«Senioren» und Alte
China altert schnell. Der Westen alterte auch, jedoch weniger schnell. Die Renten sind heute überall in Gefahr. Die Anhebung des Rentenalters ist deshalb nicht mehr tabu. In Ost und West.
Das Schweizer Beispiel ist hier deshalb von Belang, weil es zeigt, dass westliche Industriestaaten und Japan zuerst wirtschaftlich reich geworden sind, und erst danach die massive Alterung der Bevölkerung eingesetzt hat. Ganz anders in China und andern Schwellenländern. Zwar hat sich die Volksrepublik in den vergangenen 35 Jahren der Wirtschaftsreform mit traumhaften Wachstumsraten prächtig entwickelt. Die Armut ist entscheidend zurückgedrängt, den Menschen geht es besser und vor allem leben sie länger denn je zuvor. Allerdings hat die demographische Entwicklung zu Ungleichgewichten geführt.
Die chinesische Bevölkerung ist enorm angewachsen. Bei der Gründung der Volksrepublik 1949 zählten die Statistiker 560 Millionen Einwohner. Für den «Grossen Steuermann» und Staatengründer Mao Dsedong war eine möglichst hohe Einwohnerzahl wichtig. So verhöhnte er denn auch die Atommacht Amerika als einen «Papiertiger», weil China einen Nuklearschlag, wenn auch mit Dutzenden von Millionen Todesopfern, ohne weiteres überleben könne. Mit Beginn der Wirtschaftsreform 1978 wurde die 1-Kind-Familienpolitik eingeführt. Zur Sicherung des Wohlstands, wie der grosse Reformer Deng Xiaoping damals argumentierte.
Die erste Milliarde wurde 1984 und die 1,3-Milliardenmarke zwanzig Jahre später erreicht. Heute leben in China 1,36 Milliarden Menschen, in nochmals zwanzig Jahren werden es nach offiziellen chinesischen Prognosen 1,5 Milliarden sein. Zur Jahrhundertmitte wird mit einem Maximum von rund 1,6 Milliarden gerechnet. Ohne die 1-Kind-Familienpolitik wäre dieses Maximum wohl schon heute erreicht mit unabsehbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen.
Bei der Einführung der AHV 1948 machte ein Rentenalter von 65 Jahren durchaus Sinn. Die Lebenserwartung für Schweizer Männer betrug gerade einmal 66 Jahre, für Frauen waren es 71 Jahre. Auch in China ist es deshalb nicht erstaunlich, dass bei der Staatsgründung 1949 das Rentenalter für Angestellte beim Staat, der Partei und den Staatsbetrieben sehr tief angesetzt worden ist. Die mittlere Lebenserwartung betrug 1950 nur 41 Jahre. Frauen durften sich so zwischen ihren 50. Und 55. Altersjahr zur Ruhe setzen, die Männer mussten bis zum 60. Altersjahr am Arbeitsplatz ausharren. Heute verabschieden sich Chinesinnen und Chinesen im Schnitt mit 53 Jahren in den Ruhestand. Und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Die Lebenserwartung freilich ist von den einst tiefen 41 Jahren auf heute 71 Jahre für Männer und 75 Jahre für Frauen angestiegen. Das Rentenalter jedoch blieb unangetastet. Nach repräsentativen Umfragen soll das, wenig verwunderlich, auch in Zukunft so bleiben. Satte siebzig Prozent der Befragten wollen partout kein höheres Rentenalter. Ähnliche Umfrageergebnisse wären wohl auch in der Schweiz zu erwarten.
Chinas rote Mandarine - angefangen bei Parteichef Xi Jinping und Premier Li Kejiang - wollen freilich lang aufgeschobene Veränderungen jetzt möglichst schnell nachholen in einem rasch sich entwickelnden wirtschaftlichen und sozialen Umfeld. Das Ministerium für Personelles und Soziale Sicherheit hat in- und ausländische Experten, die Weltbank und die Internationale Arbeitsorganisation eingeschlossen, um Rat gefragt. Das Rentenalter, so die übereinstimmenden Empfehlungen, soll für Männer und Frauen um fünf Jahre angehoben werden. Immerhin «eine stufenweise Anhebung» des Rentenalters fand dann Ende letzten Jahres im jährlichen Partei-Powwow über Ökonomie Eingang ins offizielle Strategie-Papier. Personal-Minister Yin Weimin wurde noch deutlicher: «Wir werden definitiv den Plan noch vor 2020 einführen».
Der Entscheid von ganz Oben kommt nicht zu früh. Erstmals nämlich beginnt die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung leicht zu sinken. In den letzten zwei Jahren um sechs Millionen auf 700 Millionen insgesamt. Die Zahl der Rentner freilich steigt. Derzeit sind es rund 200 Millionen. In zehn Jahren werden es 300 Millionen, und bis Mitte des Jahrhunderts könnten es nach Berechnungen chinesischer Demographen fast eine halbe Milliarde sein. Das wäre dann, so Zhang Juwei von der Akademie für Sozialwissenschaften, ein knappes Drittel der Gesamtbevölkerung. Zhangs Verdikt: «Vor dem Hintergrund der derzeitigen Geburtenrate altert China extrem schnell im internationalen Vergleich».
Chinas Modernisierung der letzten dreieinhalb Jahrzehnte war atemberaubend und einmalig in der Weltgeschichte. Bei der Alterung der Gesellschaft ging es jedoch noch viel schneller. Anders ausgedrückt, China wird alt bevor es reich wird. Die Schweiz, Japan, die westlichen Industrienationen wurden dagegen reich bevor sie alt wurden. In Zahlen ausgedrückt: Das Brutto-Inlandprodukt (BIP) pro Kopf in Industriestaaten - so Direktor Li Wei, Forscher bei einer Denkfabrik der Regierung - habe zwischen 5000 und 10'000 US-Dollar betragen, als der Prozess der gesellschaftlichen Alterung begann. Doch als der Alterungsprozess in China einsetzte, lag das Pro-Kopf-BIP lediglich bei etwa 1000 US-Dollar.
Für alle Menschen ist im 21. Jahrhundert die steigende Lebenserwartung eine finanzielle, besonders aber soziale Herausforderung. Für China ist die Aufgabe umso schwieriger zu lösen, weil das Renten-System unterentwickelt ist und dringend der Erweiterung bedarf. Schon um Luan, d.h. soziales Chaos und Unruhen zu verhindern. Ein Angestellter oder Arbeiter in der Stadt (Regierung, Staatsbetriebe) kommt pro Jahr auf eine Rente von 22'000 Yuan (umgerechnet etwa 3700 Franken), ein Bauer, so er denn überhaupt versichert ist, erhält knapp 900 Yuan. Mit diesen Summen kann man weder in Chinas Städten und noch viel weniger auf dem Land leben. Das Ziel der Regierung ist ein flächendeckendes System mit Rente und Krankenversicherung für alle. Davon jedoch ist man derzeit in China noch weit entfernt.
Die Regierung in Peking lässt es nicht dabei bewenden. Schliesslich ist die Rentenfrage auch eng an die offizielle Parteilinie der «Harmonischen Gesellschaft» und des «Chinesischen Traums» geknüpft. Deshalb haben die Behörden mit dem speziell dafür gestalteten «Gesetz zum Schutze der Rechte und Interessen älterer Menschen» im vergangenen Jahr Meister Kong bemüht. Das natürlich wirkt in einer konfuzianisch geprägten Kultur, wo Respekt vor dem Alter tief im kollektiven Bewusstsein verankert ist. Kinder sind nun verpflichtet qua Gesetz, sich um die Altvorderen zu bemühen. Spirituell, vor allem aber auch materiell. Das wird nicht immer leicht sein. Mit der 1-Kind-Familie nämlich ist eine Generation von jungen Chinesen und Chinesinnen herangewachsen, die alleine um Eltern und Grosseltern kümmern müssen. Es ist das 4-2-1-Syndrom. Ein Kind, zwei Eltern, vier Grosseltern. Nicht von ungefähr wurde die 1-Kind-Familinepolitik vor kurzem leicht gelockert. Wenn beide Ehepartner aus einer 1-Kind-Familie stammen, dürfen sie zwei Kinder haben. Das ist gut für den finanziellen aber auch für den spirituell, sozialen, also den konfuzianischen Aspekt des Problems.
Immerhin, in China muss man dank Meister Kong noch nicht zum Euphemismus «Senioren» greifen. Alte dürfen noch echt alt sein und werden von den Jungen mit grossem Respekt noch Alte genannt.
(Peter Achten/news.ch)
-
00:44
begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter -
15:19
Mit Queen Mary 2 Norwegens Fjorde entdecken -
16:42
TripAdvisor: Britische Restaurants in der Schweiz beliebter als österreichische -
16:05
Vom Traum zur Wirklichkeit - Ziele erreichen mit Reach Goals -
15:49
Strahlend schön in jedem Alter: Die besten Gesichtscremes für reife Haut ab 60 -
21:56
Die Kopfhörer für erholsamen Schlaf -
21:23
Die Wohnung mit Vintagemöbeln und Designklassikern einrichten -
17:41
Warum Eltern in der Schweiz ihre Kinder aus der öffentlichen Schule nehmen - und in einer Privatschule unterbringen -
16:58
Durchbruch bei der Wasserstoffproduktion -
16:08
Schweizer Zoll 2023: Auf dem Weg zur vollständigen Digitalisierung - Letzte Meldungen
- Freie Stellen aus der Berufsgruppe NGO, NPO, Hilfswerke
- Leitung Zentrale Dienste (80 - 100%), Mitglied des Managementteams
Arlesheim - Ihre Aufgaben: Sicherstellung und Gewährleistung eines stabilen, effizienten und kostenbewussten... Weiter - Fachleiter/in Klimaschutz (70-80%)
Bern - Du bist Dreh- und Angelpunkt der SAC-Klimastrategie. Deine Aufgaben Ansprechperson für die Themen... Weiter - Bis zu CHF 500.- pro Tag als Dialoger*in / Social Promoter*in für NPOs
Schweiz - Deine Tätigkeit: Als Fundraiser*in bzw. Dialoger*in setztest du dich für tolle Schweizer... Weiter - Pfarreiseelsorgerin / Pfarreiseelsorger 90 - 100 %
Zug - Arbeiten Sie gerne mit Menschen verschiedenen Alters zusammen? Sind Sie motiviert, kreativ und... Weiter - Theatre Manager (50%)
Baar - General Description The Theatre Manager serves as a member of the Middle School Faculty Team, while... Weiter - Abteilungsleiter*in Case Management & Job Coaching (80 %)
Männedorf - Ihre Aufgaben Führen und Weiterentwickeln der Abteilung mit aktuell 8 Mitarbeitenden (Männedorf 7,... Weiter - Mitarbeiter:in Ratgeber (80%)
Basel - Welche Hauptaufgaben warten auf Sie? Sie beantworten über verschiedene Kommunikationskanäle... Weiter - Agogische*n Mitarbeiter*in / Stv. Leiter*in Mahlzeitenservice
Basel - Kiebitz ist Ansprechpartner für Menschen, Organisationen und Unternehmen bei beruflichen... Weiter - Fundraising Texter*in (80-100%)
Zürich - Dein Aufgabenbereich Texten für Fundraising-Mailings, das Spendenmagazin Aktuell sowie den... Weiter - Führungsunterstützung für die Leiterin HR (60-80 %)
Luzern - Das Richtige tun. In der Schweiz und in rund 20 Ländern auf vier Kontinenten. Engagieren Sie sich... Weiter - Über 20'000 weitere freie Stellen aus allen Berufsgruppen und Fachbereichen.
Internetpräsenz aufbauen?
www.weltgeschichte.ch www.lebensentwurfs.swiss www.dutzenden.com www.euphemismus.net www.vergleich.org www.weltbank.shop www.gesamtbev.blog www.jahrhundert.eu www.entscheid.li www.angestellte.de www.papiertiger.at
Registrieren Sie jetzt komfortabel attraktive Domainnamen!
Heute | Mi | Do | |||
Zürich | 5°C | 16°C | |||
Basel | 8°C | 18°C | |||
St. Gallen | 4°C | 14°C | |||
Bern | 4°C | 16°C | |||
Luzern | 6°C | 16°C | |||
Genf | 5°C | 16°C | |||
Lugano | 6°C | 17°C | |||
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten |
- Die Wertvollsten Spieler im Fussball: Aktuelle Top-Stars
- Die verborgenen Taktiken der Fussballmannschaften
- Superfoods für Fussballer: Welche Nahrungsmittel steigern die Ausdauer und Leistung auf dem Feld?
- Jenseits der Top-Clubs: Die Seele des Fussballs in kleinen Vereinen
- So gestalten Sie eine unvergessliche Fussballparty
- Der emotionale Aufstieg: Wie Fans die Siege ihres Teams hautnah erleben
- Lost in Translation: Herausforderungen bei der Übertragung von Fussballbegriffen ins Schweizerdeutsche
- Mehr Fussball-Meldungen
- Fingerfood und Cocktails im Fokus der Wirtschaft: So beeindrucken Sie Ihre Geschäftspartner
- TripAdvisor: Britische Restaurants in der Schweiz beliebter als österreichische
- Vom Traum zur Wirklichkeit: Die Reach Goals-Methode
- Privatkredit versus Leasing: Die kluge Entscheidung für Ihre Finanzen
- Durchbruch bei der Wasserstoffproduktion
- Schweizer Zoll 2023: Auf dem Weg zur vollständigen Digitalisierung
- Der Schweizer Arbeitsmarkt im Februar 2024
- Weitere Wirtschaftsmeldungen
- Durchbruch bei der Wasserstoffproduktion
- Uhren für Klimaaktivisten: ID Genève setzt voll auf Nachhaltigkeit
- Revolutionäre Energiespeicher: Superkondensator aus Zement, Wasser und Russ
- «co-operate»: Modell für klimagerechtes Bauen
- Schweizer Finanzplatzakteure entwickeln gemeinsam die Net-Zero Data Public Utility
- Tesla baut neue Mega-Factory in Shanghai
- domains.ch zieht um ins Rechenzentrum Ostschweiz
- Letzte Meldungen
- Die Kopfhörer für erholsamen Schlaf
- Der Renault 5 kommt zurück - diesmal elektrisch
- Makerspaces: Orte der Kreativität und Innovation
- 13,3% der Erwerbstätigen verwenden bei ihrer Arbeit nie digitale Geräte
- Paysafecard - so funktioniert das elektronische Zahlungsmittel
- BYD: Der chinesische Elektroauto-Gigant ist auf dem Weg
- Inmitten der Digitalisierung: Wie Technologie das Entertainment verändert hat und was vor uns liegt
- Letzte Meldungen
- Seminare zum Thema Chinesisch-Sprachkurse
- Chinesisch Anfänger*innen Niveau A1 1. Teil
- Chinesisch Anfänger*innen
- Chinesisch Anfänger*innen A1 1. Teil
- Chinesisch Anfänger*innen A1 1. Teil - Hybridkurs
- Chinesisch Anfänger*innen 1. Teil
- Chinesisch für die Reise
- Chinesisch Anfänger/innen - Onlinekurs
- B1.10 Chinesisch
- B2 Chinesisch
- A1.1 Chinesisch
- Weitere Seminare