Trendwende: Bald gibts wieder mehr Arbeitslose

publiziert: Montag, 7. Jul 2008 / 14:39 Uhr / aktualisiert: Montag, 7. Jul 2008 / 16:51 Uhr

Zürich - Der Boden ist erreicht: Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz ist so tief wie seit sechs Jahren nicht mehr. Ein weiterer deutlicher Rückgang ist nach Ansicht von Experten jedoch nicht zu erwarten.

Je tiefer die Arbeitslosenquote, desto schwieriger ist es, die Betroffenen zu vermitteln.
Je tiefer die Arbeitslosenquote, desto schwieriger ist es, die Betroffenen zu vermitteln.
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Mit einer Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent im Juni steht die Schweiz im internationalen Vergleich noch äusserst komfortabel da. Doch die Anzeichen für eine Wende mehren sich. Ob die Zahl der Arbeitslosen bereits im kommenden Monat wieder steigt, ist schwer vorhersehbar.

Der schwächeren Weltwirtschaft kann sich die Schweiz aber nicht entziehen. Zeitlich verzögert wirke sich die nachlassende Dynamik der Weltkonjunktur auch hierzulande auf den Arbeitsmarkt aus, sagt der Basler Universitätsprofessor George Sheldon im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.

Mit Verzögerung

Spätestens im Herbst nehme die Zahl der Stellensuchenden zu, sagt der Arbeitsmarktexperte. Dann kommen zu den konjunkturellen auch saisonale Faktoren hinzu: Nach den Sommerferien drängen Schul-, Lehr- und Studienabgänger auf den Arbeitsmarkt, und im Baugewerbe und im Tourismus gibt es im Herbst und Winter stets weniger Arbeit.

Der Arbeitsmarkt hinkt der Konjunktur hinterher, sagt auch UBS-Ökonom Felix Brill. Der Aufschwung in der Schweiz habe bereits im Jahr 2003 eingesetzt, die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich aber erst ab 2006 deutlich aufgehellt. Gleiches gelte nun, da sich das Wirtschaftswachstum verlangsame.

Der Tiefpunkt bei der Arbeitslosigkeit sei aber erreicht, ist Brill überzeugt. Er geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote bis Ende Jahr auf 2,8 Prozent steigt. 2009 mache sich die schwächere Konjunktur dann noch deutlicher auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar.

Bank-Sarasin-Ökonom Alessandro Bee geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote im ersten Quartal 2009 auf 3,2 Prozent steigt. Sollte die Schweizer Wirtschaft wider Erwarten stark einbrechen, könnte die Quote bis auf 4 Prozent steigen, bei einer «weichen Landung» dürfte sie darunter bleiben.

Ein Sockel bleibt

Positiv sei, dass die Zahl der offenen Stellen nach wie vor auf einem hohen Niveau liege, sagt UBS-Ökonom Brill. Er räumt aber ein, dass es schwierig sei, diese mit Arbeitslosen zu besetzen. Gesucht seien in erster Linie hochqualifizierte Leute, die meist im Ausland rekrutiert würden.

Professor Sheldon stimmt zu: Je tiefer die Arbeitslosenquote, desto schwieriger sei es, die Betroffenen zu vermitteln. Es handle sich in vielen Fällen um ungelernte oder wenig qualifizierte Menschen, die grosse Mühe bekundeten, einen Job zu finden. Sheldon spricht von einer «Sockelarbeitslosigkeit», die man kaum mehr wegbringe.

Bremser für Lohnrunde

Mit der wieder steigenden Arbeitslosigkeit könnte in der Schweiz die Konsumlust - eine Stütze der Konjunktur - gebremst werden. Dies wiederum würde das Wirtschaftswachstum zusätzlich bremsen. Ein solcher «Rückkoppelungseffekt» sei nicht auszuschliessen, bestätigt Sarasin-Experte Bee. Er sollte sich aber in Grenzen halten.

Ein weiterer Effekt der steigenden Arbeitslosigkeit sei, dass die Löhne «im Rahmen bleiben», erklärt Bee. Damit dürfte die Gefahr einer sich rasch drehenden Lohn-Preis-Spirale und damit einer Verselbstständigung der Inflation begrenzt sein.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Wochenende bereits vorsorglich eine Verschärfung der Geldpolitik angedroht, sollten die Löhne angesichts der rekordhohen Teuerung allzu stark angehoben werden. Mit ihrer Drohung hat die SNB den Zorn der Gewerkschaften auf sich gezogen.

(Iwan Lieberherr/sda)

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