'Technologie ist wichtiger als Kyoto-Protokoll'

publiziert: Freitag, 1. Okt 2004 / 10:31 Uhr / aktualisiert: Samstag, 2. Okt 2004 / 10:28 Uhr

Engelberg LU - Brian Flannery, Wissenschaftsdirektor von Exxon Mobil, ist prominenter Besucher der diesjährigen Academia Engelburg. Der Umweltexperte spricht mit news.ch darüber, was der Energie-Gigant gegen die globale Erwärmung unternimmt.

5 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Kyoto Protokoll auf wikipedia.org
Das Kyoto-Protokoll ist ein internationales Abkommen der UN Organisation UNFCCC zum Klimaschutz.
de.wikipedia.org/wiki/Kyoto-Protokoll

Academia Engelberg
Programmübersicht der diesjährigen Konferenz: "Verändert das Klima unsere Welt?"
www.academia-engelberg.ch/de/activities_con2004_pro.html

Brian Flannery, Referent an Academia Engelberg
Seitdem Brian Flannery für Exxon Mobil tätig ist, befasst er sich mit wissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen und politischen Studien zur globalen Klimaveränderung und ist Mitglied zahlreicher Editorial Boards und Beratungsgremien.
www.academia-engelberg.ch/de/speakers_flannery.shtml

Globale Erwärmung auf wikipedia.org
Die globale Erwärmung ist ein weltweites Klimaphänomen, das den Anstieg der durchschnittlichen, globalen Oberflächentemperatur bezeichnet.
de.wikipedia.org/wiki/Globale_Erw%C3%A4rmung

Herr Brian Flannery, wird New York wie in "The Day After Tomorrow" bald von einer riesigen Flutwelle überschwemmt?

Ich habe den Film selber nicht gesehen. Aber natürlich die Kritiken gelesen (lacht). Dieser Film ist frei erfunden und hat mit der Realität nichts zu tun. Er ist Unterhaltung und Fiktion.

Die Nord- und Südpole schmelzen also in naher Zukunft nicht weg aufgrund globaler Erwärmung?

So wie in diesem Film wird das nicht passieren. Selbst in den simpelsten Modellen zeigt sich, dass der Golfstrom nicht einfach zu fliessen aufhört und das Klima im atlantischen Raum so destabilisiert.

Sie machen sich keine Sorgen um das Klima.

Wir glauben, es gibt ein Risiko. Unser Standpunkt wird oft verfälscht. Das Problem liegt vor allem in den Entwicklungsländern. Dort warten noch zwei Milliarden Menschen auf Energie-Zugang, und sie werden Kohle verwenden, was viel CO2 produziert. Aber sollen sie auf Energie verzichten? Die Umsetzung von bestehenden Technologien ist wichtiger als die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls. Einfach auf deren Umsetzung in den Industrieländern zu bestehen, bringt nichts. Nicht nur die USA haben das Protokoll nicht ratifiziert, sondern auch Länder wie Indien und China.

Macht eine Regionalisierung von globaler Erwärmung also keinen Sinn?

Es macht für Grossfirmen Sinn, nationale und globale Probleme zu berücksichtigen. Es gibt nämlich auch wichtige regionale Themen. Aber die heutigen Möglichkeiten sind primitiv, die wir für Messungen von Klima-Veränderungen auf regionaler Ebene haben.

CO2-Ausstoss wird in direktem Zusammenhang mit der globalen Erwärmung gebracht. Was macht Exxon Mobil, um diesen zu reduzieren?

Wir haben eruiert, dass 13 Prozent der Schadstoffe bei der Energie-Förderung und 87 Prozent bei der Benutzung unserer Produkte durch die Konsumenten entstehen. Und davon wiederum der Grossteil im Transport. Wir arbeiten direkt mit der Automobilindustrie zusammen, um bessere Automobile, Lastwagen oder Flugzeuge herzustellen. Einen Motor, in den wir sehr viele Ressourcen investieren, ist der so genannte hybride Motor - also ein Mix zwischen batteriebetriebenem und treibstoffbetriebenem Motor. Toyota hat einen solchen Wagen schon auf dem Markt.

Aber wenn die Konsumenten weniger Treibstoff verbrauchen, dann verkauft Exxon Mobil weniger Energie?

Oh, lassen sie mich klarstellen: Wir sind daran interessiert, ökonomisch erfolgreich und dabei sehr verantwortungsbewusst zu sein. Wir glauben, dass Energie klug eingesetzt werden sollte. Es wäre für uns schrecklich, wenn wir eines Tages merken würden, dass Konsumenten unsere Energie viel effizienter einsetzen könnten, als wir wussten.

Also dann nehmen sie Verluste hin, zugunsten einer effizienteren Benutzung ihrer Produkte?

Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen wird in den kommenden 30 bis 50 Jahren nicht sinken, sondern steigen, aber durch unsere Forschungs-Bemühungen wird das Wachstum geringer sein. Exxon Mobil ist auch eine Technologie-Firma, eine sehr aggressive Technologie-Firma sogar.

Sie haben zusammen mit anderen Energie-Firmen und dem Autohersteller Toyota eine Zusammenarbeit mit der Universität Stanford begonnen. Warum?

Wir wollten die Innovation in den Hochschulen hervorbringen, die wir bei uns vorfinden. Mit über 100 Mio. Dollar ist unser Engagement sehr grosszügig. Am Anfang gab es Bedenken, ob da nicht eine Vermischung von Hochschule und Business stattfinde. Aber die Sponsoren haben auf Projekt-Ergebnisse nur ein Lizenzrecht über fünf Jahre. Dann sind sie für den Markt frei. Ein erstes Resultat ist die billige Herstellung von Wasserstoff mit gentechnisch veränderten Organismen.

Wie sieht es mit wasserstoffbetriebenen Motoren aus?

Daran arbeiten wir auch. Wenn wir Wasserstoff weniger energieaufwändig produzieren können, dann wird der Wasserstoffmotor auch kommerziell interessant. In der Ölindustrie wird traditionell viel mit Wasserstoff gearbeitet. Bei der Raffinierung ist er zentral. Wir verwenden dabei die effizientesten Technologien. Aber wir stellen nur so viel her, wie gerade nötig. Wasserstoff ist sehr teuer.

Im Jahr 2020 werden wir immer noch Benzin tanken?

Ja, klar! Was wollen die Leute? In welche Technologien lohnt es sich zu investieren? Unsere Forschung und Entwicklung ist konstant dabei, dies zu beobachten. Der Verbrennungsmotor kann in seiner Energieeffizienz noch wesentlich verbessert werden. Obwohl er seit einhundert Jahren hergestellt wird.

Dr. Brian P. Flannery ist als Science, Strategy and Programs Manager in der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt bei Exxon Mobil Corporation tätig. Bevor Dr. Flannery bei Exxon eintrat, studierte er in Princeton (BA) und an der Universität von Kalifornien, Santa Cruz, wo er in Astrophysik promovierte.

Die Academia Engelberg führt Jahreskonferenzen im Klosterdorf Engelberg durch, die sich jeweils mit einem spezifischen wissenschaftlichen Thema beschäftigen. Auf diese Weise möchte sie einen Dialog zwischen einer Vielzahl von Disziplinen in Gang setzen. Dieses Jahr behandelt die Konferenz die Frage: „Verändert das Klima die Welt?“ Die diesjährigen Konferenz dauert von 29. September bis 1. Oktober.

(Mit Brian Flannery sprach Barnaby Skinner/news.ch)

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