Städte, die nach Gefängnis riechen
«Bücherwurm und Schulmeister kann ich in Bern ganz gut werden, Künstler aber in Gottesnamen nicht» vertraute Paul Klee seinem Tagebuch an. Würde der Zauberhafte 2015 einen Blog schreiben, müsste er den Bücherwurm und den Schulmeister auch streichen. In Bern kann man nichts mehr werden, wenn man auch nur noch ein Körnchen Freiheitsgeist in seinem Leibe verspürt.
Bern ist nur solange gemütlich, als dass man alle kennt und sich wie in der Familie gemäss seiner Position duckt. Wehe, man ist auffällig! Oder findet gewisse Dinge nicht in Ordnung! Uiui, das passt den Bernern gar nicht. In Bern bleiben die Leichen jahrhundertelang im Keller. Aussenseiter müssen sich Bern wie den Film «Festen» von Thomas Winterberg vorstellen. Die Fassade ist alles. Deshalb wurde auch der Berner Regierungsrat in corpore und gut wiedergewählt, obwohl die Geldaffäre einzelner Mitglieder das Land ausserhalb von Bern doch beschäftigt hat. Filz? Äuä. Verluderung von Millionen von Steuergeldern für nationale Projekte in Bern? Wird nicht untersucht. Polizeieinsätze gegen Minderjährige mit anschliessender DNA-Probe? Die Justiz rügt, politisch passiert nichts. Denn, wo kämen wir denn hin, wenn Obrigkeit nicht oben bliebe?
Angesichts solcher bernischen Normalfälle ist es dann auch völlig «normal», dass der Rektor des Gymnasiums Neufeld, Rolf Maurer, der sich in seiner Studienzeit gerne unter die politisch engagierten und progressiven Studierenden mischte, die Lehrkräfte, die es «wagten», gestern ihre bürgerlichen und politischen Rechte wahrzunehmen, via Medien zu drohen. Das Gymnasium Neufeld will den Demo-Schülerinnen und Schülern unentschuldigte Absenzen ins Zeugnis schreiben und mit den zwei(!)(alle anderen haben sich ans Obrigkeitsdiktum des Demonstrationsverbots gehalten) Lehrern «Gespräche» führen.
Es gibt in Verwaltung und Politik in Bern mittlerweile ein politisches Klima, das niemanden mehr frei atmen lässt. Deshalb behalten die für echt unglaubliche Vorgänge verantwortlichen Chefs und Chefinnen in Bern ihre Posten immer bis zur Rente (oder sie werden fürstlich wegbefördert).
Stellen Sie sich diesen Kanton mit seinen politisch Verantwortlichen, die allesamt während ihrer Studienzeit von der linken, sozialen, kreativen Atmosphäre der 1980er Jahre profitieren konnten, die als in den 1960ern und 1970er Jahren geborene Wohlstandskinder den Aufbruch zur Chancengleichheit voll geniessen konnten und die jetzt die Jugend von heute in Zustände der 1930er Jahre zurücksparen wollen? Wie unfassbar zynisch ist dies eigentlich und weshalb schämen sich die Leute nicht, in den Spiegel zu schauen?
Rektor Rolf Maurer hätte, statt den Lehrern und Schülern zu drohen, die Demo selber organisieren sollen. Denn dass der Kanton Bern ausgerechnet an der Bildung spart und sei es nur die Streichung des Altgriechischen, in dessen Genuss Paul Klee übrigens auch kam und ein Fach, das den Weltbestseller «Nachtzug nach Lissabon» überhaupt erst ermöglichte, ist dermassen peinlich, kleinlich, dreckig, revanchistisch und schlicht primitiv, dass es einem den Atem nimmt. Vor allem weil in diesen Sparprozess Menschen involviert sind, die damals nicht nur ganz anders geredet haben, sondern die ohne die staatliche Unterstützung damals inklusive grosszügigem Bildungsangebot es heute nicht mal zum Strassenputzer geschafft hätten. Igitt.
«Es gibt Städte, in denen es nach Sauerkraut riecht. Dagegen hilft kein Barock» schrieb Joseph Roth über das polnische Lemberg. Es gibt Städte, in denen es Gefängnis riecht. Dagegen hilft nicht mal der schönste Dialekt. Bern. Es lohnt sich, von aussen hinzuschauen. Und zu erschauern.
(Regula Stämpfli/news.ch)
Wo sollen diese Menschen hin? Sollen wir die Grenzen schliessen und sie ins Verderben schicken?
Ich weiss nicht, ob Sie je in Afrika waren, denn dort können Sie in vielen Städten überreiche Märkte sehen, voll von westlichem Gemüse Obst und anderen landwirtschaftlichen Gütern. Unsere Nahrungsmittelindustrie, Bauern eingerechnet, sind derartig hoch subventioniert, dass da kein afrikanische Bauer konkurrieren kann, deren Landwirtschaft geht dabei den Bach runter, es wandern immer Menschen in die Städte und die können das überhaupt nicht verkraften. Dazu kommt, dass gewissenlose Machthaber das Land ausbeuten. Aber wir, besonders aber unsere scheinheilige FDP, treibt Handel und Finanzgeschäfte mit diesen Machthabern und die SVP ist für die Finanzierung hiesiger Bauern ein Garant. Flüchtlingsströme sind garantiert. Mitverschuldet von uns allen!
Das Problem mit den Sozialhilfswerken wird wohl eher von aussen, als von verblendeten Ideologen verursacht, obschon wir ja eigentlich mit der AHV und den Pensionskassen immer schon Probleme hatten, auch in Zeiten, wo Flüchtlinge und sonstige Einwanderer noch eine untergeordnete Rolle spielten.
Ausserdem hätte ich, bevor ich mich da auf diese sognannte Ausnützung der Sozialwerke einlasse, doch lieber einmal genaue Zahlen.
Diese Diskussion hatten wir vor ein paar Jahren auch schon mal, da wurde das Wort Sozialschmarotzer kreiert. Man hat die Kontrollen verschärft, bis man einsah, dass die Kosten der Kontrollen bei weitem die von den Sozialschmarotzern verursachten überstiegen, seither gibt es nur noch pauschale Klagelieder aber niemand legt was Konkretes vor. Man muss das Feuerchen halt für uns verdummte Wähler schön am Lodern halten, denn wenn keine Probleme mehr da sind, verlieren die ewigen Stänkerer die Wahlen. Wer übernimmt dafür die Verantwortung?
Es gibt Gemeinden, die bemühen sich geradezu um Asylanten, sie bekommen für jeden Franken 51 pro Tag! Und zahlen den Asylanten davon so um die 3 bis 4 Franken pro Tag aus. Wenn die Gemeinde ein abgeschriebenes Haus oder sonst ein leerstehendes Gebäude hat, ist das, natürlich nicht für alle, ein gutes Geschäft! Die Sozialwerke werden aber gar nicht von den Asylanten beansprucht. Sie müssen da andere Menschen im Auge haben, das sollten Sie mal verdeutlichen. Aber ich bin gerne bereit, meine Meinung darüber zu korrigieren, wenn Sie mir konkrete Zahlen liefern würden.
Was auch gesagt werden muss an dieser Stelle, in der EU arbeiten so gegen die 500 000 Schweizer, wird einer davon nach nur einem Tag Arbeit krank oder hat einen Unfall, bekommt er alle nötigen Unterstützungen, Tagegeld, Arbeitslosenversicherung, Krankenkasse (in Deutschland sogar für Zähne und Brille) und so weiter und ist so auch ein Ausländer, der die dortigen Sozialsystem belastet.
Den allgemeinen Klagen über Missbrauch der Sozialwerke und Asylantenströme kann ich mich nicht so recht anschliessen, denn wenn wir alles dem Gewinn und dem Geld unterordnen, ist es nicht zu vermeiden, dass irgendwo Ausbeutung stattfindet, und die sozialen Unterschiede nicht nur bei uns hier, sondern auch zwischen den Staaten immer weiter auseinanderklaffen. Dies fördert Kriege, die auch niemand mehr missen möchte, weil man ja den Waffen eine Menge verdient, und Kriege und Armut erzeugt Flüchtlingsströme an denen wiederum eine Menge verdient wird. Da wären unsere Sozialwerke schnell gerettet, wenn nur ein kleiner Teil an dem gemachten Mammon dorthin geleitet würde.
Wie wir von den Glatzköpfen beherrscht werden, beschreibt auch Karen Duve. Ihr Essay heisst "Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen".? Das kleine Buch – ich erwähnte es einmal im Zusammenhang mit Roger Köppel – habe ich verschlungen, trotz deprimierender Botschaften.
Ein schönes Wochenende!
NUR, es ist leider so, dass unser Rentensystem NUR dem oberen Mittelstand, über Fr. 80'000.-- Einkommen, nützt!
Darunter, die grosse Mehrheit, da erhalten die Rentner gerade soviel, wie sie zu einem einfachen Leben minimal benötigen. Mehr nicht.
Ferien, da heisst es für viele "darauf verzichten". Also liegen grössere Ausgaben schlicht nicht mehr drin.
Wir im Kanton Bern, da fressen die völlig überhöhten Steuern, auch und gerade für niedrige Einkommen, jedes Jahr ein grosses Loch ins Ersparte - Von der Rente die zu klein ist, da bleibt nicht genügen übrig, dass damit die Steuern bezahlt werden könnten. Die Reserve muss herhalten ... Also für Rentner keine angenehme Perspektive - eher Sorgen!
Also kubra, schauen Sie dass Sie heute soviel wie möglich auf die Seite schaufeln können! 60% aller Steuerpflichtigen können nicht viel auf die Seite legen - für die Steuern im Alter!
Die Linke hat es in der Schweiz geschafft, dass Selbsthilfeinstitutionen, wie z.B. die Drei Säulen und die obligatorische Krankenversicherung, entstanden sind.
Damit wird grundsätzlich verhindert, dass ein Arbeitnehmer unter Bedingungen, wie zu Sklavenzeiten, sein Brot verdienen muss.
Er/sie/es, kann heute seinen Hut nehmen, ohne in ein finanziell zu tiefes Loch zu fallen, wenn die Arbeitsbedingungen unerträglich werden. Damit wird theorethisch auch der Arbeitgeber daran erinnert, sein Personal zu achten.
Das war eine der grossen Leistungen derLinken. Leider werden diese Sozialwerke in letzter Zeit vor allem von Zuzügern aus Ländern, die diktatorisch regiert werden oder wurden, ausgenutzt.
Da war der Staat der Feind. Ein Denken, das schwer geändert werden kann in die Erkenntnis, dass in der Schweiz wir alle der Staat sind und solidarisch die Entscheide an der Urne fällen.
Die Linke wiederum hat sich nun, da es den Klassenkampf in der Form wie vor ein paar Jahrzehnten nicht mehr gibt, noch nicht wirklich von ihrem Schwarz/Weiss Denken in Sachen gute und schlechte Sozialpartner lösen können. Es braucht mehr Verantwortungübernahme der Linken über das geschaffene Werk Sozialdienste. Damit meine ich, auch die Kontrolle darüber, dass diese Werke nicht zu Unrecht beansprucht werden. Selbstbedienungsläden können teuer werden, wenn Ladendiebstahl nicht verhndert wird.
Am Schluss zahlen wir alle die Kosten durch Aufpreis der Waren. In diesem Fall durch Steuererhöhungen.
Heinrich Konstantin schreibt folgendes in einem Buch:
SCHIZOKRATIE oder Die Diktatur der Glatzköpfe
"Was ist das für ein Staat, in dem das Volk direkt überhaupt nichts und indirekt nur zum Schein etwas zu sagen hat?
Der Staat der Glatzköpfe ist ein Bonzenfeudalismus oligarchischer Prägung. Zum Zwecke der unblutigen Eroberung der alleinigen Macht, der Besitzvermehrung und Privilegienwahrung der Reichen wir die Bevölkerung in einen Zustand der Lethargie, der Unwissenheit und Urteilsunfähigkeit versetzt. Mittel Dazu ist der planmässige Entzug der Bildungsmöglichkeiten, die Desorientierung durch Politik und Medien (Privatfernsehen der Oligarchen, Weltwoche, Bildzeitung und all dieses Zeugs) und der Verrohung von Sitten und Kultur (man wünscht dem politischen Gegner den nuklearen Tot zum Beispiel) mit der Folge des Zusammenbruchs des Bildungssystems und einer grenzenlosenlosen Volksverdummung."
Das Perfide an diesem System aber hat weder Georg Schramm noch Konstantin deutlich herausgearbeitet, nämlich dass sich die Verblöder der Gesellschaft dann künstlich und total verlogen über diese Verblödung aufregen, was ihnen im inzwischen verblödeten Volke als Fundamentalanalyse hoch angerechnet wird. Man sieht sie förmlich, die Glatzköpfe am Stammtisch, wie sie den Verblödern heftig zustimmen und sie feiern, wenn sie die schlechte Jugend, das nicht mehr vorhandene Elternhaus, die mangelhaften Erziehung in der Schule und all das von ihnen selbst Geschaffene dann scheinheilig beklagen und Rettung versprechen. Womit ihre Macht wiederum vermehrt wird.
Wir Linke setzen setzen uns schon seit es uns gibt für Demokratie, Bildung, Kunst und Humanismus ein, wir fördern die Wissenschaften ohne Selektion, wo wir nur können. Wir fürchten im Gegensatz zu den Volksverdummern a la Schäfli die Dummheit und fördern das Wissen und die Intelligenz.
Was passiert, wenn die Oligarchen wieder einmal einen Wirtschaftskrise verursachen? Sie sparen sofort an der Bildung und natürlich auch an den Sozialleistungen. Bei letzteren geht es aber ums Geld der Arbeitnehmer und nicht um das der Bonzen! Aber, es merkt ja keiner und in der Not wagt sich so wie so keiner, zu rebellieren. das Kalkül geht immer auf, es hat ja System!
Und der Menschrechten (Rechte des Volkes) wird sich das verdummte Volk sicher auch noch entledigen, ganz im Sinne der Volksverdummer.
Leider hatte Neil Postman furchtbar Recht. Wir amüsieren uns zu Tode. Viele Jugendliche kennen gar nichts mehr anderes. Sie können den Ersten vom Zweiten Weltkrieg nicht unterscheiden, aber Maden fressende Pseudoprominente im Dschungelcamp finden sie völlig normal. Aber machen wir uns nichts vor, auch ein beträchtlicher Anteil der älteren Generationen würde „Schlag den Raab“ niemals verpassen und kauft sich jede neue iPhone-Version. Die grassierende Verblödung zieht sich durch alle Altersgruppen.
Aber ist das für alle ein Unglück? Gibt es eventuell Profiteure? Ist es womöglich gewollt? Die Antwort überlasse ich dem Kabarettisten Georg Schramm:
https://www.youtube.com/watch?v=jitdvJ5U3I4
Es greift zu kurz, die Ursache der gelegentlich zu beobachtenden Wohlstandsverwahrlosung Jugendlicher in mangelnder Erziehung zu sehen. Die Jugend spiegelt ein System wider, das längst auch deren Eltern geprägt hat. Die treibende Kraft im System sind die Wachstumsfundamentalisten. Ein Wachstum, von dem nur ganz wenige profitieren, auf Kosten von ganz vielen. Wachstum ist je länger, je mehr nur noch mit Ausbeutung zu haben. Und damit das möglichst wenige merken, kommt die allgemeine Verblödung gerade recht.
Ja, auch manche Schulen tragen zur sinkenden Urteilsfähigkeit der Bevölkerung bei. Kompetenzorientierung, Lernlandschaften und Sammelfächer ersetzen klar strukturierte Wissensvermittlung. Das Verständnis, das aus diesem Unterricht ins Leben mitgenommen wird, entspricht in der Regel einem diffusen Informationsbrei. Verwechslungen am Laufmeter, präzise Einordnungen sind kaum möglich. Ich schreibe aus Erfahrung mit einem Jugendlichen.
Für eine Demokratie sind Verblödung und Infantilisierung hoch gefährlich. Wer mental limitiert ist, wird von der Komplexität unserer Welt überfordert und ist der Manipulation durch demagogische Kampagnen ausgeliefert. So kann ein Volk zum Handlanger des eigenen Henkers werden. Indem es zum Beispiel – wie von der SVP angestrebt – der Kündigung der Europäischen Menschenrechtskonvention zustimmt.
Frau Stämpfli schreibt: „Rektor Rolf Maurer hätte, statt den Lehrern und Schülern zu drohen, die Demo selber organisieren sollen. Denn dass der Kanton Bern ausgerechnet an der Bildung spart und sei es nur die Streichung des Altgriechischen, in dessen Genuss Paul Klee übrigens auch kam und ein Fach, das den Weltbestseller «Nachtzug nach Lissabon» überhaupt erst ermöglichte, ist dermassen peinlich, kleinlich, dreckig, revanchistisch und schlicht primitiv, dass es einem den Atem nimmt. Vor allem weil in diesen Sparprozess Menschen involviert sind, die damals nicht nur ganz anders geredet haben, sondern die ohne die staatliche Unterstützung damals inklusive grosszügigem Bildungsangebot es heute nicht mal zum Strassenputzer geschafft hätten. Igitt.“
Aus Regula Stämpflis Kommentar so einen Vollverriss der arbeitenden Generation und unserer ach so verdorbenen Jugend zu zimmern, ist Absicht mit Hintersinn. Klar gibt es diese vom Schäfchen genannten Probleme bei den Jungen, aber die Regel ist das alles nicht, das sieht lediglich für nachgeborene Schwarzseher, und die will unser Schäfchen ansprechen, so aus. Diese Sichtweise vereinfacht den Blick auf eine komplexer gewordene Gesellschaft von heute, die verständlicherweise eben von vielen nicht mehr durchschaut wird, damit rechnet unser Schäfchen. Aber dass die Wirtschaft seit drei Generationen derartig wächst und gedeiht, ist alleine schon Beweis genug, dass Schäfchens düsteres Szenario eine persönlich und keine objektive Sichtweise sein kann und auch nicht weiter führt, das aber auch nicht soll, weil es Methode hat.
Das Thema war aber lediglich die politischen Zustände im Kanton Bern, woraus ich anderes ableite, nämlich dass mit unserem politischen System etwas nicht mehr stimmen kann, wenn solche Dinge, wie von Regula beschrieben, nicht demokratisch korrigiert werden können, oder nicht werden.
Der Grund dafür sehe ich eher darin, dass wir heute alles dem Erfolg und dem Mammon unterordnen, auch die Demokratie. Warum denn aufmucken, wenn alles so gut läuft? Ja niemals gegen die Interessen der Wirtschaft abstimmen, die könnte ja ins Ausland auswandern, ja nie die Politik über die Wirtschaft, sondern die Politik unter die Wirtschaft stellen. Der Markt regelt alles alleine, ein Hoch auf die Marktwirtschaft, der Staat soll sich zurückhalten und alles deregulieren statt etwas zu regulieren, so tönte es doch hier immer und nicht zuletzt auch vom Schäfchen.
Politik stört nur! Gerade deswegen können sich die Bosse der Wirtschaft auch die Politik gefügig machen und das führt dann zu so Zuständen wie in Bern, die Demokratie stirbt einen langsamen Tot, weil wir immer wieder den Mammon über die Politik stellen oder für die Politik keine Zeit mehr haben.
Dazu passt doch auch die Forderungen der SVP, nämlich in den Grundschulen nur zweckmässiges zu lehren, die Prügelstrafe wieder einzuführen, die Universitäten sollen die Geisteswissenschaften Germanistik, Geschichte, Philosophie usw. einschränken, lieber wäre es denen aber sie völlig abzuschaffen. Alles muss zweckgerichtet sein und der Wirtschaft dienen, Nachdenken über den Sinn des Lebens stört da nur.
Das alles hat System!
Wenn niemand mehr etwas von den Aufgaben des Staates und der Demokratie versteht, dann kann die Wirtschaft schalten und walten und auf jegliche Demokratie verzichten.
Insofern beklagt unser Schäfchen die Folgen und nicht die Ursachen, seiner Politik und die seiner Gesinnungsgenossen und das natürlich nicht ohne Absicht.
Ich staune eher darüber, dass es noch nicht ganz den Bach runter gegangen ist, scheinbar ist unsere Jugend doch noch nicht ganz so dekadent, wie sie von unserem Schäfchen geschildert wurde. Seine Politik, an den Folgen herumzumäkeln statt die Ursachen zu überdenken, wird jedoch unweigerlich dahin führen, wo unser Schäfchen bereits zu sein wünscht. Dann geht überhaupt niemand mehr zur Urne, wenn sie nicht schon vorher durch seine radikalen Gesinnungsgenossen abgeschafft oder zur Farce wurde, wie das gerade in seiner Wahlheimat Russland geschieht.
Treten Sie denen endlich entschieden entgegen und lasst euch nicht entmündigen von diesen Falschspielern, denn das fadenscheinige Klagen des Schäflis über die Schlechtigkeit der Jugend und der Welt an sich, ist lediglich die Leimrute der Demokratiefeinde. Sie wollen uns weismachen, dass in der Vergangenheit das Heil läge, wie der Putin und seine Entourage das verkünden, meinen damit aber ihre Machtübernahme.
Einmal ein richtig anregender Artikel ist Ihnen da gelungen, Frau Stämpfli, ohne den gewohnten Jounalistenclichégeschwulst.
Traut keinem, der Putin auf seinem Schild trägt!
"die als in den 1960ern und 1970er Jahren geborene Wohlstandskinder den Aufbruch zur Chancengleichheit voll geniessen konnten und die jetzt die Jugend von heute in Zustände der 1930er Jahre zurücksparen wollen?"
Das ist gar nicht so verwunderlich. Wohlstandskinder sind ideen- und alternativlos, nicht gewohnt, zur Durchsetzung von Interessen zu kämpfen, dekadent, denkfaul, gehen stets den Weg des geringsten Widerstands und sind somit absolut ungeeignet, zu führen.
Dass es auch Ausnahmen darunter geben kann, bestätigt höchstens die Regel.
Aber das dicke Ende kommt erst noch. Falls sich bis zu diesem Zeitpunkt die Menschen auf dieser Kugel nicht gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben, verhungert oder verdurstet sind.
Ich möchte jedenfalls nicht erleben, wie gehaushaltet wird, wenn die eGadget-Generation ans Ruder gelangt.
Die Nachkriegsgeneration trägt zwar den Makel der Wohlstandsgeneration mit sich und ausserdem die Erfahrung, sich aufgrund der damaligen demographischen Verhältnisse praktisch kampflos durchsetzen zu können - womit auch immer, aber sie hatten immerhin noch ein Elternhaus, das noch von anderer Erfahrung geprägt war.
Die Kinder und Jugendlichen von heute sind es gewohnt, gepampert, gestreichelt, gehätschelt und rund um die Uhr betreut zu werden. Mami streicht das Pausenbrot. Mami fährt Bubi in die Schule. Papi zieht den Lehrer vor den Kadi, um Bubi eine bessere Note zu verschaffen, Papi und Mami stellen sich bedingungslos vor den Spross.
Bubi darf alles, Bubi braucht sich nichts zu erkämpfen...
Aber Bubi hat auch einen vollen Stundenplan. Schule, Nachhilfe, Lernhilfe, Geigenunterricht, Ballett, Förderunterricht, Schulpsychologische Ueberwachung, medizinischer Overkill inkl. Ritalin. Verhalten ausserhalb enger Normen durch personal Training, Psychotherapie, Familientherapie und goldige Käfig zurechtgerückt.
Bubi ist per Kaiserschnitt ohne Geburtsschock zur Welt gekommen, hat nie im Dreck gespielt, hat nie ohne Aufsicht draussen gespielt. Zuhause hat Mami dafür gesorgt, dass die Wohnung steril und keimfrei ist. Die Zähne wurden systematisch geschrubbt und geweisselt, schräg liegende Zähne vom Chirurgen gerichtet.
Statt Mutterbrust gab's "abgepumptes" aus dem Kühlschrank, verfüttert vom Teilzeitpapi. Dann 2 Jahre Milupa und Sirup, nahtlos übergehend in Fastfood vom Mäck. (weil Bubi es eben so gerne habe, heisst es jeweils). Mittagessen im Familienverbund? Denkste, am Mittagstisch. Bubi darf die Furzgesichter, die ihn hänseln, während der ganzen obligatorischen Schulzeit von 8 Uhr morgens bis der SUV von Mami vorfährt ertragen.
Mit 10 gibt's Schminkkoffer, Miniröckchen, Nagel-Gel, Haarfärbemittel, PC, iPhone, Computergames und Fernsehen bis 12 Uhr Nachts. Im eigenen Zimmer, wenn's geht, bitte schön.
Markenkleider, Schuhe für jede Lebenslage, Sommersport- und Wintersportausrüstung und das für Nachzügler natürlich brandneu - austragen verstösst gegen die UNO-Kinderrechte.
Ab spätestens 15 kommt der unbefristete Ausgang hinzu. Wenn man erst abends um 23 Uhr von zuhause weggeht, kann man schliesslich nicht erwarten, dass sie über Nacht noch heimkehren. Geschlafen wird bei Mädchen sowieso schon seit 5 Jahren bei der besten Freundin, vor allem, wenn dort die Mutti nicht zu Hause ist.
Das Taschengeld entspricht einem Budgetposten in der Haushaltskasse. Energydrinks aus Aludosen, gekauft im teuersten Bahnhofsladen, sog. "Shots", sowie die Eintrittspreise in den teuersten Nobelclubs der Stadt kosten schliesslich Geld. Ganz zu schweigen von der Fahrt dorthin. Da ein GA allein viel zu viel kostet, braucht es ein Familien-GA, auch wenn weder Papi noch Mami mehr als 3x jährlich den Zug benutzen.
Reicht das schon? Man sollte auch den Lehrplan nicht ganz ausser Acht lassen. Statt Mathe, Deutsch, Geschichte usw. gibt's "Medienkompetenz", "Sozialkompetenz", "Schreibkompetenz" usw.... es werden nur noch "Kompetenzen" vermittelt. Alles klar? Lernziele? "jedem Kind werden Kompetenzen zum Verfassen eines Schreibprodukts vermittelt".
Alles klar? Alles klar.
Nein... man soll nicht ständig an der Jugend herummeckern. Die sind genau so, wie wir auch waren. Ausserdem hätten schon unsere Eltern dieselben Kritiken vorgetragen... Wirklich?
Nein. Die Kritik geht nicht an die Adresse der Kinder. Die Kritik geht direkt an die Eltern, Erziehungsberechtigten, Behörden, Experten (mein Lieblingsausdruck), Fachleute und überhaupt an den ganzen Bürokraten- und Schreibtischtäterverein.
Anklage? Misshandlung Schutzbefohlener.
Die an diesen jungen Menschen begangenen Schandtaten oben genannter Personen lassen sich nie mehr korrigieren.
Wissen aneignen? Wozu? Kann man ja googeln!
Entscheide fällen? Erst mal die anderen fragen. Machst du Facebook-Eintrag, mal sehen, wie viele ihn liken.
Wenn gerade mal eine grössere Masse an Soziopathen gefragt ist - einfach mal das Internet lahmlegen.
Ich sehe das doch sogar schon bei Erwachsenen, was das Wort Internet-Neurotiker bedeutet. Wenn ich heute versuche, ein Unternehmen zu gründen und dafür Geschäftspartner brauche, ist das Grundlegende das schwierigste: mach denen mal klar, dass man mit Arbeit Geld verdient, nicht mit kopieren.
Man würde nicht meinen, man hätte es mit Ingenieuren zu tun. Egal, welches Stichwort fällt - sofort wird das Kästchen gezückt und das Stichwort eingegeben. Dann muss ich diese "Erwachsenen" zunächst darauf aufmerksam machen, dass die Suchergebnisse wenig mit der Realität gemeinsam haben und von Google sortiert werden, nicht nach Nützlichkeit. Als weiteres muss man sog. Ingenieuren heute erklären, dass man Arbeiten primär im eigenen Haus erledigt und nicht extern vergibt. Zumal dann nicht, wenn man damit Geld verdienen will.
Es wimmelt auch unter den Erwachsenen von solchen Tölpeln, die glauben, sie bräuchten nur ein schön gebügeltes Hemd, ein teures Auto und der Rest erledigt sich über das Internet.
Das ist, in verkürzerter Form dargestellt, der Zustand der Schweizer Volkswirtschaft.
Auslagern, kopieren, abkupfern, andere fragen.
Worte wie "Alleinstellungsmerkmal", "firmeneigenes und spezifisches Fachwissen"... das kennen die zwar aus dem Marketingkurs, aber nicht aus der Praxis.
Und gerade diejenigen, die frisch aus so einem Hirnwäschekurs entlassen wurden, glauben allen Ernstes, es lasse sich am besten Geld verdienen, wenn man das tut, was auch schon alle anderen tun.
So, ich "schwiff" wieder einmal vom Thema ab.
Aber im Grunde nicht sehr weit. Kommt auf dasselbe raus. Wieso sollte man auch von Politikern mehr erwarten, als von Kreti und Pleti in der Privatwirtschaft?
Und damit wären wir wieder beim Thema: es wird noch viel dicker kommen, wenn die Generation "anything goes" mal in diese Jahre kommt.
Also sparen Sie sich die Empörung, Frau Stämpfli. Obwohl Sie absolut RECHT haben.
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