Seltsame italienische Fussballerseele

publiziert: Dienstag, 4. Jul 2006 / 07:24 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 5. Jul 2006 / 08:09 Uhr

Wie 1982 beim letzten WM-Titel lief bei Italien in der Vorbereitung alles schief, doch das Team von Marcello Lippi stört sich nicht daran - im Gegenteil.

Italien rückt um Topskorer Luca Toni zusammen.
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Im Süden von Duisburg, herrlich im Grünen gelegen, haben die Italiener ihr Teamcamp aufgebaut. In einem Landhaus, das vom ehemaligen Weltklasse-Gewichtheber Rolf Milser betrieben wird, logieren sie, auf dem Gelände des MSV Duisburg trainieren sie.

Trotz Hunderten von Fans, die sich täglich vor den Toren des Hotels einfinden, ist die «Squadra Azzurra» bestens abgeschottet und lässt niemand an sich herantreten. Im Vorfeld der WM wurde logistisch alles getan, damit nichts Störendes an das Ensemble herangeführt wird.

Ungestört blieben Francesco Totti und seine Mitspieler aller Planung zum Trotz nicht. Dafür hatte der Manipulationsskandal zu hohe Wellen geschlagen und weil einige der wichtigsten Exponenten des italienischen Fussballs sich in Deutschland befinden, verlagerte sich das Epizentrum des Skandals von Rom und Turin nach Duisburg.

Vor allem die Spieler des vom Zwangsabstieg bedrohten Juventus Turin mussten in den ersten Wochen massenweise Fragen zu den Geschehnissen in den letzten beiden Serie-A-Saisons beantworten oder sogar vor italienischen Gerichten vorstellig werden. Dabei machten die Spieler nicht immer ein glückliche Figur. Nachdem Fabio Cannavaro die Ereignisse heruntergespielt hatte, verlangten einige Medien seine Absetzung als Captain.

Erinnerungen an 1982

Was mit Juventus Turin und den anderen, weniger stark in den Skandal involvierten Vereinen passiert, wird Italien am 10. Juli erfahren, einen Tag nach dem WM-Final. Für einige Spieler entscheidet sich dann die Zukunft.

WM-OK-Chef Franz Beckenbauer urteilte vor dem Turnier, dass die Belastung für Italiens Nationalteam zu gross sein würde und verabschiedete es vorzeitig aus dem Favoritenkreis. Doch spätestens auf dem Fussballfeld ist von Zukunftsangst bei den Spielern, nichts mehr zu sehen.

Sie wachsen an den Schwierigkeiten. Ihre beste Leistung boten sie bisher im Viertelfinal gegen die Ukraine, kurz nachdem der Selbstmordversuch von Juve-Teammanager Gianluca Pessotto bekannt wurde.

Die drei Unentschieden in den Testspielen gegen die Elfenbeinküste, die Schweiz und die Ukraine sind mittlerweile nichts als Makulatur. Sie dienen sogar eher als gutes Omen und erinnern an 1982.

Damals gewann Italien auch keines seiner Vorbereitungsspiele, kam in der Vorrunde (nach drei Unentschieden) nur dank des besseren Torverhältnisses weiter und stand dermassen stark in der Kritik, dass den Spielern ein Redeverbot erteilt worden war.

Zum Held und Torschützenkönig des Turniers avancierte in Spanien ausgerechnet Paolo Rossi, der wegen Spielabsprachen erst gerade eine zweijährige Sperre abgesessen hatte. Den Halbfinal heute will der leicht ergraute Rossi nicht mit dem Final von 1982 (3:1 gegen Deutschland) vergleichen, obwohl die Begleitumstände ähnlich sind: «Wir fühlten uns damals unglaublich. In Dortmund denke ich, haben beide Teams ihre Chancen. Vielleicht ist Deutschland dank des Heimvorteils sogar leicht favorisiert.»

Italienischer Professionalismus

Nationalcoach Enzo Bearzot hatte Rossi überraschend nominiert und an ihm festgehalten, obwohl er seine sechs Tore erst nach der Vorrunde schoss. Auch Lippi hielt immer an seinen Schützlingen aus Turin, an Cannavaro, Gianluigi Buffon oder Gianluca Zambrotta, fest.

Sie haben es ihm gedankt. Cannavaro und Buffon sind die Eckpfeiler der starken italienischen Abwehr und Zambrotta schoss gegen die Ukraine das 1:0. Von den Tumulten blieben sie äusserlich unberührt.

Raimondo Ponte, der jetzige Trainer von YF Juventus, der auch schon ein italienische Mannschaft trainiert hat, ist darüber nicht erstaunt: «Die Spieler der Serie A müssen während der Saison sowiel Kritik einstecken, dass sie sich von äusseren Einflüssen nicht aus der Ruhe bringen lassen.»

Ponte glaubt, dass die Tumulte, dazu führen, dass das Team näher zusammenrückt: «Sie wollen zeigen, dass sie faire Sportsleute sind und ein gutes Bild von Italien abgeben.»

Weil es mit dem Wollen alleine nicht getan ist, ergänzt der Aargauer mit süditalienischen Wurzeln: «Die italienischen Spieler sind durch und durch professionell. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, das macht ihre Stärke aus.» Der wichtigste Faktor ist allerdings, dass «sie hervorragende Fussballer sind».

(Julien Oberholzer /Si)

 
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