Tennis: Die Geburt einer 17-jährigen Championne

publiziert: Sonntag, 4. Jul 2004 / 13:22 Uhr

So schön kann Frauentennis sein! Mit einer der erfrischendsten Darbietungen der letzten Jahre gewann Maria Scharapowa (Russ/13) den Wimbledon-Final 6:1, 6:4 gegen Serena Williams (USA/1) und damit ihren ersten grossen Titel.

Maria Sharapowa mit der 'hässlichsten Salatschüssel der Welt'.
Maria Sharapowa mit der 'hässlichsten Salatschüssel der Welt'.
Dieses Verdikt beendete die Wimbledon-Hegemonie der Williams-Schwestern, die in den letzten vier Jahren den Titel monopolisiert hatten. Serena hätte mit einem Sieg den Hattrick geschafft, vorher hatte Venus zweimal gewonnen.

Die letzte "Nicht-Williams", welche die Trophäe in den Himmel gestemmt hatte, war 1999 Lindsay Davenport gewesen.

Jugendliche Abgebrühtheit...

Die 17-Jährige aus Sibirien, die seit langem in den USA lebt, hatte erst in Roland Garros mit der Viertelfinal-Qualifikation ihre persönliche Bestmarke aufgestellt. Nun spielte sie aber keinesfalls wie jemand, der sich anschickt, als viertjüngste Spielerin der Open Era ein Major-Turnier zu gewinnen (nach Martina Hingis, Monica Seles und Tracy Austin), sondern wie ein abgebrühter Routinier, der schon Dutzende Partien mit solcher Bedeutung absolviert hatte.

Aufgebaut auf einer schlicht sensationellen zweihändigen Rückhand, gewann sie den ersten Satz nach zwei Breaks in einer halben Stunde 6:1. Im zweiten Durchgang reagierte sie auf den einzigen Serviceverlust zum 2:4 grossartig, für eine Spielerin von 17 Jahren und 2 Monaten sogar beeindruckend, gleichsam mit einem Lehrstück in Sachen Positivismus für fast alle Tennisspieler aller Stufen weltweit.

Scharapowa knallte nach dem Gameverlust wutentbrannt einen Ball ins Netz, drehte sich um, lief einige Meter hinter die Grundlinie, schüttelte ihre lange blonde Mähne, kam wieder zurück, spielte genau gleich weiter wie vorher und entschied die letzten vier Games allesamt mit ihrem mutig auf die Offensive ausgerichteten Spiel für sich. Den Begriff "Zitterhändchen", der viele Spieler mindestens bei ersten grossen Chancen befällt, scheint sie nicht im Vokabular zu haben.

...und unerschütterlicher Glaube

Nach 73 Minuten ging die Vorhand von Serena Williams, die in dieser Partie für einmal "overpowert" wurde, beim Matchball ins Netz und Scharapowa nach dem vierten Turniersieg ihrer Karriere auf dem heiligen Rasen in die Knie. Nachdem die uneingeschränkte Publikumsfavoritin mit fussballstadionwürdigem Applaus bedacht worden war, stieg sie zu ihrem Vater Juri in die Spielerbox hoch, herzte ihn lange und wollte ihn kaum mehr loslassen.

Ein Problem hatte sie nur nach ihrer Rückkehr auf den Platz, als sie versuchte, mit einem Handy ihre Mutter anzurufen -- wohl auch ein Novum in der traditionsreichen Geschichte der "All England Championships". "Vater und Mutter haben mich durch die ganze Karriere in guten und schlechten Zeiten begleitet, ihnen verdanke ich alles", so Scharapowa im Siegerinterview auf dem Platz.

Die Eltern haben ihr tatsächlich vieles mitgegeben: Neben einem auf 183 cm perfekt verteilten Äusseren, das ihr für die Werbeindustrie sämtliche Tore öffnet, einem einnehmenden Wesen und einer gehörigen Portion Talent vor allem auch einen einzigartigen Willen. Seit sie 2002 erstmals internationalen Experten auffiel, merkt man ihr bei jedem Punkt an, dass sie ihn mit jeder Faser unbedingt gewinnen will; die geballte Faust ist schon lange ihr Markenzeichen.

Und dass Scharapowa nie aufgibt, mussten auch in diesem Turnier zwei Routiniers schmerzlich erfahren: Gegen Ai Sugiyama (Jap/11) würgte sie sich im Viertelfinal durch, obwohl sie im zweiten Satz nur zwei Games vor dem Out stand, und gegen Lindsay Davenport lag sie im Halbfinal 2:6, 1:3 hinten, ehe sie die Wende schaffte.

Dank dem Sieg im ersten Final seit Melbourne 2002 (Capriati bezwang Hingis), der nicht von zwei Spielerinnen der gleichen Nation bestritten wurde, wird sich Scharapowa im Ranking von Platz 15 auf 8 verbessern und so erstmals die Top Ten angehören.

(von Marco Keller, London/Si)

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