Ski alpin: Hermann Maier und Anja Pärson Weltcupsieger 2004

publiziert: Sonntag, 14. Mrz 2004 / 14:38 Uhr

Noch nie war der Weltcup-Finish so spannend. Doch letztlich nahm er in Sestriere einen unpopulären Ausgang am Grünen Tisch. Wegen eines Abbruchs des Riesenslaloms ging Hermann Maier kampflos als Sieger hervor. Bei den Frauen holte Anja Pärson die Kugel.

Für Hermann Maier bedeutete dies bereits den vierten Weltcup-Gesamtsieg nach 1998, 2000 und 2001. Die 22-jährige Anja Pärson wurde erstmals Gesamtsiegerin, als zweite Schwedin nach Pernilla Wiberg (1997). Ein 6. Platz im Slalom reichte ihr zur Siegsicherung, da ihre Rivalin Renate Götschl als Letzte die Punkteränge verpasste.

Benni Raich der Geprellte

Der grosse Verlierer bei diesem Entscheid war der Pitztaler Benni Raich. Er führte nach dem 1. Lauf des Riesenslaloms überlegen 0,99 vor dem Finnen Kalle Palander, während Hermann Maier -- mit 3,96 Sekunden Rückstand -- nur 18. wurde. Maier gehörte zu jenen neun Fahrern, die auch zum 2. Lauf antraten, ehe die Jury das Rennen unterbrach und schliesslich nach zwei Stunden definitiv abbrach. Aus organisatorischen Gründen (Hotels, TV) war es nicht möglich, den abgebrochenen Lauf am Sonntag oder gar Montag nachzuholen. Damit stand der mit 42 Punkten vor Eberharter und 152 Punkten vor Raich führende Maier als Gesamtsieger fest.

Schade für diesen Ausgang. Denn es zeichnete sich ein Hitchcock-Thriller ab, wie ihn der Weltcup selten erlebt hatte. Hätte Benjamin Raich seinen klaren Vorsprung ins Ziel gebracht, wäre er bis auf rund 70 Punkte an Maier herangerückt. Ein 1. oder 2. Platz im Slalom hätte ihm genügt, den "Herminator" noch zu überholen. Denn dieser hatte angekündigt: "Eher verzichte ich auf den Gesamtsieg, als im Slalom zu starten." Raich trug den Entscheid der Jury mit Grandezza: "Was kann die FIS dafür, dass das Wetter so schlecht ist." Diese sportliche Haltung allein hätte eine Kristallkugel verdient.

Maier (und Miller) die Nutzniesser

So kam Hermann Maier zwar verdient, aber doch auf billige Weise zu seiner vierten Kristallkugel. "Es tut mir leid für Benni", meinte Maier, "aber ich muss doch festhalten, dass mir auch schon Ähnliches passiert ist. 1999 wurde auch ein Super-G abgesagt, so dass ich nicht mehr in die Entscheidung eingreifen konnte. Und immerhin lag ich in diesem Winter die meiste Zeit in Führung." Als die Jury ihren Entscheid fällte, lag Maier im Bett -- lockerer kommt man nicht zu einer Weltcupkugel.

Entsprechend moderat fiel die Siegesfeier aus. Sie dauerte zwar standesgemäss bis zum Morgengrauen, aber weder vom Inlokal "Tabata", wo auch Bruno Kernen einst seinen WM-Titel gefeiert hatte, noch von andern Diskotheken wurde Sachschaden gemeldet. Und auch alle Telefonkabinen standen am Sonntagmorgen noch (was vor vier Jahren in Bormio nicht der Fall war).

Ein ganz spezieller Erfolg sei es gewesen, meinte Maier: "Mein Ziel in dieser Saison bestand darin, bis zum Schluss ohne Beschwerden durchfahren zu können. Für mich ist der Gewinn des Gesamt-Weltcups eine grosse Überraschung." Erst in Adelboden im letzten Winter hatte er nach seinem Motorrad-Crash im August 2001 sein Comeback gegeben, und nun ist er mit einem verkrüppelten Bein bereits wieder der beste Skirennfahrer der Welt -- eine unglaubliche Leistung.

Bode Miller war der zweite Nutzniesser des Rennabbruchs. Im 1. Lauf bereits ausgeschieden, blieb er dank der Annullierung an der Spitze des Weltcup-Klassements. Kalle Palander hätte Zweiter werden müssen, ihm ihn noch zu überholen. Und genau auf dieser Position befand er sich im 1. Lauf. Am andern Tag erlebte der Finne seine zweite Enttäuschung. Er gewann den Slalom 0,05 Sekunden vor Rainer Schönfelder, rückte aber in der Disziplinenwertung lediglich bis auf 35 Punkte an diesen heran. Die 80 "geschenkten" Punkte aus dem Rekurs von Park City gaben den Ausschlag für Schönfelder.

Pärson verpasste Vreni-Schneider-Rekord um 2 Siege

Beinahe wäre auch bei den Frauen die Entscheidung kampflos gefallen. Renate Götschl, 77 Punkte hinter Pärson liegend, hatte ursprünglich auf den Slalom verzichten wollen, liess sich aber von ihren Trainern zu einem Start überreden. Mit 6,01 Sekunden Rückstand hatte sie aber keine Chance. Nach dem 1. Lauf war Pärson zwar erst 16., am Schluss aber dank Bestzeit im 2. Lauf Sechste -- und damit schon vor dem Riesenslalom Gesamtsiegerin 2004. "Ich war im ersten Lauf extrem nervös", bekannte Pärson, "doch wollte ich unbedingt am Samstag die Entscheidung herbeiführen, damit ich das Abschlussrennen am Sonntag geniessen kann." Dieses kredenzte sie prompt mit ihrem 11. Saisonsieg, dem 5. im Riesenslalom. Damit verpasste die Rekordmarke von Vreni Schneider aus dem Jahr 1989 nur um zwei Siege.

"Anfang Saison konnte ich mir noch vorstellen, Abfahrten zu bestreiten", meinte Pärson. Nach ihrem Debut in St. Moritz trat sie noch dreimal an und erreichte immerhin einen 21. Platz als Bestresultat. Die meisten Fortschritte machte sie im Super-G, in dem sie in Sestriere mit einem 6. Platz ihre Rivalin Renate Götschl (nur 7.) endgültig zurückband. "Nach diesen ersten Erfahrungen hoffe ich, im nächsten Winter in den Speed-Disziplinen stärker und kontanter zu sein", kündigte der zweite Ski-Superstar aus dem 900-Seelen-Dörfchen Tärnaby in Nordschweden an, aus dem auch Ingemar Stenmark (Weltcup-Gesamtsieger 1976-78) stammt.

(rr/Si)

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