Super League...?

Die reguläre Spielzeit der Fussballsaison 2004/05 ist vorbei. In der Nachspielzeit kämpfen noch Schaffhausen und Vaduz um einen Platz in der obersten Schweizer Liga. Während Basel erwartungsgemäss den Meistertitel verteidigte, grassierten dahinter Inkonstanz, Geldnot und Langeweile.

Bei Teams wie den Berner Young Boys, dem FC Zürich oder dem FC St.Gallen klafften Gräben zwischen Anspruch und Realität. Die so getaufte „Super League“ wird ihrem Namen nicht gerecht. Viele, einst renommierte Vereine, darben in unteren Ligen.

Der Reihe nach: Liga-Krösus FCB hat sich glanzlos die dritte Meisterschaft in vier Jahren gesichert. Einzig das Überraschungsteam aus Thun vermochte sie kurz vor Schluss noch zu bedrängen. Aber einmal unter Druck, setzten Gimenez und Co. zu einem Zwischenspurt an und stellten den nötigen Abstand wieder her.

Die Erfolge des FC Basels sind mangels Konkurrenz keine Frage des Könnens mehr, sondern nur noch des Wollens. Christian Gross hat mutig seinen Vertrag bis 2009 verlängert. Er wird nun noch vermehrt gesättigte Stars bei Laune halten müssen.

Dem kleinen FC Thun ist der Erfolg zu gönnen. Hanspeter Latour und später Urs Schönenberger ist es gelungen, aus durchschnittlichen Fussballern ein phasenweise brilliantes Team zu formen. Die Tatsache, dass Latour im Frühjahr auch noch die Grasshoppers aus der Krise in den UEFA-Cup führte, macht ihn neben Christian Gross unbestritten zum Trainer des Jahres.

So sehr man sich für die Thuner freuen mag, versprechen sie dem Schweizer Fussballfan keine heissen Champions-League-Nächte und sind darum für die Liga alles andere als ein Glücksfall.

Die Berner Young Boys mussten wegen einer durchzogenen Rückrunde dem wiedergenesenen GC Platz 3 überlassen und ziehen ohne internationales Ticket ins neue Stadion ein.

Der FCZ rettete mit dem Cupsieg gegen Luzern die Saison und seinem Trainer Lucien Favre den Job. Präsident Sven Hotz hätte ihm mit diesem gut besetzten Team eine erfolglose Saison nicht verzeihen können.

Bei den restlichen Vereinen herrschte Tristesse und man darf sich bei Servette-Genf bedanken, dass für einmal kein Klub direkt absteigen musste. Die Spannung am Tabellenende hielt sich in Grenzen und so mancher Fussball-Fan wünscht sich den guten alten Strich zurück.

Yverdon Sports steigt zum dritten Mal in seiner Klubgeschichte in die oberste Liga auf. Der Erfolg mag dem Team zu gönnen sein, bringt der Super League aber weitere Spiele auf verwaisten Sportplätzen ohne Zuschauer. Schade!

Schmerzlich vermisst werden der FC Luzern und der FC Sion. Sie würden sportlich und emotional unserer Liga wieder Leben einhauchen. Ihre tollen Fans fehlen uns.

Viele neue Stadien sind im Bau oder in Planung. Wenigstens in dieser Hinsicht geht es mit dem Schweizer Fussball vorwärts. Dennoch droht uns eine weitere Saison ohne Feuer, Spannung und Klasse. Die Vereine müssen am Ende erstmals eine schuldenfreie Bilanz vorweisen. Weitere Konkurse drohen. Kein Wunder sind bei diesen Aussichten kaum Sponsoren in Sicht. Wer also rettet den Schweiz Fussball? Gott sei Dank haben wir die Nationalmannschaft...

(von Martin Oswald/news.ch)