Simon Ammann: «Ich sehe mich immer als Jäger»

publiziert: Samstag, 3. Jan 2009 / 11:07 Uhr / aktualisiert: Samstag, 3. Jan 2009 / 15:05 Uhr

Simon Ammann büsste an der Vierschanzentournee mit dem 2. Platz im Neujahrsspringen zwar die Gesamtführung ein, aber nichts von seiner Zuversicht.

Simon Ammann zwischen Selbstvertrauen und Selbstkritik.
Simon Ammann zwischen Selbstvertrauen und Selbstkritik.
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Simon Ammann, hat die «psychologische Kriegsführung» jetzt auch im Skispringen Einzug gehalten?

Simon Ammann: «Eigentlich nicht, obwohl es rundherum den Anschein macht. Man muss natürlich gewisse Akzente setzen. Ich überprüfe aber nicht, was andere tun oder von sich geben, sondern schaue, dass es für mich selber aufgeht. An Silvester war ich ein bisschen wie auf Nadeln. Darum der Verzicht auf die Qualifikation. Man muss auch einmal sagen können: ´Jetzt habe ich genug, jetzt ziehe ich mich zurück.´ Das braucht es an einer Tournee.»

Ist es Ihnen lieber, einen halben Punkt hinter Wolfgang Loitzl zu liegen, als einen halben Punkt hinter Gregor Schlierenzauer?

Ammann: «Das weiss ich nicht. Schliesslich kenne ich den Schlussstand noch nicht. Die Ausgangslage ist sehr gut. Unmittelbar nach meinem ersten Sprung in Garmisch dachte ich noch: Jetzt muss ich aufpassen, dass mich Gregor nicht distanziert. So gesehen bin ich sehr froh, dass Wolfgang und ich in der Gesamtwertung jetzt so deutlich vorne liegen. Für Wolfgang geht in Innsbruck die Post ab, wenn er als Führender im eigenen Land antritt. Das war bei mir in Engelberg ja auch der Fall. Nun habe ich es sicher einfacher.»

Haben Sie Gregor Schlierenzauer in Sachen Gesamtsieg noch auf der Rechnung?

Ammann: «Gregor ist auch mit 23 Punkten Rückstand nicht zu unterschätzen, obwohl er in Garmisch Nerven zeigte, was mich doch ein bisschen erstaunte. Trotzdem ist Gregor sicher auch einer von denen, die sich in den nächsten Springen konstant stark präsentieren werden.»

Gregor Schlierenzauer selber sagt, Sie seien für Ihn nicht uneinholbar und würden einen müden Eindruck machen.

Ammann: «Ich schaffe es, im Wettkampf topfit zu sein. Und ich bin ein Tournee-Mensch, das ist ganz wichtig. Je länger, desto besser.»

Man hatte nach dem Neujahrsspringen den Eindruck, Sie würden den 2. Platz sehr locker nehmen. Wurmt es Sie nicht, dass Sie nach einem so tollen ersten Sprung noch von Wolfgang Loitzl geschlagen wurden?

Ammann: «Wenn ich die Fakten anschaue, sehe ich die vier Maximalnoten von Wolfgang im zweiten Durchgang. Da büsse ich ein paar Punkte ein. Zudem ging mein Sprung nicht ganz auf. Das gab den Ausschlag. Ich bin selbstkritisch. Aber ein 2. Platz ist ein 2. Platz und in der Gesamtwertung sind wir zwei nun vorneweg. Ich bin auf einem guten Weg.»

Nach Ihrem Sieg in Oberstdorf sagten Sie, Sie hätten zu viel mit Ihrem Willen und Ihrer Klasse machen müssen. Ist es Ihnen gelungen, technisch wieder einen Schritt voranzukommen?

Ammann: «Das ging auf den Wettkampf hin recht gut auf. Im Training war ich dabei, aber ich hatte noch nicht alles umsetzen können.»

In Garmisch sagten Sie, der Absprung sei nicht so satt gewesen. Heisst das, dass sich Ihre Beine wie schon in Oberstdorf nicht vollkommen frisch anfühlten?

Ammann: «Sie waren in einem guten Zustand, aber sicher noch nicht ganz in einem optimalen. Ich muss aber nicht unbedingt den perfekten Wettkampf suchen, sondern einfach weitenmässig vorwärtskommen und entspannt bleiben. Weil mir das im zweiten Durchgang nicht so gut gelang, kann ich im Endeffekt schon Selbstkritik üben.»

Der erste Wettkampf-Sprung im neuen Jahr auf 140 m hatte es dafür in sich. Wo würden Sie den einstufen, wenn Sie ihn mit den anderen ganz guten dieses Winters vergleichen? Auf einer Stufe mit Pragelato oder Trondheim?

Ammann: «Schwierig zu sagen. Ich flog richtig raus, hielt die Ski extrem flach. Aber das Niveau von Pragelato erreichte ich noch nicht. Ich hoffe aber schon, dass ich an der Tournee noch mein allerfeinstes Skispringen zeigen kann.»

Ihr ehemaliger Teamkollege Sylvain Freiholz sagte, ein Sprung wie der erste in Garmisch gehe in neun von zehn Fällen in die Hose und dann werde es gefährlich. Teilen Sie diese Einschätzung?

Ammann: «Wenn das Selbstvertrauen so gross ist, funktioniert es. Auch das Wissen um die perfekte Materialabstimmung spielt mit. Es ist beruhigend, dass ich einen solchen Sprung voll durchziehen kann. Im zweiten Durchgang lautete die Aufgabe, nicht mehr das gleiche Risiko einzugehen und trotzdem einen guten Sprung zu machen. Das konnte ich nicht zu 100 Prozent vereinbaren.»

Ist es auch ein Vorteil, dass sich das Thema Grand Slam (Siege in allen vier Tournee-Springen) erledigt hat und Sie sich ganz auf die Gesamtwertung konzentrieren können?

Ammann: «Die Gesamtwertung ist das, was für mich zählt. Um zu reüssieren, braucht es vier gute Wettkampf-Tage. Meine Methode ist, dass ich mich nie als Gejagten sehe, sondern immer als Jäger. Als Jäger nach dem bestmöglichen Resultat. Darum war ich in Garmisch auch mit dem 2. Platz zufrieden. Klar ist, dass ich wieder extrem Gas geben werde. Der aktuelle Zwischenstand spornt mich enorm an.»

(Von Philipp Bärtsch/Si)

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