Nachdem im Vorjahr die Konkurrenz der warmen Witterung zum Opfer
gefallen war, herrschen nun im Klosterdorf gute Bedingungen. So
können auf der für 1,5 Millionen Franken in zwei Etappen umgebauten
Titlis-Schanze zwei spannende Wettbewerbe erwartet werden.
Die
Schweizer Springer haben die neue Anlage, die nun einen
Aufsprunghang nach den neusten Normen (36 Grad Neigung) und eine
Luftseilbahn als Aufstiegshilfe aufweist, bereits letzte Woche
eingesprungen. Dabei wartete vor allem Simon Ammann auf der von
Schanzenchef Walter Hurschler und seiner Crew hervorragend
präparierten Anlage regelmässig mit weiten Flügen ennet der 130-m-
Marke auf.
«Die Titlis-Schanze hat ihren eigenen Charakter. Bei meinen
Sprüngen hatte ich das Gefühl, ich würde mich auf einer kleinen
Flugschanze befinden.» Die Aussage des 20-jährigen Toggenburgers
lässt von der Weltelite einiges erwarten. Nach theoretischen
Berechnungen sollen Weiten von bis zu 140 Metern möglich sein.
Alle vier im Wettkampf
Der Weltcupauftakt der Schweizer Springer verlief nach guten
Trainingsleistungen und recht guten Vorsaisonergebnissen mit den
Rängen 5 (Steinauer) und 10 (Küttel) beim Continentalcup in Kuusamo
(Fi) durchzogen. Einzig Andreas Küttel fand zu seinem Sprung und
überzeugte in Titsee-Neustadt (11. und 18.) sowie in Villach als
Neunter.
«Ich freue mich auf den Auftritt in Engelberg und hoffe,
dass viele Zuschauer kommen und ich meine Teamkollegen zu guten
Leistungen mitziehen kann», sagte der 22-jährige Einsiedler, der
zur Zeit ganz einfach Spass am Springen hat und dadurch auch auf
gute Weiten kommt.
Nationaltrainer Berni Schödler erwartet von
seinen Leuten mindestens einen Spitzenrang unter den ersten zehn
sowie zwei weitere Platzierungen unter den besten 30. Dies würde
bedeuten, dass neben Küttel auch Marco Steinauer und Simon Ammann,
die je eine halbe Olympia-Qualifikation aufweisen, den Startplatz
für Salt Lake City holen könnten. Damit wäre praktisch auch die
Teilnahme am olympischen Teamwettbewerb gesichert.
Schödler zeigt sich zuversichtlich, dass neben Küttel auch
Ammann zu einer guten Leistung findet. «Er sprang im Training
stark. Zudem haben wir einen Schuhwechsel vorgenommen. Jetzt
rutscht Simi nicht mehr hin und her.» Auch von Marco Steinauer, dem
im Vergleich zum Training im Wettkampf die Lockerheit etwas abging,
und von Sylvain Freiholz erwartet Schödler einiges.
Freiholz hat
sicher einiges drauf. Dies hat er mit Rang 3 in der Qualifikation
von Neustadt gezeigt. «Aber die Konstanz geht ihm noch ab. In
seinem Sprung-Ablaufprogramm hat er noch zu viele Varianten, so
dass er dann oft bis zu 20 Meter einbüsst», sagte Schödler zum
Waadtländer, der beim Absprung mit einem alten Fehler kämpft und
nicht immer optimal über die Ski kommt.
Neben dem weltcuperprobten
Quartett startet in Engelberg auch Marc Vogel (Einsiedeln). Die
Schweiz kann die nationale Quote nicht voll ausschöpfen, weil nicht
mehr als diese sechs Springer weltcupstartberechtigt sind.
20'000 Zuschauer werden erwartet
«Wir erwarten an beiden Tagen je 10'000 Zuschauer», sagte Beat
Christen, der Medienchef des Engelberger OKs, das grosse
Anstrengungen unternimmt, um in der Schweiz d e r Weltcup-
Veranstalter zu bleiben.
Nachdem vor zwei Jahren an beiden Tagen
zusammen schon 10'000 Skisprung-Fans den Weg ins Klosterdorf
gefunden hatten, dürften die Erwartungen erfüllt werden. Der Boom--
vorab in Deutschland -- ist ungebremst. Für die TV-Live-Übertragung
und die Produktion des internationalen Signals ist das Tessiner
Fernsehen TSI verantwortlich. Die Übertragung nach Deutschland
garantiert der Privatsender RTL, der sich die Übertragungsrechte im
Nachbarland für die nächsten sieben Jahre rund 150 Millionen Mark hat
kosten lassen.
Das Programm. Freitag, 14. Dezember.
12 Uhr: Offizielles
Training.
Samstag, 15. Dezember.
10.30 Uhr: Qualifikation.
13.45
Uhr: 1. Durchgang, anschliessend Finaldurchgang.
Sonntag, 16.
Dezember.
10.30 Uhr: Qualifikation.
13.45 Uhr: 1. Durchgang,
anschliessend Final.
(Kurt Henauer /sda)