Ski alpin: Quittung für frühere Fehler

publiziert: Donnerstag, 15. Jan 2004 / 09:56 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 15. Jan 2004 / 12:01 Uhr

Einst lieferten sich die Schweizer Skifahrer mit dem ewigen Rivalen Österreich ein Duell um die Nationenwertung. Heute fahren die Schweizer hinterher. Eine Entlassung des Trainers Karl Frehsner wäre nur Kosmetik gewesen, die Ursachen für die Dauerkrise liegen tiefer.

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Was haben Pirmin Zurbriggen, Vreni Schneider und Erika Hess gemeinsam? Sie waren Schweizer Siegfahrer und sind nicht mehr aktiv. Solche Siegertypen fehlen Swiss Ski heute.

Zuletzt sorgten Sonja Nef und Michael von Grünigen für Schweizer Siege. Doch Sonja Nef konnte nicht an diese Leistungen anknüpfen und MvG ist zurückgetreten. So bleibt als Hoffnungsträger Silvan Zurbriggen.

Wer also in den Schweizer Reihen nach Vorbildern für den Nachwuchs sucht, tut dies vergebens. Fahrer wie der Amerikaner Bode Miller heissen heute die Idole, welchen die jungen Schweizer nacheifern und das schmerzt besonders.

Ursachenforschung

Seit Wochen füllt das Thema die Sportseiten aller Zeitungen, jeder sucht nach Ursachen für das anhaltende Schweizer Ski-Debakel. Auch Karl Frehsner, der für seine offene Art bekannt ist, hält seine Kritik nicht zurück. "In der Schweiz gibt es schon lange keine Mannschaften mehr, sondern nur noch Einzelkönner, mit denen die Probleme verdeckt wurden."

Wenn er die Arbeit des ÖSV und des Swiss Ski Teams vergleicht, fallen ihm einige Unterschiede zu Österreich auf. Seine Gedanken äusserte Frehsner in einem Interview mit dem Journalisten Günter Sagemeister von der "Kleinen Zeitung" Graz:

  • In der Schweiz fehlen Führungspersönlichkeiten, viele der Verantwortlichen sind zu ruhig, zu besonnen und zu wenig impulsiv

  • In den Schulen wird nicht so gezielt gearbeitet wie in Österreich

  • Die Schweiz ist mit ihrer Viersprachigkeit ein Sonderfall

  • Skifahren hat in Österreich einen wesentlich höheren, gesellschaftlichen Stellenwert

  • In der Schweiz kümmert man sich nur um die Besten und vernachlässigt die Masse
  • Bei Swiss Ski urteilt man weniger kritisch über die Fehler der Vergangenheit. Marc Wälti, Mediensprecher des Verbandes, räumt allerdings ein, "dass gute Einzelathleten vieles verdecken" und erinnert an die fehlende, personelle Kontinuität der letzten Jahre, welche sich negativ ausgewirkt hätte.

    Als Resultat der Entwicklung bezeichnet Wälti "die fehlende, breite Spitze und viele Aussteiger nach Beendigung der Schulpflicht im Vergleich zu Österreich".

    Grund dafür seien die steigenden Anforderungen in der Junioren-Nationalmannschaft, welche neben dem Einstieg in das Berufsleben häufig nicht mehr erfüllt werden können. "Dieses System müssen wir verbessern. Wir planen die Integration der Junioren-Nationalmannschaft in die interregionalen Verbände. Damit wird die Spitze wieder breiter und wir können die Zahl der Aussteiger reduzieren", kündigt Wälti an.

    Darüber hinaus müsse eine Lösung für die Zusammenarbeit mit den Schulen gefunden werden, was angesichts des "Kantönligeistes" nicht einfach werden wird. Auch das Problem der Viersprachigkeit in der Schweiz will Swiss Ski noch lösen. Wie das geschehen soll, weiss man allerdings noch nicht.

    Erfolgreichste Abteilung

    Die erfolgreichste Abteilung von Swiss Ski sind derzeit die Nordisch-Kombinierer von Trainer Hippolyt Kempf. Dieser äusserte sich in "Facts" über die Ursachen der Situation bei den Alpinen: "Heute bezahlt man für die Fehler der Vergangenheit. Zum Beispiel, dass letzte Saison der Posten des Chefs Leistungssport, den Gian Gilli nun hervorragend ausfüllt, nicht besetzt war."

    Kempf kritisierte auch seinen Trainerkollegen Frehsner: "Er trat letzte Saison sehr hart auf, entliess zwei junge, hoffnungsvolle Trainer. Gilli hätte dieses aggressive Vorgehen verhindert. Nun beissen die Hunde zurück."

    Auch diese Aussage, sagt viel über die internen Verhältnisse bei Swiss Ski aus. Kempf mag mit seiner Kritik richtig liegen, aber die Meinung öffentlich zu äussern, ist unglücklich.

    Trotzdem stellt sich die Frage, ob die erfolgreiche Arbeitsweise der Nordisch-Kombinierer auch bei den Alpinen angewendet werden kann. Dazu Wälti: "Hippolyt Kempf leistet gute Arbeit, aber diese darf man jetzt nicht als Massstab nehmen und die Nordisch-Kombinierer gegen die Alpinen ausspielen."

    (von Thomas Riesen/news.ch)

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