Ihnen muss ich ja nicht sagen, dass wir Schweizer die Besten sind. Wir sind fleissig, pünktlich, gut gebildet oder zumindest sympathisch bauernschlau, gutaussehend, wehrtüchtig, wohlerzogen, freundlich, humorvoll, aber keine närrischen Possenreisser, und wir sind reich. Und zwar dermassen verdientermassen reich, wie es nur ein Schweizer sein kann. Denn weil wir Schweizer die Besten sind, ist unser Reichtum die logische Konsequenz.
Schaut man sich einmal unsere direkten Nachbarn an, die uns genetisch und kulturell am nächsten stehen, sieht man, wie frappierend der Unterschied ist. Die Italiener sind faul, die Deutschen sind arrogant und herzlos, die Franzosen sind versoffene Triebmenschen und die Österreicher, nun, was will man sagen? Dass Kost und Logis dort so günstig und die Bedienung so unendlich viel freundlicher ist als bei uns, ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es mit Österreich nur in eine Richtung geht: in Richtung Drittweltland. Die Drittweltländler sind nämlich auch immer freundlich wie die Bettler in der Stadt, die einem auch dann einen gesegneten Tag wünschen, wenn man ihnen angemessen unwirsch den Stutz verweigert hat. Und ja: Lichtensteins Existenz kann man getrost vergessen.
Wir haben schon immer alles richtig gemacht. Sicher von 1291 an. Denn so lange gibt es uns ja schon. Uns Eidgenossen. Viel länger als alle anderen. Und so verfügen wir über einen einzigartigen, unvergleichlichen Erfahrungsschatz darin, wie man es richtig macht. Oder eben: besser als die anderen.
Die Neutralität ist folgerichtig. Wir stehen über den anderen. Was sollen wir uns in ihre kindischen Scharmützel einmischen? Die Rolle des abschätzigen Kommentators steht uns viel besser zu Gesicht. Wurstelt nur, ihr Ausländer, denken wir. Verzapft euren Käse. Und wenn sie dann gewurstelt haben, dann sagen wir: Seht, wie dilettantisch sie ihren Käse gewurstelt haben. Wurst und Käse sind in der Schweiz eben doch am schmackhaftesten.
Ab und zu aber, da sind wir Schweizer grossherzig. Beispielsweise wenn ein Konflikt so lange schwelt wie der Nahostkonflikt. Und das Gute an einem so immensen Erfahrungsschatz, wie wir Eidgenossen über einen verfügen, ist, dass sich darin immer ein Lehrstücklein für jedes Problemchen findet, welches irgendwo auf der Welt auftritt. Es ist bekannt: History repeats itself.
Im Ersten Kappelerkrieg im Jahr 1529 bekämpften sich in der Schweiz katholische und protestantische Orte. Auch ein Konfessionskrieg. Beigelegt wurde er durch die sogenannte Kappeler Milchsuppe. Daraus haben wir ein Rezept zur Beilegung des Nahostkonflikts gebraut: die Jerusalemer Milchsuppe. Und es ward Frieden. Nichts zu danken.
* Der Autor und Musiker Frédéric Zwicker hat mit seiner Band Knuts Koffer ein verrücktes viertes Album aufgenommen. Die Doppel-Vinyl mit dem Titel «ii» erschien am 20. November. Und: Filmemacher Lars Badertscher hat die Titel in Kurzfilmen umgesetzt.
(Frédéric Zwicker*/news.ch)