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Schweizer Meisterschaften in Sumiswald

Turnen: Doppelsieg der Brüder Andreas und Roman Schweizer

publiziert: Sonntag, 2. Jul 2000 / 08:07 Uhr

Sumiswald - Für einmal verdienten sich die Schweizer Meisterschaften im Kunstturnen ihren Namen in wahrsten Sinne des Wortes. Die Brüder Andreas und Roman Schweizer aus Wetzikon drückten den Titelkämpfen in Sumiswald den Stempel auf und errangen einen Doppelsieg. Vorjahresmeister Dieter Rehm musste sich mit Bronze begnügen. Bei den Frauen siegte die Bernerin Annik Salzmann unangefochten mit drei Punkten Vorsprung.

Einen Doppelsieg eines Brüderpaares hat es bei nationalen Meisterschaften im Mehrkampf noch nie gegeben, und auch noch nie ging ein Titelkampf so knapp aus. Andreas Schweizer (21) war am Schluss bei einem Total von 52,30 Punkten winzige fünf Hundertstel besser als sein Bruder Roman (23). Vor dem letzten Gerät, dem Reck, lag Andreas noch sechs Zehntel voraus. Roman legte eine 8,80 vor, bei 8,20 von Roman wären die beiden punktgleich gewesen -- Roman turnte 8,25...
"Als man auf der Tafel die 8 und die 2 aufzog, hoffte ich, dass nun die null kommt", sagte der Sieger Andreas Schweizer. "Der Titel freut mich selbstverständlich, aber zusammen mit meinem Bruder Meister werden, wäre noch schöner gewesen -- vor allem Roman wärs zu gönnen gewesen". Der zwei Jahre ältere Bruder litt im Februar und März an Pfeifferschen Drüsenfieber und lag fast zwei Monate im Bett. "Deshalb", sagte Roman, "bin ich mit dem Wettkampf trotz des knappen Ausganges hoch zufrieden".
Der Wettkampf lebte vor allem von der Spannung, hoch war das Niveau indessen nicht. "Dazu gab es zu viele Fehler", meinte Nationalcoach Peter Kotzurek lakonisch. "Auch ich habe schon besser geturnt, vor allem im letzten Herbst", sagte der neue Mehrkampfmeister. So war er u.a. beim Länderkampf gegen Deutschland unmittelbar vor der WM 1999 erstmals in einem internationalen Wettkampf bester Schweizer gewesen. In Sumiswald war ihm der Pferdsprung (Sturz) miss- und auch die Reckübung nur leidlich gelungen. "Trotzdem bedeutet mir dieser Titel sehr viel", sagte Andreas Schweizer, "vor allem bei Wettkämpfen im Ausland wird es mir sicher etwas bringen, als Landesmeister antreten zu können." Das Image des aussergewöhnlich begabten Allrounders litt darunter, dass er nur sehr selten international einen Sechskampf bestreiten durfte.
So stand Andreas Schweizer meist im Schatten anderer wie beispielsweise Dieter Rehm, der diesmal den Wettkampf völlig verturnte und mit einer Bronzemedaille sogar noch gut bedient war. Viermal verpatzte er eine Übung, darunter auch den Pferdsprung. "Schon die ganze Woche lief es schlecht", klagte Rehm, der für den EM-Stress Tribut zollte. Bis jetzt sei er jedesmal nach einem grossem Wettkampf in ein Loch gefalle. "Deshalb machte ich mir für diese Meisterschaften auch keine Illusionen, aber dass es so schlecht laufen würde, hätte ich doch nicht gedacht." Ab jetzt werde er sich voll auf die Olympischen Spiele konzentrieren.

(klei/sda)

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