Tennis: Australian Open

Die jüngere Williams ist damit die zweite afro-amerikanische Person innert weniger Jahre, die in einer weltumspannenden Sportart mit einem Vierfach-Triumph bei den wichtigsten Turnieren Eingang in den Sprachgebrauch findet: Vor etwas mehr als zwei Jahren war der Begriff des "Tiger Slam" geprägt worden, als Superstar Tiger Woods hintereinander das US Open, das British Open, die US-PGA-Championships (alle 2000) sowie das Masters (2001) gewann.

Mit ihrem vierten grossen Titel in Serie nach dem French Open, Wimbledon und dem US Open erweitert Serena Williams einen ganz exklusiven Zirkel: Als erst fünfte Spielerin nach Maureen Connolly (USA), Margaret Court (Au), Martina Navratilova (USA) und Steffi Graf (De) hat sie alle Grand-Slam-Titel gleichzeitig in ihrem Besitz. "Das ist schon ein ganz spezielles Gefühl", sagte Serena Williams beinahe ehrfürchtig.

Venus´ mentale Fragilität
Venus Williams ist dagegen nur noch eine Final-Niederlage von einem Rekord entfernt, den sie nur zu gerne nie egalisieren würde. Sie hat die vier letzten grossen Endspiele, die sie bestritten hat, alle verloren, eines weniger als Martina Hingis, die Führende in dieser Negativwertung. Im Gegensatz zur eher physisch fragilen Ostschweizerin scheint aber Williams akut gefährdet, ein mentales Problem zu entwickeln.

Am Samstag wurde dies offenkundig. Wie schon häufig in ihrer Karriere spielten ihr die Nerven einen Streich: Das letzte Game schenkte sie ihrer Schwester mit zwei verschlagenen Rückhandbällen, einem Doppelfehler und beim Matchball einem Vorhandfehler praktisch. Vorher hatten ihr im ersten Satz bei 5:4 nur zwei Punkte zur Führung gefehlt und das Tiebreak hatte sie mit vier Vorhandfehlern auch selber verloren. Sie musste einsehen, dass man ohne Vorhand keinen Grand-Slam-Titel gewinnen kann, wenn die Gegnerin so stark ist. Venus kam mit der Vorhand nur auf vier Winner, beging aber umgekehrt 31 Fehler. Serena verschlug auf dieser Seite zwar auch 29 Bälle, machte aber auch 20 Punkte.

Serena hingegen untermauerte ihre mentale Stärke. Sie gewann auch ihre dritte Dreisatz-Partie des Turniers, nachdem sie in der Startrunde gegen Emilie Loit und im Halbfinal gegen Kim Clijsters nahe am Abgrund gestanden war. "Im Moment ist sie einfach mental stärker als ich", anerkannte Venus neidlos.

Die beiden Spielerinnen bestritten wegen der extrem hohen Temperaturen den Final unter geschlossenem Dach. Um 16 Uhr wurden auf der Anlage mörderische 44,1 Grad Celsius gemessen, der zweithöchste Wert bei diesem Turnier, seit 1939 mit den Messungen begonnen wurde.

(rr/sda)