Martina Hingis bekommt beim WTA-Turnier in Charleston im US-
Bundesstaat South Carolina die Chance zur Revanche für die Final-
Niederlage im diesjährigen Australian Open. Die Weltranglisten-
Erste trifft am Sonntagabend (Beginn 19.00 Uhr) im Endspiel auf die Amerikanerin Jennifer Capriati.
Ende Januar in Melbourne hatte vor dem Final alles für Martina
Hingis gesprochen, zumal sie erstmals am selben Turnier beide
Williams-Schwestern bezwungen und gegen Jennifer Capriati eine
makellose Bilanz (5:0) aufgewiesen hatte. Dass sie als grosse
Favoritin ihren vierten Major-Final in Folge dennoch verlor, führte
die Schweizerin damals auf die Müdigkeit zurück.
Ausgelaugt dürfte Martina Hingis diesmal kaum sein, denn nach
dem überraschend deutlichen Viertelfinal-Erfolg gegen die Französin
Amélie Mauresmo kam sie auch gegen die Defensivkünstlerin Conchita
Martinez unerwartet locker zum Sieg. Nach vier Breaks zum 2:2 im
Startsatz konnte Martina Hingis gegen die zu fehlerhafte Spanierin
schalten und walten, wie sie wollte, gewann acht Spiele
hintereinander und sicherte sich den 10. Sieg im 13.
Aufeinandertreffen mit der als Nummer 3 gesetzten Martinez in 74
Minuten. Deren gestriger Auftritt war ein Spiegelbild dessen, was
sie in dieser Saison bislang zustande gebracht hat. Nach dem
Turnier in Sydney, wo sie im Halbfinal ebenfalls an Martina Hingis
gescheitert war, gewann sie bei ihren vier folgenden Turnieren noch
eine einzige Partie, verlor demgegenüber aber gegen Spielerinnen
wie Emmanuelle Gagliardi, Silvia Farina (zweimal) und Jelena
Bowina.
Martina Hingis ihrerseits strebt heute ihren ersten Titel seit
zwei Monaten an. Nach ihrem Triumph von Ende Februar in Dubai war
sie auf der US-Tournee nie mehr über die Halbfinals hinaus
gekommen. Dem Final gegen Jennifer Capriati kann sie zuversichtlich
entgegen blicken, denn nach anfänglichen Schwierigkeiten gegen die
kaum bekannte Deutsche Bianka Lamade und die Kroatin Iva Majoli war
sie zuletzt immer besser in Fahrt gekommen. Sie hat damit nicht
zuletzt sich selbst bewiesen, dass sie auch in Abwesenheit ihrer
Mutter und Trainerin Melanie Molitor erfolgreich Tennis zu spielen
vermag. Entsprechend gelassen gab sie sich im Hinblick auf die
Neuauflage des Australian-Open-Endspiels. «Ich bin schon froh,
wieder in einem Final zu stehen. Ich habe nichts zu verlieren. Mal
schauen, was dabei herauskommt.»
Ebenso ungefährdet wie Martina Hingis war Jennifer Capriati in
ihrem Halbfinal. Für die in den letzten Tagen so sehr überraschende
Deutsche Marlene Weingärtner (WTA 63) war die Amerikanerin eine
Nummer zu gross und siegte in nur 50 Minuten 6:0, 6:2. «Ich werde
auch gegen Hingis bereit sein», sagte die 25-Jährige, die im neuen
Ranking auf jeden Fall um einen Rang auf die vierte Position
vorstossen und damit so gut wie noch nie in ihrer turbulenten
Karriere klassiert sein wird.
(ba/news.ch)