Tausende Knochen unter Grossmünsterplatz entdeckt

Die Archäologen staunten nicht schlecht, als sie auf dem Platz der grössten Zürcher Kirche in einer Grube von drei mal fünf Metern in einem Meter Tiefeein ganzes Lager menschlicher Knochen fanden, wie die Zürcher Stadtarchäologie heute mitteilte. Auf die Knochen stiessen Bauarbeiter, die auf dem Platz unterirdische Container anlegen.

Bei den hunderten Knochen handelt es sich nicht etwa um ein Massengrab aus der Zeit der Zürcher Reformationswirren, das auf eine Katastrophe hinweisen würde, wie Stadtarchäologe Dölf Wild gegenüber der SDA versicherte. Der Berg von Schädeln, Rippen, Bein- und Armknochen weist vielmehr auf die vorreformatorische Zeit.

Aufbewahrung als Tradition

Er dürfte aus Beinhäusern stammen und mit dem katholischen Religionskult zusammenhängen. Das Aufbewahren und Ausstellen von Knochen hatte bei Friedhöfen katholischer Kirchen Tradition: Die Gebeine sollten an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern.

Als Folge der Reformation wurden die Beinhäuser aufgegeben und die Knochen in die Grube auf dem Grossmünsterplatz geschüttet, wie Wild vermutet. Da es sich um zufällig zusammengewürfelte Gebeine aus vermutlich mehreren Jahrhunderten handelt, haben sie laut Wild keinen besonderen wissenschaftlichen Wert. Die Überrreste werden in den nächsten Wochen «ordentlich zur letzten Ruhe gebettet».

(ht/sda)