US-Army: Videospiele als Kampfausbildung

publiziert: Sonntag, 22. Jul 2007 / 08:36 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 22. Jul 2007 / 08:57 Uhr

Washington/Wien - Pappfiguren als Trainingsziele haben für US-Soldaten ausgedient. Die unbeweglichen Zielscheiben werden in Zukunft von projizierten Avataren ersetzt, die sich schnell bewegen und realistisch reagieren können. Bereits seit Jahren setzt die US-Armee bei der Ausbildung ihrer Soldaten verstärkt auf das Training mit Computersimulationen.

Lockt vor allem junge Menschen in den «Kampf» am PC: Der Ego-Shooter «America's Army». (Screenshot)
Lockt vor allem junge Menschen in den «Kampf» am PC: Der Ego-Shooter «America's Army». (Screenshot)
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Vor allem der Umgang mit schweren Waffen und Maschinen, die bei der Ausbildung nur in sehr begrenztem Masse zu Verfügung stehen, wird mittlerweile als Videospiel am Bildschirm geübt.

«Wir verwenden auch in Österreich Simulatoren, aber keine Videospiele», heisst es vom Österreichischen Bundesheer. «Die Grenze ist aber zugegebenermassen immer schwieriger zu ziehen.»

Das virtuelle Training mit Videospielen sei sehr realistisch und einfach einzusetzen, da die Programme auf normalen Computern laufen und zudem schnell und günstig entwickelt werden können, lobt die US-Armee ihre neuen Ausbildungsmethoden.

US-Regierung investierte elf Millionen in Videospiele

Bisher hat die US-Regierung fast elf Mio. Dollar in das Training mit Videospielen investiert. «Durch Simulationen wird man ein besserer Soldat», urteilt Sergeant Tommy Riemann, der bei der Entwicklung der Simulationen mitarbeitete.

Nichts sei besser als tatsächlich zu schiessen und sich in verschiedene Positionen zu begeben, aber das sei oft nicht machbar und die meisten Soldaten hätten nur ein- bis zweimal im Jahr die Möglichkeit mit schweren Waffen zu üben.

Durch die Simulation können sich Soldaten, zu Fuss oder als Teil eines Konvois, frei durch Kampfgebiete bewegen - später können Ausbildner ihre Handlungen im Playback analysieren. Grundlage des Programms sei noch dieselbe Technologie, die schon bei den ersten Simulationen in den frühen 1980er Jahren Verwendung fanden.

Realistischere Kampfsituationen

Durch den technischen Fortschritt sei es heute jedoch möglich, Kampfgebiete, hauptsächlich Afghanistan und Irak, lebensecht abzubilden. Ausserdem können Soldaten mittlerweile in Gruppen trainieren.

Nicht nur beim Training verlässt sich die US-Regierung auf virtuelle Welten. Bereits seit 1999 setzt die Army Videospiele ein, um junge Menschen zu rekrutieren. Der vom US-Militär produzierte First-Person-Shooter America's Army eroberte 2002 erfolgreich die Videospielgemeinde und wird seitdem laufend aktualisiert.

«Echte Helden», die sich im Kampfeinsatz durch besondere Leistungen auszeichnen, bekommen als Belohnung eine Rolle im Spiel sowie eine eigene Actionfigur und dienen der virtuellen Fangemeinde als digitales Vorbild.

Spiele dienen der «Rekrutierung junger Menschen»

Beim österreichischen Bundesheer findet diese Taktik wenig Zuspruch: «Mit Speck fängt man Mäuse, und hier geht es den Verantwortlichen darum, junge Menschen für den Kampfeinsatz zu ködern.» Für Spieler gestaltet sich der Übergang vom Spiel zur Wirklichkeit tatsächlich fliessend: Ab kommenden Jahr sollen neue US-Rekruten, noch bevor sie die traditionelle Grundausbildung antreten, am Heim-PC schiessen lernen.

«Uns ist es wichtig, dass das Training immer unter Aufsicht passiert. Selbstreflexion alleine ist nicht genug, um einen Trainingserfolg zu erreichen», lautet die Kritik aus Österreich.

Doch nicht nur bei Training und Rekrutierung finden neue Technologien Anwendung. Mit Hilfe virtueller Realitäten behandelt das US-Militär mittlerweile auch Veteranen aus dem Irakrieg, die an posttraumatischem Stresssyndrom leiden.

(tri/pte)

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