Massnahmen für klimaneutrale Schweiz

Teilzeit-Klimaschutz bis morgens um halb elf?

publiziert: Dienstag, 18. Mrz 2014 / 12:21 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 18. Mrz 2014 / 12:57 Uhr

Der Klimawandel wird (fast) allseits als eines der globalen Hauptrisiken für unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur anerkannt. Ein Klimaschutz global und rund um die Uhr wäre deshalb eigentlich gefordert und notwendig! Nur wieviel Klimaschutz wird zur Zeit effektiv geleistet?

3 Meldungen im Zusammenhang
SHOPPINGShopping
KlimawandelKlimawandel
In der Schweiz beschränken sich die offiziellen Bürozeiten für den Klimaschutz leider auf gerade mal zehn Prozent des eigentlich benötigten Vollservice. Aufgrund der beschränkten Budgetmittel und der bisherigen Prioritätensetzung bedeutet das Bürozeiten von gerade mal 8.00 bis 10.24 Uhr. Ein Grossteil des Klimaschutzes wird nach wie vor unvergütet von Freiwilligen und NGOs geleistet. Doch auch mit diesem zusätzlichen Engagement sind die Ressourcen knapp.

Vergleichsweise dazu erscheinen die kürzlich in den Fokus gerückten Bürozeiten der Schweizer Luftwaffe werktags von 8 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr direkt komfortabel. Statt des Teilzeitschutzes würde ein kompletter Luftraumschutz-Service rund um die Uhr gemäss unserem Verteidigungsminister Ueli Maurer (Artikel in der NZZ) zusätzliche 100 Stellen bei der Schweizer Luftwaffe benötigen.

Umweltministerin fordert gleich lange Spiesse

Was hiesse dies für den Klimaschutz, wenn Doris Leuthard als Umweltministerin im Bundesrat mindestens gleiche Prioritätensetzung dafür fordern würde? Der ebenfalls dringliche Klimaschutz-rund-um-die-Uhr-Vollservice, das heisst eine klimaneutrale Schweiz, wäre eigentlich mit verhältnismässig bescheidenem Aufwand möglich:

- Das Autofahren mit fossilem Treibstoff würde weniger als einen Rappen pro Kilometer mehr kosten.
- Das Heizen der Wohnung mit fossilem Öl oder Gas pro Quadratmeter Wohnung und Jahr wäre lediglich ein bis zwei Franken teurer.
- Der Aufpreis für die Ferienreise in entfernte Länder mit Flugzeug, Kreuzfahrtschiff oder Wohnmobil läge im Rahmen eines guten Nachtessens mit der Familie.
- Mehrkosten für einzelne Konsumprodukte sind so gering, dass sie kaum Auswirkungen auf die Preise hätten, zum Beispiel pro Flasche Bier ein Rappen.
- Für eine ordentliche und zeitgemässe Entsorgung flüssiger oder fester Abfälle sind wir uns mittlerweile gewohnt, jährlich pro Einwohner/in rund 100 bis 200 Franken auszugeben, ohne dass uns dies existenziell belastet. Mindestens dasselbe müsste uns ein zeitgemässes Management der gasförmigen Treibhausgasabfälle wert sein!

Unsere Gesellschaft und Wirtschaft wollen die wieder sauberen Flüsse, Seen, Berge und Wälder sowie auch die Sicherheit in der Schweiz nicht missen! Zudem profitieren wir als Entwickler und Exporteur zahlreicher Umwelttechnologien von dieser nachhaltigen Abfall- und Abwasserbewirtschaftung. Das Gleiche winkt auch beim Klimaschutz.

Wir hoffen, dass der Bundesrat an einer seiner nächsten Strategie-Klausuren im Rahmen der Risikoanalyse für unser Land Korrekturen in der Risiko-Bewertung vornehmen und adäquate Entscheide für die Steigerung des Servicelevels auch beim Klimaschutz treffen wird.

Massnahmen für eine klimaneutrale Schweiz

Mit einem Klimaschutzservice rund um die Uhr wären eine Vielzahl globaler Klima-Projekte möglich, welche die Treibhausgas-Emissionen der Schweiz kompensieren könnten. Folgende Engagements für eine klimaneutrale Schweiz würden innert 7 bis 10 Jahren je 40 bis 50 Millionen Tonnen Treibhausgase reduzieren:

- 2014: Bau von 800'000 Kleinbiogasanlagen, mit deren Gas vier bis fünf Millionen Menschen in den ländlichen Regionen Indiens sauber kochen können (Bedarf bestünde für 200 bis 300 Millionen Menschen).
- 2015: Support von Social Businesses, die rund 35 Millionen Solarlampen in ländlichen Regionen Afrikas verkaufen anstelle von Kerosinlampen.
- 2016: Realisierung von Kompostier- und Vergäranlagen in allen Hauptstädten Ostafrikas (Nairobi, Kampala, Addis Abeba, Dar Es Salaam) für rund drei Millionen Tonnen Grünabfall.
- 2017: 3,5 Millionen effiziente Kocher und Solarkocher für rund 20 Millionen Menschen in Südamerika.
- 2018: Neue Technologien für sauberes Wasser für 3,5 Millionen afrikanische Haushalte.
- 2019: Komplett auf erneuerbaren Energien basierte Energieversorgung in allen Nationalparkregionen in Kenia und Peru.
- 2020: 150'000 Hektar neue nachhaltige Agrarforstwirtschaft und geschützte Wälder in Mittelamerika.
- 2021: 70'000 effiziente Busse, die nur noch halb soviel CO2 emittieren wie aktuell «rauchende» Busflotten in asiatischen Metropolen.
- 2022: Trockenreisanbau ähnlich jenem im Tessin für vier Millionen Familien in den Reisanbaugebieten Nepals, Indiens und Burmas.
- 2023: Zehn Millionen Elektrobikes in den indonesischen Inselstaaten, wo derzeit fast 250 Millionen Einwohner die Anzahl Motorbikes alle drei bis vier Jahre verdoppeln.

Die Notwendigkeit ist gegeben, der Preis erträglich, und die Projektchancen sind riesig - also auf geht's mit dem Klimaschutz-Vollservice!

(René Estermann/ETH-Zukunftsblog)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bundesrätin Doris Leuthard hat an der Klimakonferenz in Warschau die ... mehr lesen
Doris Leuthard fodert die reichen Staaten zum Handeln auf. (Archivbild)
ETH-Zukunftsblog Im Rahmen der Vision «CO₂-neutral bis 2023» will Coop den absoluten ... mehr lesen
Gastautor Georg Weinhofer ist Leiter der Fachstelle Energie/CO₂ bei Coop.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit Biogas betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können fluktuierenden Solarstrom kompensieren und Gebäude beheizen.
Mit Biogas betriebene ...
Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist es, die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun für drei Schweizer Kantone auf, wie ein Verbund von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen kurzfristige Engpässe überbrücken und Gebäude mit Strom und Wärme versorgen kann. mehr lesen 
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung. Damit die Big-Data-Welle den Bauer nicht vom Acker schwemmt, sondern ihn optimal ... mehr lesen
Vor rund hundert Jahren begann die Industrialisierung der Landwirtschaft - heute erleben wir den Beginn ihrer Digitalisierung.
Wie werden Wasserkraftwerke wieder rentabel?
Die Schweizer Wasserkraft darbt. Die Ursache dafür sind letztlich Verzerrungen im europäischen Strommarkt. Nun diskutiert die Politik Subventionen für die Grosswasserkraft. Allfällige Rettungsaktionen sollten ... mehr lesen  
Climate change has been communicated as a global concern affecting all of mankind; but this message doesn't seem to be getting through. If indeed the human brain responds better to experience than to analysis, then climate change must be told as a local and personal story - just as the Klimagarten 2085 exhibition is doing. mehr lesen  

Fakten und Meinungen zu Nachhaltigkeit

Der Zukunftsblog der ETH Zürich nimmt aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf. Er bietet eine Informations- und Meinungsplattform, auf der sich Expertinnen und Experten der ETH zu den Themenschwerpunkten Klimawandel, Energie, Zukunftsstädte, Welternährung und Natürliche Ressourcen äussern. Prominente Gäste aus Forschung, Politik und Gesellschaft tragen mit eigenen Beiträgen zur Diskussion bei.

Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten