Schon vor einem Jahr entzückten Federer und Roddick 9000 Fans in der St. Jakobshalle. Damals setzte sich der Lokalmatador nach einem zweistündigen Krimi im Viertelfinal mit 3:6, 6:3, 7:6 (7:5) durch. Im Jahr danach sind wieder alle Voraussetzungen für ein besonderes Tennis-Happening gegeben: Federer und Roddick präsentierten sich beide in den ersten Runden ausgezeichnet in Form und wiederum wird die "Joggelihalle" ausverkauft sein.
Andy Roddick (20) bezwang in den Achtelfinals seinen ebenfalls noch jungen Landsmann James Blake (23) mit 7:6 (8:6), 6:3 und servierte dabei ein Aufschlag-Ass von 224 Stundenkilometern. Für Roger Federer mag es ein kleiner Vorteil sein, dass er es schon am Donnerstag mit einem sehr starken Aufschläger zu tun bekam. Alex Waske war für den 21-jährigen Baselbieter ein unbequemer Gegner. Waske hatte im letzten Monat schon zweimal Top-Ten-Spieler geärgert: In Taschkent unterlag er Jewgeni Kafelnikow nach Matchball mit 7:6, 6:7, 6:7; in Tokio besiegte er Carlos Moya 6:4, 7:5. Gegen Federer brachte es der 27-jährige Deutsche zu einem Satzball (zum 6:4 im zweiten Satz) und dort zu einer Volley-Chance am Netz.
Aber zu stoppen war der Federer-Express für Waske nicht. Das Tiebreak des zweiten Satzes misslang dem Deutschen mit fünf schnellen Eigenfehlern gründlich (1:7). Das änderte indes nichts daran, dass Federer von 8500 Zuschauern in der fast ausverkauften Halle frenetisch gefeiert wurde. Federer: "Es ist eine gewisse Euphorie da diese Woche. Es macht unheimlich Spass, in dieser Ambiance zu spielen." Gegen Roddick, den er diese Saison schon in Sydney auf Hartplatz geschlagen hat, liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, die Ruhe zu bewahren: "Roddicks Aufschlagspiele werden zum Teil bloss 45 Sekunden dauern. Da ist es wichtig, dass man sich auf die eigenen Aufschlagspiele konzentriert. Und irgendwann kriegt man dann seine Chance..."
Jetzt hinter Henman
Nicht alles lief am Achtelfinal-Tag aber für Roger Federer. Der topgesetzte Tim Henman, der in Basel 1998 und 2001 triumphiert und vor einem Jahr Federer im Final deklassiert hatte, erreichte mit einem 1:6, 6:3, 6:2 über Nicolas Escudé (ATP 43) ebenfalls die Viertelfinals. Obwohl Henman und Federer in Basel beide zwei Einzel gewonnen haben, hat der Engländer den Schweizer im "Champions Race" nun überholt. Federer hatte an Nicht-Pflicht-Turnieren, wie Basel eines ist, schon vor den Swiss Indoors fünf gute Resultate in der Wertung (Sieg Sydney, Final Mailand, Halbfinal Halle, Viertelfinal Moskau, Sieg Wien), Henman noch nicht.
Federer ist damit per Donnerstagabend in der Jahreswertung auf Platz 7 zurückgefallen, genau jenen Platz also, der für Schanghai noch ausreichen würde. Mit Siegen gegen Andy Roddick und allenfalls gegen Tim Henman im Halbfinal könnte Federer seine Ausgangslage vor dem letzten Qualifikationsturnier in Paris-Bercy (nächste Woche) entscheidend verbessern.
Henmans Sieg im Achtelfinal über Escudé hing zeitweise an einem dünnen Faden. Der Franzose, der "indoor" zuvor alle Duelle gegen Henman gewonnen hatte, führte mit einem Satz (6:1) und einem Break (3:2), ehe Henman zehn der nächsten zwölf Games für sich entschied.
Heubergers verpasste Chance
Wie Escudé eine Chance verpasst hat Ivo Heuberger (ATP 130). Der 26-jährige St. Galler unterlag dem Spanier Felix Mantilla (ATP 59), der sich in der Halle alles andere als wohl fühlt, in 77 Minuten 1:6, 6:7 (2:7). Mantilla steht an einem Hallenturnier in seiner achtjährigen Karriere erst zum zweiten Mal und erstmals seit Lyon 1997 in den Viertelfinals. Heuberger blieb gegen den soliden Spanier chancenlos. Er lag 1:6, 3:5 zurück, ehe er mit einem Break nochmals ins Spiel zurückfand. Im Tiebreak produzierte Heuberger aber im dümmsten Moment zwei Doppelfehler. Heuberger: "Das ganze Spiel über hatte ich Probleme mit dem Aufschag. Ausserdem fühlte ich mich körperlich irgendwie schlapp. Schade!"
Das Schweizer Element vertreten in Basel neben Lokalmatador Federer überraschend noch Yves Allegro und Marco Chiudinelli, die im Doppel überraschend die Viertelfinals erreichten. Die beiden Schweizer besiegten Ellis Ferreira/Pavel Vizner (SA/Tsch) 6:4, 7:6 und treffen nun auf die als Nummer 2 gesetzten Gebrüder Bob und Mike Bryan. Allegro/Chiudinelli durften am Doppel nur teilnehmen, weil Michel Kratochvil (der mit Corretja gespielt hätte) wegen seiner Mandelentzündung hatte Forfait erklären müssen.
(Rolf Bichsel/sda)