UNO befürchtet riesigen Flüchtlingsstrom aus Syrien
New York - Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien wird sich nach Befürchtungen der UNO in wenigen Monaten weit mehr als verdoppeln. Bis zum Ende des Jahres könnten 710'000 Menschen in den Nachbarländern Jordanien, Türkei, Libanon und Irak Schutz suchen.
Von den 488 Millionen Dollar, um die die UNO ihre Mitgliedsländer für die aus Syrien geflüchteten Menschen gebeten hatte, seien erst 142 Millionen eingegangen. Zudem gebe es noch einen zweiten Spendenaufruf für die Vertriebenen innerhalb Syriens.
Statt erhoffter 348 Millionen seien nur 130 Millionen gespendet worden. Von den 22 Millionen Syrern seien 1,2 Millionen Menschen Flüchtlinge im eigenen Land, insgesamt 2,5 Millionen seien auf Hilfe von aussen angewiesen.
Die erwarteten 710'000 Flüchtlinge sind fast viermal so viel, wie noch im Juni vorhergesagt worden war. Allein in Jordanien dürfte dann eine viertel Million Menschen Schutz suchen, in der Türkei sogar 280'000.
Derzeit beherbergt Jordanien die meisten Flüchtlinge. Mehr als die Hälfte von ihnen sei jünger als 18 Jahre. Kinder würden in Syrien täglich beschossen, verstümmelt und getötet. Tausende seien von Luftangriffen und Panzerbeschuss in Wohngebieten traumatisiert.
Kämpfe im ganzen Land
In Syrien erreichte der Bürgerkrieg derweil auch den Heimatort des Clans von Präsident Baschar al-Assad: In der Kleinstadt Kardaha in der Provinz Latakia an der Mittelmeerküste kam es gemäss Aktivisten am Montag erstmals zu Schiessereien. Dabei sei Mohammed al-Assad lebensgefährlich verletzt worden.
Er ist ein Cousin von Assads Vater Hafis al-Assad und gehört zu den Gründern der regimetreuen Schabiha-Miliz. Nach unbestätigten Angaben der oppositionellen Website «All4Syria» soll Mohammed al-Assad sogar tot sein.
Aktivisten berichteten am Montag von heftigen Kämpfen im ganzen Land. Dabei sollen über 100 Menschen getötet worden sein. Die Regimegegner zählten 86 Opfer unter den Zivilisten und Rebellen.
In der Grossstadt Aleppo sollen zehn Menschen gestorben sein, als die Truppen eine Moschee bombardierten. Rebellen sprachen von anhaltenden Kämpfen in den Gassen der Altstadt. «Wir kontrollieren jetzt 90 Prozent der Altstadt», sagte ein Rebellensprecher. Das Regime halte weiter die grosse mittelalterliche Zitadelle.
Am Wochenende waren über 1500 Läden des Marktes Suk al-Madina - ein Teil des UNESCO-Weltkulturerbes - in Flammen aufgegangen. Der Rebellensprecher erklärte, die ersten Feuer seien gelöscht. Allerdings seien neue Brände in anderen Teilen der Altstadt ausgebrochen. Er könne keiner Seite die Schuld geben: «Wir befinden uns im Häuserkampf.»
(fest/sda)
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