Skyguide-Chef ist für Angeklagten Hauptschuldiger

publiziert: Dienstag, 25. Okt 2005 / 15:07 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 25. Okt 2005 / 15:40 Uhr

Zürich - Im Prozess um die Tötung eines Fluglotsen hat der Angeklagte vor dem Zürcher Obergericht den Skyguide-Chef als Hauptschuldigen für das Unglück über Überlingen bezeichnet.

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Im Einnahmeprotokoll hatte der 49-jährige Russe laut Richter an drei Stellen noch den Fluglotsen als Hauptschuldigen genannt, der in der Nacht vom 1. Juli 2002 für die Flugsicherung zuständig war. Beim Zusammenstoss von zwei Flugzeugen über dem deutschen Überlingen hatte der Angeklagte seine Frau und die beiden Kinder verloren.

Vor dem Obergericht hingegen sagte der 49-Jährige wiederholt, dass der Fluglotse zwar der «unmittelbar Verantwortliche» sei. Skyguide-Chef Alain Rossier sei aber der Hauptschuldige.

Widersprüche bei Tatwaffe

Widersprüche gab es auch bei der Beschaffung des Tatmessers, mit dem der Angeklagte den Fluglotsen erstochen haben soll. Nach einer Gedenkfeier am 1. Juli 2003 fanden zwei Tage später erstmals Gespräche zwischen der Flugsicherung Skyguide und Angehörigen statt. Am gleichen Tag besuchte der Russe die Stadt Zürich. Dabei kaufte die Dolmetscherin drei Sackmesser.

Der Angeklagte gab an, dass er selber auch ein Messer gekauft habe. Laut Staatsanwalt Ulrich Weder ist das einzige solche Messer an diesem Tag aber in der Zürcher Innenstadt um 20.07 Uhr abends verkauft worden. Zu dieser Zeit seien laut Dolmetscherin alle bei ihr zu Hause gewesen.

Wutausbruch

Knapp ein halbes Jahr später, am 11. November 2003, bekam der Russe ein Vergleichsangebot der Skyguide für eine finanzielle Entschädigung. Der Angeklagte reagierte auf den Brief mit einem Wutausbruch. Er sei ausgerastet und habe sogar Möbel zerstört, zitierte der Richter aus dem Protokoll.

Der Angeklagte sagte dazu: Er betrachte es als Totenschändung, an toten Kindern Geld verdienen zu wollen. Er wollte sich darauf mit Skyguide treffen. Das abgemachte Treffen im Januar wurde aber verschoben - laut dem Angeklagten sogar abgesagt.

Verteidigung plädiert auf Totschlag

Der Angeklagte reiste am 24. Februar 2004 in die Schweiz zur Wohnung des 36-jährigen Fluglotsen. Er tötete diesen in dessen Wohnung in Kloten mit zahlreichen Messerstichen. Gemäss Anklage soll er wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt werden. Die Verteidigung will auf Totschlag plädieren.

(fest/sda)

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