Tennis: Nur noch Roger Federer dabei

publiziert: Donnerstag, 26. Jun 2003 / 22:38 Uhr

Die Schweizer Hoffnungen in Wimbledon konzentrieren sich ab heute auf Roger Federer. Die einzigen Frauen in der zweiten Runde schafften keine Überraschung: Marie-Gaïané Mikaelian unterlag Jennifer Capriati (USA/8) 2:6, 1:6, Emmanuelle Gagliardi war gegen Jelena Dokic (Ser/11) nur marginal besser.

Andre Agassi bald ältester Wimbledon-Sieger?
Andre Agassi bald ältester Wimbledon-Sieger?
Der Matchball war irgendwie symptomatisch: Jennifer Capriati beendete die Partie gegen Marie-Gaïané Mikaelian (WTA 38) mit ihrem neunten Ass und dies erst noch mit dem zweiten Service. Auf dem drittgrössten Platz der Anlage war der einzige Schlag, den der Gegner nicht beeinflussen kann, zweifelsohne der Hauptunterschied: Die Waadtländerin kam nur auf zwei Asse, beging aber acht Doppelfehler. Capriati hingegen hatte in diesem Bereich einen bei ihr bislang eher seltenen Aktivposten und liess sich neun Asse (bei sechs Doppelfehlern) registrieren. Sie überraschte damit auch Mikaelian: "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so gut aufschlägt. Bei unserer letzten Partie auf Sand hatte ich viel mehr Chancen."

Die Schweizerin war aber nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte angetreten, Magenkrämpfe hatten am Vortag eine geregelte Vorbereitung verunmöglicht. "Ich konnte am Mittwoch nur zwanzig Minuten trainieren und hatte sogar daran gedacht, nicht zu spielen." Für die 18-Jährige, die noch nie bei einem der vier grossen Turniere die zweite Runde überstanden hat, ist es irgendwie eine "Seuchensaison": Am Australian Open zog sie sich einen Rippenbruch zu, später folgten Rücken- und Schulterprobleme und jetzt noch gesundheitliche Schwierigkeiten. Mikaelian verzweifelt aber nicht: "Natürlich ist es nicht schön, aber das gibt es im Sport. Jetzt habe ich drei Wochen Pause und die werden mir gut tun."

Bezüglich der Niederlage muss sich Mikaelian keine grossen Vorwürfe machen. Capriati hat sich nach einer bisher enttäuschenden Saison (Startout in Melbourne gegen Weingärtner, Achtelfinal in Paris gegen Petrowa) stark verbessert. Die Amerikanerin präsentiert sich dieser Tage wieder mit der Figur einer Athletin und hat durch den sichtbaren Gewichtsverlust zu alter Stärke zurückgefunden. Mit der zweifachen Halbfinalistin (1991 und 2001) wird in diesem Turnier noch zu rechnen sein.

Gagliardi überfordert

Emmanuelle Gagliardi hatte nach ihrem Startsieg gegen Stéphanie Cohen Aloro gesagt, in der Partie gegen Jelena Dokic würden Details entscheiden und sie müsse ihre Chancen nützen. Diese Einschätzung erwies sich aber auf dem überfüllten Platz 4 als Trugschluss: Die Genferin durfte einzig in der Schlussphase auf eine Wende und den dritten Drittrunden-Einzug im 26. Major-Turnier hoffen. Als sie aber einen Breakball zum 4:4-Ausgleich nicht konvertieren konnte, verflog die vage Hoffnung rasch wieder; die solid spielende Dokic verwertete wenig später ihren vierten Siegpunkt. "Ich habe sehr lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen", trauerte Gagliardi dem Matchbeginn nach.

Obwohl nur grosse Optimisten einen Sieg Gagliardis erwartet hatten, fiel das Skore doch etwas krass aus. Bei Gagliardi hielt sich die Enttäuschung indes in Grenzen: "Das Resultat ist im Moment nicht so wichtig." Nach der Trennung von Eric van Harpen will sie wieder einen Vollzeitcoach und möchte die Suche in den kommenden Wochen vorantreiben. Zudem will sie die physische Arbeit intensivieren: "Ich habe seit April sehr viele Turniere gespielt und bin dabei vor allem im Doppel weit gekommen (sie belegt Platz 24 im Ranking, Red.). Dadurch nimmt aber die Fitness ab und daran muss ich jetzt arbeiten."

Maria S.: Mehr als ein Ersatz für Anna K.

In Ermangelung sportlich ausgeglichener Partien konzentriert sich das Interesse am Frauenturnier in der Anfangsphase meistens auf andere Aspekte. In absentia von Anna Kurnikowa gehören dabei die meisten Schlagzeilen deren Landsfrau Maria Scharapowa (WTA 91). Die 16-Jährige gewann am Dienstag das von den britischen Boulevard-Medien zur "battle of the babes" hoch stilisierte Duell zweier talentierter Nachwuchsspielerinnen mit Titelblattpotenzial gegen Ashley Harkleroad (WTA 39), liess gestern in der "battle of the grunts" ein diskussionsloses 6:3, 6:1 gegen ihre Landsfrau Jelena Bowina (WTA 22) folgen und fordert nun Dokic.

Scharapowa wird von vielen mit Kurnikowa verglichen, hat aber nur in einigen Bereichen Parallelen mit der einstigen Pionierin des russischen Frauentennis. So wie Kurnikowa als 11-Jährige aus Moskau nach Bradenton übersiedelte, verbrachte auch Scharapowa nur sehr wenig Zeit in Russland. Geboren in Sibirien, wechselte die Familie den Wohnsitz, als Klein-Maria zweijährig war und lebte fortan im mondänen Badeort Sotschi an der Schwarzmeerküste. Mit sechs Jahren erfolgte dann die Dislokation nach Florida. "Ich fühle mich im Innern aber immer noch vollkommen als Russin", sagte Scharapowa in akzentfreiem "american english".

Weitere Gemeinsamkeiten sind die langen, blonden zu einem Schwanz zusammengebundenen Haare, das fotogene Lächeln sowie die Millionen-Verträge im Teenager-Alter. Ansonsten sind die beiden grundverschieden. Während Kurnikowa auf dem Platz vor allem durch Ziellosigkeit auffällt, ist bei Scharapowa genau das Gegenteil der Fall: Sie zieht ihre Taktik voll durch und gefällt durch eine gewaltige Intensität und dies nicht nur wegen der Urschreie, die sie bei jedem Schlag ausstösst und bei denen sich Monica Seles vorkommen muss, wie eine Chorsängerin: Beinahe nach jedem Punkt ballt sie die Faust, ihr Siegeswillen manifestiert sich permanent. Und sie lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wo ihre Prioritäten liegen: "Ich will die Nummer eins werden."

Henman lässt Briten hoffen

Kaum Schlagzeilen gab es für einmal im Männer-Tableau. Von den Gesetzten schied einzig James Blake (USA/26) aus, der an Sargis Sargsian (Arm) scheiterte. Tim Henman (Gb/10) vergrösserte mit einem diskussionslosen Dreisatz-Sieg gegen Michael Llodra (ATP 136) die einheimischen Hoffnungen auf den ersten britischen Titel seit 1936 etwas und Andre Agassi (USA/2) liess gegen Lars Burgsmüller (ATP 88) keine Zweifel daran offen, dass er fähig ist, in zehn Tagen Arthur Ashe als ältesten Wimbledon-Sieger der Open Era abzulösen.

Resultate

Männer-Einzel, 2. Runde: Andre Agassi (USA/2) s. Lars Burgsmüller (De) 6:3, 7:6 (7:4), 6:3. Juan Carlos Ferrero (Sp/3) s. Nicolas Escudé (Fr) 6:7 (5:7), 6:3, 6:3, w.o. David Nalbandian (Arg/6) s. André Sa (Br) 6:2, 7:5, 6:2. Tim Henman (Gb/10) s. Michael Llodra (Fr) 6:4, 6:4, 6:3. Jiri Novak (Tsch/11) s. David Ferrer (Sp) 6:2, 7:5, 6:3. Sébastien Grosjean (Fr/13) s. Wayne Arthurs (Au) 6:3, 6:4, 6:7 (12:14), 6:3. Sargis Sargsian (Arm) s. James Blake (USA/26) 6:2, 7:6 (7:3), 6:2. Younes El Aynaoui (Mar/27) s. Nicolas Massu (Chile) 7:6 (7:5), 3:6, 7:6 (7:4), 6:4. Jarkko Nieminen (Fi/30) s. Stefano Galvani (It) 6:4, 5:7, 6:4, 7:6 (7:3). Radek Stepanek (Tsch/35) s. Scott Draper (Au) 7:6 (8:6), 6:3, 6:1. Mark Philippoussis (Au) s. Cyril Saulnier (Fr) 6:3, 6:2, 7:6 (7:2). Karol Kucera (Slk) s. Takao Suzuki (Jap) 6:3, 7:5, 6:2. Olivier Rochus (Be) s. Anthony Dupuis (Fr) 2:6, 6:3, 4:6, 7:6 (7:5), 6:4. Robin Söderling (Sd) s. Gilles Elseneer (Be) 2:6, 7:6 (10:8), 6:4, 6:3. Wesley Moodie (SA) s. Frédéric Niemeyer (Ka) 7:6 (10:8), 4:6, 2:6, 6:1, 7:5. Alexander Popp (De) s. Raemon Sluiter (Ho) 7:6 (7:4), 4:6, 6:3, 6:7 (5:7), 6:2.

Frauen-Einzel, 2.Runde: Jennifer Capriati (USA/8) s. Marie-Gaïané Mikaelian (Sz) 6:2, 6:1. Jelena Dokic (Ser/11) s. Emmanuelle Gagliardi (Sz) 6:1, 6:3. Serena Williams (USA/1) s. Els Callens (Be) 6:4, 6:4. Justine Henin-Hardenne (Be/2) s. Flavia Pennetta (It) 7:6 (7:3), 6:1. Anastasia Myskina (Russ/10) s. Lina Krasnorutskaja (Russ) 6:1, 6:4. Jelena Dementjewa (Russ/13) s. Arantxa Parra (Sp) 6:1, 6:1. Mary Pierce (Fr) s. Eleni Daniilidou (Grie/14) 6:4, 6:1. Conchita Martinez (Sp/18) s. Barbara Schett (Ö) 6:0, 6:4. Maria Scharapowa (Russ) s. Jelena Bowina (Russ/21) 6:3, 6:1. Lisa Raymond (USA/23) s. Marlene Weingärtner (De) 6:3, 6:0. Alicia Molik (Au) s. Jelena Lichowtsewa (Russ/31) 6:3, 6:4. Swetlana Kusnetsowa (Russ) s. Yoon-Cheong Cho (SKor) 7:6 (7:1), 6:4. Akiko Morigami (Jap) s. Karolina Sprem (Kro) 6:3, 6:3. Emilie Loit (Fr) s. Maria Elena Camerin (It) 3:6, 6:2, 6:3. Anniko Kapros (Un) s. Martina Sucha (Slk) 6:0, 6:4. Laura Granville (USA) s. Tatjana Perebiynis (Ukr) 6:2, 6:3.

Frauen-Doppel, 1. Runde: Marion Bartoli/Myriam Casanova (Fr/Sz) Nicole Pratt/Iroda Tuljaganowa (Au/Usb) 6:4, 3:6, 6:4. Helen Crook/Anna Hawkins (Gb) s. Barbara Schett/Patty Schnyder (De/Sz) 3:6, 6:1, 6:2.

(bert/Si)

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