Titelanwärter Schweiz stolpert über Tschechien
Die topgesetzten Schweizer Degenfechter verfehlten an den Weltmeisterschaften in Budapest den anvisierten Team-WM-Titel mit einer Achtelfinal-Niederlage gegen Tschechien deutlich. Gastgeber Ungarn holte Gold mit einem 42:38-Finalsieg über die Ukraine.
Der erste Team-WM-Titelgewinn in der Schweizer Fechtgeschichte bleibt indes noch Wunschdenken. Die Schweizer Männer als zweifache Europameister und dreifache Team-Weltcupturniergewinner der letzten 16 Monate verlieren nun die Weltranglisten-Führung, dürften aber in den Top 3 des Rankings verbleiben. «Wenn es in diesem Jahr mit dem WM-Titelgewinn nicht klappt, dann halt ein anderes Mal», sagte Chef-Nationaltrainer Angelo Mazzoni schon vor den WM in Budapest.
Hiefür wird eine Rückkehr zur alten Leistungsstärke wie beispielsweise bei der erfolgreichen Verteidigung des EM-Titels vom Juni in Zagreb notwendig sein. In Budapest zogen Max Heinzer, Fabian Kauter, Benjamin Steffen und der in den Achtelfinals nicht zum Einsatz gekommene Florian Staub gegen das als Nummer 16 gesetzte Tschechien diskussionslos mit 31:45 den Kürzeren. Jiri Beran, die Nummer 26 der Welt, setzte den Schweizer mit einem 3:0 im Auftaktgefecht gegen den Einzel-WM-Dritten Fabian Kauter sowie einem 8:4 zum Abschluss gegen Max Heinzer nachhaltig zu. Zudem verliessen Heinzer und Steffen die Planche gegen Linkshänder Richard Pokorny (Weltnummer 150) mit vier beziehungsweise zwei Treffern im Minus. Fabian Kauter bemerkte eine zu hohe Nervosität im Schweizer Team: «Und meine eigenen Beine fühlten sich schlimm an.»
Der angeschlagene Heinzer, der sich trotz Kortison-Behandlungen an Fuss und der rechten Fechthand durchkämpfte, konnte seine absteigende Formkurve aufgrund der Verletzungen und des reduzierten Trainings in den letzten Monaten gegen Tschechien nicht kaschieren. Er verliess lediglich gegen Martin Capek (59) die Planche mit einer Plus-Bilanz (8:7). Auch Fabian Kauter blieb deutlich unter seinem Rendement von der Einzelkonkurrenz. Und Linkshänder Benjamin Steffen fand in keinem Gefecht den Weg ins Plus, auch wenn er gegen den tschechischen Leader Beran das angestrebte Remis (0:0) realisierte. Immerhin rafften sich die Schweizer nach dem bitteren Out in der Klassierungsrunde noch auf: Heinzer vermochte zum Auftakt um die Plätze 9 bis 16 den Sieg der Schweiz gegen Russland trotz beträchtlichen Schmerzen an der rechten Fechthand sicherstellen, als er in der Verlängerung die Sieg bringende Touche realisierte (42:41).
Die Schweizer Degenfechter vermochten aber wegen der Niederlage gegen Tschechien nicht an ihre letzten beiden Team-WM-Vorstellungen in Catania 2011 (Rang 3) oder Kiew 2012 (Platz 5) anzuknüpfen. Vielmehr wurden Erinnerungen an die WM 2010 in Paris wach. Damals waren die Schweizer gar in den Sechzehntelfinals an Holland gescheitert. Steffen dazu: «In Paris standen wir noch mehr völlig neben den Schuhen. Tschechien in Budapest war der stärkere Gegner als es damals Holland war. Hier fehlte es uns an der Präzision, wir haben allgemein viel daneben gestossen. Und wir rannten ständig einem Rückstand her. Dabei hatten wir in dieser Saison die Tschechen schon dreimal geschlagen. Aber uns war nach Tschechiens Sieg über Südkorea in den Sechzehntelfinal und ihrem Abschneiden an den letzten EM klar, dass sich die Osteuropäer verbessert haben.»
Frauen gegen China ohne Siegchance
Die bloss als Nummer 16 gesetzt gewesenen Schweizer Frauen scheiterten in den Achtelfinals an Olympiasieger China, der erst im Final von Russland bezwungen wurde. Immerhin verzeichneten Angela Krieger, Tiffany Géroudet und Pauline Brunner beim 20:31 gegen China in jeweils einem ihrer drei Gefechte eine positive Bilanz. Vorentscheidend war bereits das zweite Duell auf der Planche. Dieses verlor Pauline Brunner gegen Anqi Xu mit 0:6. Dabei hatte zum Auftakt Angela Krieger die Schweizerinnen gegen Xiaojuan Luo mit 2:0 in Führung gebracht. In den Sechzehntelfinals hatten sich die Schweizerinnen gegen Kasachstan mit 45:42 durchgesetzt. Und in der Klassierungsrunde folgten noch zwei Siege aus drei Gefechten. Hinter Teamleaderin Géroudet fehlt allerdings weiterhin eine zwei starke Fechterin, um die Möglichkeit für einen Top-8-Vorstoss zu erhöhen. Die erst am Anfang ihrer Elite-Laufbahn stehenden Brunner, Krieger und Stähli können die Lücke noch nicht annähernd schliessen, die sich mit dem Rücktritt von Sophie Lamon-Fernandez (Anfang 2011/heute Managerin Spitzensport bei Swiss Fencing) aufgetan hat.
(dap/Si)
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