Segeln: Die Wetterfrösche der Alinghi

publiziert: Dienstag, 25. Feb 2003 / 12:55 Uhr

(Si) Im America´s Cup ist das Segeln seit geraumer Zeit in den Hintergrund gerückt. Zunehmende Bedeutung haben derweil die Wetterfragen erlangt. Das Alinghi-Team verfügt mit Jon Bilger und Co. absolute Spitzen-Meteorologen.

Die Siege waren auch ein Verdienst der Meteorologen.
Die Siege waren auch ein Verdienst der Meteorologen.
Die Wetterbedingungen im Hauraki Gulf lassen Segler und Fans seit einer Woche verzweifeln. Nach den ersten drei planmässig ausgetragenen Regatten mit drei Alinghi-Siegen sorgten ein windarmes Hochdruckgebiet verbunden mit grosser Trockenheit sowie die Weigerung der "Kiwis", bei schwachen Winden anzutreten, für die Verschiebungen 1 bis 4. Seit Dienstag sorgen zeitweilig heftige Böen und starker Regen für ganz andere Verhältnisse. Die Folgen sind freilich die gleichen: weitere Zwangspausen. Am Donnerstag solls etwas besser sein, aber schon am Wochenende dürfte wieder Schwachwind herrschen.

Begünstigt werden diese Konstellationen durch die exponierte Lage zwischen zwei Meeren. Vorwiegend flache, schmale Landzungen, die das seeähnliche Gewässer umgeben, hindern kein Wellensystem daran, darüber hinweg zu ziehen. "Es gibt hier enorm vielfältige und häufige Hochs und Tiefs", sagte Alinghis Wetterteam-Chef Jon Bilger.

Frühaufsteher

Zusammen mit acht Kollegen versucht Bilger täglich, die speziellen Verhältnisse im Hauraki Gulf ("jeder Tag ist ganz anders") so zu analysieren, dass Russell Coutts und Konsorten danach die günstigen Winddrehungen erwischen. Bilger ist Frühsteher. Ab 06.30 Uhr studiert er mit seinem Team die Wettersysteme, um 08.30 Uhr werden die Afterguard und die Trimmer im Briefing über die Ergebnisse orientiert, und danach verteilt sich das Team auf acht Wetterboote.

"Die Daten werden automatisch zwischen Wetter- und Rennbooten transferiert", erklärte Bilger, der sich auf modernste Kommunikationsmittel stützt und das volle Vertrauen der Segler geniesst. Ein Beispiel: Als er sieben Minuten vor dem Start der dritten Regatta die Crew über einen bevorstehenden Rechtsdreher orientierte, entschied sich Coutts für den Flankenwechsel. Dieses Manöver war letztlich entscheidend für den Sieg zum 3:0. "Es war schon aufregend, zu sehen, wie gross der Unterschied war", freute sich Bilger.

Neuseeländisches Know-how

Das Genfer Syndikat überlässt auch im meteorologischen Bereich nichts dem Zufall und stützt sich auf einheimisches Know-how; sieben der neun "Wetterfrösche" sind Neuseeländer. Bilger, ein ehemaliger Segler, wurde 1992 in Barcelona Olympia-Siebenter in der 470-er-Klasse. Nach Erfahrungen im Syndikat von Chris Dickson 1995 und der Teilnahme an der Whitbread verschickte er Bewerungsschreiben mit Lebenslauf an verschiedene Challenger und kam schliesslich bei der Alinghi unter. Bilger hat nichts zu bereuen: "Das ist der beste Job, den ich je hatte."

Eng unterstützt wird Bilger von Jack Katzfey, der ein Programm zur Datenanalyse mitentwickelte, das jenen der Kontrahenten überlegen ist. Katzfey ist einer von zwei "Nicht-Kiwis" und weiss um die Bedeutung der Erfahrung der Einheimischen: "Das Gebiet um Auckland so gut zu kennen, ist hilfreich und noch wichtiger als an einem anderen Ort. Aber vor Überraschungen ist man hier nie gefeit."

Mitbestimmungsrecht

Die Alinghi-Leute haben bereits angekündigt, dass sie im Fall des Titelgewinns in einem gemässigteren Revier segeln wollen, um die Zahl der Pausen zu minimieren. Die Wettercrew ist seit einigen Monaten auch mit dem Studium der Dossiers der Kandidaten beschäftigt. Gibt es irgendwo ähnliche Bedingungen wie in Auckland, Jack Katzfey? "Im Mittelmeer kann dies schon vorkommen, zum Beispiel in Marseille", antwortet der Routinier, will dies aber nicht als Votum gegen die südfranzösische Hafenstadt verstanden wissen.

In der Frage des Austragungsorts gilt es ohnehin viele Faktoren gegeneinander abzuwägen, nicht zuletzt finanzielle Aspekte. Wie gross der Einfluss des Wetterteams auf die Wahl des Gewässers? "Wir werden unsere Empfehlungen abgeben. Dann sehen wir weiter", sagte Katzfey.

(bert/sda)

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