Sex-Skandal an deutschen Schulen weitet sich aus

publiziert: Donnerstag, 18. Feb 2010 / 15:46 Uhr / aktualisiert: Freitag, 19. Feb 2010 / 00:30 Uhr

Berlin - Zudringlichkeiten, Schläge auf nackte Haut, Anfassen von Genitalien: Der Skandal um sexuellen Missbrauch an Jesuiten-Kollegs und anderen Schulen in Deutschland zieht immer grössere Kreise. Inzwischen werden auch zwei Frauen beschuldigt.

Der Missbrauchsskandal weitet sich aus.
Der Missbrauchsskandal weitet sich aus.
5 Meldungen im Zusammenhang
Insgesamt gibt es bei den Jesuiten bis zu zwölf mutmassliche Missbrauchstäter, wie die vom Orden beauftragte Anwältin Ursula Raue in Berlin sagte.

Landesweit hätten sich bislang 115 bis 120 Missbrauchsopfer gemeldet, unter ihnen seien auch frühere Schülerinnen. Ausserdem haben sich Opfer gemeldet, die nicht an Jesuiten-Schulen waren. Darunter sei auch jemand von einer evangelischen Einrichtung.

Sie habe Berichte über Opfer, die sich das Leben genommen hätten, sagte die Anwältin. Bei anderen brächen nun verborgene Verletzungen wieder auf. «Es gibt Verfehlungen und Wunden, die heilen offenbar nicht.» Manche Männer offenbarten sich zum ersten Mal.

Forderung nach Entschuldigung

80 Prozent der Opfer gehe es nicht um finanzielle Entschädigung, sagte Raue. «Viele sind bereits erleichtert, dass sie ihre Geschichte erzählen können.» Andere setzten auf eine ernst gemeinte Entschuldigung.

Die Jesuiten reagierten mit Erschrecken und Scham auf Raues Zwischenbericht. Der Ordensprovinzial der Jesuiten, Stefan Dartmann, teilte in München mit: «Das Ausmass dieser Übergriffe, in denen sich sexuelle und sadistische Motive mischen, ist für den Orden erschreckend und beschämend.»

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hält sich weiter bedeckt. Er wolle sich zu dem Thema am Montag in Freiburg zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der katholischen Bischöfe äussern, sagte eine Sprecherin.

Alle Taten verjährt?

Die jüngsten bekannten Fälle ereigneten sich nach dem Bericht Mitte der 1980er Jahre. Raue sagte, sie gehe davon aus, dass alle Taten verjährt sind. «Den Formulierungen in den Akten kann man entnehmen, dass es in den meisten Fällen dem Orden bekannt war.» Konsequenzen habe es aber nicht gegeben.

Das Berliner Canisius-Kolleg hatte im Januar die ersten Missbrauchsfälle öffentlich gemacht, dort sind inzwischen 40 bis 50 Fälle bekannt. Immer mehr Opfer meldeten sich, auch von den Jesuiten-Schulen St. Blasien im Schwarzwald und Aloisiuskolleg in Bonn.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Berlin - Die deutsche Regierung will ... mehr lesen
Die deutsche Familien- und Jugendministerin Kristina Schröder.
Die Deutsche Kirche arbeitet mehr als 250 Verdachtsfälle auf. (Symbolbild)
Hamburg - Bei der katholischen Kirche in Deutschland melden sich immer mehr Opfer sexuellen Missbrauchs. Seit Enthüllung der Übergriffe von Geistlichen auf Schüler am Canisius-Kolleg in Berlin ... mehr lesen
Ein katholischer Orden in Irland hat angekündigt, in seiner Obhut misshandelte Kinder mit insgesamt 128 Millionen Euro zu entschädigen.
Dublin - Ein katholischer Orden in Irland hat angekündigt, in seiner Obhut misshandelte Kinder mit insgesamt 128 Millionen Euro zu entschädigen. Die Entschädigung solle der ... mehr lesen
London/Dublin - Gegen die katholische Kirche in Irland werden in einem ... mehr lesen
Schwere Anschuldigungen gegen Kirchen-Heime in Irland. (Symbolbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Minimalismus ist eine Lebensphilosophie, die sich auf das Wesentliche konzentriert.
Minimalismus ist eine Lebensphilosophie, die ...
Publinews In unserer heutigen Welt, geprägt von Konsum und Überfluss, erscheint die Idee des Wegwerfens oft negativ behaftet. Doch die Kunst des Loslassens, die weit über die blosse Entsorgung von Gegenständen hinausgeht, birgt tiefgreifende Vorteile für unser Wohlbefinden und unsere Beziehung zu unserem Lebensraum. Indem wir uns von unnötigem Ballast befreien, schaffen wir Raum für Neues und gewinnen Freiheit und Klarheit in unserem Alltag. mehr lesen  
Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft des Thurgaus, thront das Hotel Kloster Fischingen majestätisch auf einem Hügel. Wo einst Mönche ... mehr lesen  
Das Kloster Fischingen aus der Luft.
Anbetung der Könige, Darstellung um 1500, als die Kolonialisierung Amerikas und Afrikas Fahrt aufnimmt. Altargemälde, Kirche St. Peter und Paul, Zug, um 1493.
Bis zum 07.01.2024  Wie aus vielen Magiern drei Könige ... mehr lesen  
Fotografie Fotoausstellung über Lagos, Religion und Lotterie  Das Photoforum Pasquart präsentiert in Zusammenarbeit mit der Fondation Taurus und den Bieler Fototagen die Ausstellung «Give us this Day» des nigerianischen Fotografen Anthony Ayodele Obayomi, Gewinner des Taurus Prize for Visual Arts 2019. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten