Triathlon: Olivier Marceau unter EPO-Verdacht

"Ich war der Bitte meines Rad-Trainingskollegen Rémi Mellano nachgekommen, während dessen Abwesenheit eine entsprechende Sendung anzunehmen. Ich vertraute ihm und wusste nicht, dass sich EPO darin befand. Ich habe nie in meinem Leben EPO genommen und weiss nicht einmal wie es angewendet wird", wird Marceau zitiert, der vier Tage nach der EPO-Beschlagnahmung am Langdistanz-Rennen von Nizza (4 km Schwimmen/120 km Radfahren/30 km Laufen) Dritter wurde.

Intrige oder Sperre

Marceau droht schlimmstenfalls eine zweijährige Sperre wegen Doping-Besitzes. Der Anti-Doping-Weltcode, der Anfang März in Kopenhagen von mehreren Dutzend Ländern abgesegnet worden war und auch von Swiss Olympic anerkannt wurde, sieht unabhängig der Einnahme bereits für den Besitz von verbotenen Substanzen eine entsprechende Dopingsperre vor.

Oliver Hintz von der Fachstelle für Dopingbekämpfung von Swiss Olympic kündete eine sofortige Untersuchung an. Der nächste Start von Marceau wäre bereits in einer Woche an der Olympia-Hauptprobe in Athen vorgesehen. "Solange Marceaus Schuld nicht einwandfrei erwiesen ist, bleibt er im Aufgebot", sagt Nationaltrainer Martin Rhyner rund eineinhalb Monate vor den Weltmeisterschaften in Neuseeland.

Die Schweizer Verbands-Präsidentin Anne-Marie Gschwend zieht eine französische Verschwörung gegen den "Abtrünnigen" Marceau in Betracht. "Frankreich hatte damals eine grosse Ablösesumme von uns für Marceau verlangt, die wir aber nicht entrichteten. Vielleicht steckt eine Racheaktion dahinter."

Marceau startet dank seiner Schweizer Mutter seit einem Jahr für die Schweiz. Er war 2000 Weltmeister und stürmte im gleichen Jahr bei der olympischen Triathlon-Premiere in Sydney mit rund einer halben Minute Vorsprung zusammen mit Conrad Stoltz (SA) in Leaderposition aus der Wechselzone auf die abschliessende 10-km-Laufstrecke. Am Ende musste er sich allerdings mit Rang 7 begnügen.

Dank Marceau konnte die Schweiz vom Erreichen des Männer-Maximalkontingents von drei Athleten für Olympia 2004 ausgehen. Nationaltrainer Rhyner denkt aber, dass hinter dem Olympia-Achten und Ex-Europameister Reto Hug sowie dem aufstrebenden Sven Riederer der SM-Zweite Didier Brocard die Lücke zur Sicherstellung eines dritten Olympia-Startplatzes noch schliessen könnte.

(tr/Si)