25 Knoten Wind bringen. Nach den letzten Tagen sind allerdings auch diese Prognosen mit Vorsicht zu geniessen...

Auckland (Neus). America´s Cup. 4. Regatta. Alinghi (Sz) - Team New Zealand (Neus) wegen schwachen Winden erneut zweimal verschoben. -- Alinghi führt damit in der Best-of-9-Serie weiter 3:0. -- Nächste Regatta: Montag, 24. Februar.

(pt/sda)

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