Reicht es für alle?

Soforthilfefonds braucht noch 2 Millionen Franken Spenden

publiziert: Donnerstag, 9. Jul 2015 / 11:37 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 9. Jul 2015 / 11:56 Uhr
4,6 Millionen Franken sind an Opfer geflossen.
4,6 Millionen Franken sind an Opfer geflossen.

Bern - Rund 4,6 Millionen Franken sind bis Ende Juni aus dem Soforthilfefonds an Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen geflossen. Viele Gesuche sind aber noch hängig. Die Verantwortlichen hoffen, dass das Geld am Schluss für alle reicht.

4 Meldungen im Zusammenhang
Noch klafft ein grosses Loch im Fonds: An die 600 Gesuchsteller, deren Antrag positiv beurteilt worden ist, sind je knapp 8000 Franken ausbezahlt worden, total rund 4,6 Millionen Franken, wie das Bundesamt für Justiz am Donnerstag mitteilte.

Bei Ablauf der Frist für die Einreichung Ende Juni waren aber noch immer gut 550 Gesuche hängig. In der Kasse blieben zu diesem Zeitpunkt 1,2 Millionen Franken übrig. Das würde nur noch für Auszahlungen an rund 150 Betroffene reichen.

Nötig sind darum weitere rund 2 Millionen Franken. Man erwarte noch weitere Spenden, etwa von den Landeskirchen, sagte Ernst Lüber von der Glückskette auf Anfrage der sda. Zudem könnte der Prozentsatz der bewilligten Gesuche tiefer sein als zu Beginn. «Wenn wir zu wenig haben, werden wir versuchen, die nötigen Mittel zu mobilisieren», sagte Lüber. «Wir denken, dass wir es schaffen werden.»

Bauernverband lehnt Verantwortung ab

Der Soforthilfefonds wird mit freiwilligen Beiträgen der Kantone, verschiedener Städte und Gemeinden sowie privater Organisationen, Unternehmen und Personen alimentiert. Der Kanton Waadt hat im Rahmen einer eigenen Lösung knapp eine halbe Million Franken an Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen gezahlt.

Nicht beteiligt hat sich der Bauernverband, obwohl beispielsweise viele Kinder bei Bauern verdingt worden waren. Die Organisation stellt sich auf den Standpunkt, dass dafür die Behörden und nicht die Bauern die Verantwortung tragen.

Der Soforthilfefonds wurde im April 2014 geschaffen, um finanziell schwierige Situationen von Opfern unbürokratisch und rasch zu entschärfen. Geld erhalten jene Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen, die auch die Kriterien für die Gewährung von Ergänzungsleistungen erfüllen.

Geprüft werden die Gesuche von einem Ausschuss des Runden Tisches, dem Betroffene und Fachleute angehören. Die Glückskette fällt den formellen Entscheid und nimmt die Auszahlungen vor. Es handelt sich nicht um eine Entschädigung, sondern um eine Geste der Solidarität.

Kapitel noch nicht geschlossen

Die noch hängigen Gesuche sollen bis Anfang 2016 abgearbeitet werden. Inzwischen ist auch die Diskussion um eine Entschädigung der Opfer in grösserem Umfang lanciert. Die Wiedergutmachungsinitiative fordert 500 Millionen Franken. Der Bundesrat schlägt vor, 300 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen. Damit sollen an 12'000 bis 15'000 Betroffene je 20'000 bis 25'000 Franken ausgerichtet werden können.

Fürsorgerische Zwangsmassnahmen sind in der Schweiz bis 1981 angeordnet worden. Manche der Opfer wurden als Kinder an Bauernhöfe verdingt, andere zwangssterilisiert, für Medikamentenversuche missbraucht oder wegen «Arbeitsscheu», «lasterhaften Lebenswandels» oder «Liederlichkeit» weggesperrt. Der Zugang zu Gerichten blieb den Betroffenen in den meisten Fällen verwehrt.

(nir/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Nimmt das Parlament den Gegenvorschlag zur ... mehr lesen
Im Gegenvorschlag sieht Initiant Guido Fluri vor allem den Vorteil, dass es deutlich früher zu Auszahlungen kommen könnte als mit der Initiative. (Archivbild)
Durch eine Akteneinsicht erfuhr die Thurgauerin von einem Sparbuch, welches ihr leiblicher Vater für sie anlegte.
Frauenfeld TG - Der Kanton Thurgau zahlt einem ehemaligen Verdingkind 18'000 Franken Entschädigung für ein vor über 60 Jahren verschwundenes Sparheft. Der Verein Netzwerk ... mehr lesen
Bern - Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und ... mehr lesen
Opfer, die mit grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, erhalten Soforthilfe. (Symbolbild)
Ist Kinderarbeit ein Weg aus der Armut?
La Paz - Das bolivianische Parlament hat Kinderarbeit ab einem Alter von zehn Jahren offiziell genehmigt. Nach dem neuen Gesetz müssen Unternehmen lediglich die körperliche und ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Import Migration und Artenschutz im Fokus  Das Schweizerische Zollmuseum hat seine Pforten wieder für Besucher geöffnet. In dieser Saison können Gäste zwei spannende Neuerungen entdecken. mehr lesen  
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 2°C 7°C bedecktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Basel 1°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer Schneeregenschauer
Bern 1°C 5°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Luzern 1°C 5°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Lugano 6°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten