Simon Ammanns Coup ergab zweites nordisches Gold

Simon Ammann: Dank 'Querdenkern' und 'Tüftlern' zum Olympiasieg

publiziert: Montag, 11. Feb 2002 / 09:44 Uhr

Park City - Simon Ammann (20) sorgte in Park City auf der Normalschanze mit dem Gewinn der Goldmedaille nicht nur für einen historischen Skisprung-Triumph, sondern wurde als erst zweiter Schweizer Nordischer nach dem Kombinierer Hippolyt Kempf (1988 in Calgary) Olympiasieger. Hinter dieser schlicht sensationellen Leistung steht ein ganzes Team, das seit zwei Jahren nur auf dieses Ziel hingearbeitet hat.

Als staunender kleiner Junge, zwar schon 16-jährig, aber nur 1,55 m gross und 42 kg schwer, hatte sich Simon Ammann Ende Dezember 1997 in Oberstdorf mit dem 15. Rang für die Olympischen Spiele in Nagano qualifiziert. Schon damals war ihm der Teammantel zu gross gewesen. Auch diesmal wirkte die 'Harry-Potter-Kluft', die jeder Guggenmusik gut anstehen würde, am mittlerweile auf 1,72 m gewachsenen und 55 kg schweren Toggenburger bei der Siegerehrung eher zu gross.

In den vier Jahren dazwischen hat sich sonst aber beim Normalschanzen-Olympiasieger, der in Japan auf der kleinen Schanze 35. geworden war, einiges verändert. Auch wenn er zwischenzeitlich in Predazzo noch einmal Zwölfter (Dezember 1999) wurde, machte er bis zu seinem ersten Podestplatz (Zweiter) Mitte Dezember 2001 in Engelberg mehr Tiefs als Hochs durch.

Neuer Schuh brachte die Wende

Auch dieser Winter begann nicht nach Wunsch. Ein 30. Rang in Kuopio war zuerst die magere Ausbeute. Dann qualifizierte sich der gegenwärtige Neunte des Weltcups dreimal hintereinander nicht für die Weltcupwettbewerbe (einmal Kuopio und zweimal Neustadt). Erst im Hinblick auf den ersten Saisonhöhepunkt in Engelberg erfolgte die Wende. Nationaltrainer Berni Schödler, dem kein Aufwand zu schade ist, damit seine Leute Erfolg haben können, verpasste Simon Ammann einen neuen Schuh. Ein Produkt aus der ehemaligen DDR, mit dem der 18-jährige Stephan Hocke (De) wenige Tage zuvor in Neustadt seinen ersten Weltcup-Triumph gefeiert hatte. Mittlerweile verwenden diesen Schuh noch mehrere Springer (Schmitt, Horngacher etc.). Damit hatte Simon Ammann plötzlich beim Absprung mehr Gefühl, hatte besseren Kontakt zum Ski, und die Sprünge gingen plötzlich weit. Die Folge waren vier Podestplätze in Serie und ein sechster Gesamtrang bei der Vierschanzentournee.

Dies ist aber nur ein Punkt in der Wende vom mittelmässigen Springer zum Weltspitzen-Athleten. Simon Ammann hat dank einem verständnisvollen Rektor, der ihn die Matur innerhalb von zwei Jahren statt alles aufs Mal absolvieren lässt, den Rank in der Schule gefunden. Dazu hat er auf das Krafttraining des früheren Günthör-Trainers Jean-Pierre Egger extrem gut angesprochen. Aber auch das ganze Schweizer Betreuerteam mit Berni Schödler, Diszplinchef Gary Furrer, dem Psychologen Hans-Peter Gubelmann und Physiotherapeut Daniel Peter hat wie für die anderen Teamangehörigen auch, eine Superarbeit geleistet, nutzte alle Ressourcen (Wachstests, Anzugtests, Belag- und Geschwindigkeitstests, Windkanalversuche, Absprung-Kraftmessungen etc.), die es zum Erfolg braucht. "Sie sind Tüftler und Querdenker, keine Kopierer", brachte es Harry Sonderegger, der Leistungssportverantwortliche bei Swiss-Ski, auf den Punkt.

Zeit zum Feiern blieb für die Schweizer Springer und ihre Betreuer wenig. Als für Simon Ammann der erste grosse Interview- Stress vorüber war, sassen sie am späten Nachmittag im Kaffeehaus des olympischen Dorfes beisammen. Eine Cartoonistin bannte das ganze Team auf Papier. "Danach gab ich bereits das Programm für die Grosschanze bekannt. Es ist wichtig, dass wir nicht abheben, denn es geht weiter. Wir haben auf der Grossschanze noch zwei wichtige Wettkämpfe", sagte dazu Berni Schödler, der Hunderte von Telefonanrufen auf sein Handy erhielt. Darunter auch einen von Heinrich Ammann, dem Vater von Simon. "Er erzählte, dass es im Toggenburg rund zu und her gehe", sagte Schödler.

Leute haben Plausch

Eine Riesenstimmung herrschte am Abend im 'House of Switzerland' in Salt Lake City, wo Simon Ammann nach der Medaillenübergabe hinkam. "Von der ewigen Fragenstellerei habe ich jetzt langsam genug", sagte Simon Ammann, "aber ich sehe, wie die Leute hier den Plausch an meiner Leistung haben. Das freut mich ausserordentlich."

Die goldene Auszeichnung war ihm kurz zuvor von der polnischen Leichtathletik-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Irena Szewinska, heute IOC-Mitglied, übergeben worden. Den Blumenstrauss erhielt der Toggenburger stilgerecht von einem 'skisprungverrückten' Japaner: von Yoshiro Ito, dem FIS-Vizepräsidenten und Präsidenten des Sapporo Ski Clubs, der auf der für 100 Millionen Dollar neu gebauten Grosschanze Weltcup-Springen durchführt.

An selber Stelle hatte Walter Steiner am 11. Februar 1972, also gestern (Montag) vor 30 Jahren, die Silbermedaille auf der alten Grossschanze gewonnen. Der Wildhauser, der in diesem vom Wind und Zufall geprägten Wettkampf als erster Schweizer Springer Olympia- Edelmetall nach Hause brachte, lebt heute in Falun, wo er für die Friedhofverwaltung arbeitet. "Wir haben das Springen am Fernsehen geschaut", sagte seine Frau Gunilla Back, "und Walter hat sich wirklich sehr über den Erfolg von Simon Ammann gefreut."

(Kurt Henauer, Utah Olympic Park/sda)

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