Triumphgeschrei des verurteilten Terroristen

publiziert: Donnerstag, 4. Mai 2006 / 17:41 Uhr

Washington - Moussaoui blieb von der Todesstrafe verschont. Doch die Reaktion des US-Präsidenten Bush auf das Gerichtsurteil aus Alexandria fiel sehr vorsichtig aus. Zacarias Moussaoui habe «ein faires Verfahren» bekommen.

Zacarias Moussaoui.
Zacarias Moussaoui.
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Das sagte George W. Bush, während er mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oval Office zusammen sass. Indem der Franzose von der Todesstrafe verschont bleibe, werde ihm etwas gewährt, «was er seinerseits offensichtlich unschuldigen amerikanischen Bürgern nicht zuzugestehen bereit war», fügte er hinzu.

Allenfalls andeutungsweise klang in seinen Worten die Enttäuschung durch - Tatsache aber ist, dass die Bush-Regierung mit dem Urteil zu lebenslanger Haft im einzigen US-Prozess zu den Anschlägen des 11. September 2001 eine bittere Niederlage einstecken musste.

Millionensummen investiert

Millionensummen und enorme personelle Ressourcen hatte das Justizministerium in den vergangenen vier Jahren investiert, um die Todesstrafe gegen das bekennende El-Kaida-Mitglied zu erreichen. Und in dem Prozess schienen die Bundesanwälte dann auch die Oberhand zu haben: Der Beschuldigte selbst spielte ihnen zu, indem er sich als Schlüsselfigur des 9/11-Komplotts darstellte, seinen Hass auf Amerika hinausbrüllte und die Hinterbliebenen verhöhnte.

Und dennoch konnten sich zur Überraschung vieler Experten die zwölf Geschworenen nach ihren 41-stündigen Beratungen nicht auf die Todesstrafe einigen. Das Urteil lautete damit automatisch auf lebenslange Haft ohne Chance auf vorzeitige Entlassung.

Die Krux in der Argumentation der Bundesanwälte lag darin, dass Moussaoui zur Zeit der Anschläge schon in Haft war - und dies war auch der zentrale Grund, warum sich die Jury nicht dazu durchringen konnte, dem marokkanischstämmigen Franzosen eine direkte Mitschuld an den rund 3000 Toten des 11. September zu bescheinigen.

Moussaoui will gewonnen haben

Obwohl er nun höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado verbringen muss, wo er 23 Stunden täglich in einer Isolationszelle eingelocht sein wird, verfiel der 37-Jährige nach der Entscheidung der Jury in die Pose des Triumphators: «Amerika, Du hast verloren. Ich habe gewonnen», rief er. Die Bundesanwälte übten sich derweil in Demut: «Wir respektieren und akzeptieren dieses Urteil», hiess es von ihrer Seite. Etwas anderes bleibt ihnen auch gar nicht übrig, denn die Möglichkeit der Berufung ist ihnen verwehrt.

Sieger ist aber die US-Justiz Aus Sicht der Regierung sollte der Prozess nicht zuletzt den Hinterbliebenen beim Heilen ihrer Wunden helfen. Deren Reaktionen auf das Urteil reichten von bitterer Enttäuschung bis zu Genugtuung darüber, dass Moussaoui hinter Gittern «dahinrotten» müsse.

Viele Experten aber sind der Meinung, dass es durchaus einen eindeutigen Gewinner des Prozesses gibt - das US-Rechtssystem, dessen Ruf in den vergangenen Jahren unter dem Haftlager in Guantánamo und anderen drastischen Anti-Terror-Massnahmen gelitten hatte. Amerika habe «gewonnen», widersprach Tim Roemer von der früheren 9/11-Kommission, dem Triumphgeschrei Moussaouis. Denn nun sei bewiesen, «dass unser Justizsystem funktioniert».

(Von Daniel Jahn/sda)

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Aus dem Beweismaterial ergebe sich nicht, dass Moussaoui ein «Planer» oder «Organisator» gewesen sei.
 
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