Über elf Millionen Deutsche leben in Armut

publiziert: Mittwoch, 17. Feb 2010 / 13:26 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 17. Feb 2010 / 15:59 Uhr
Obdachloser: Die Anzahl der von Armut betroffenen Deutschen ist innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel gestiegen.
Obdachloser: Die Anzahl der von Armut betroffenen Deutschen ist innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel gestiegen.

Berlin - Armut hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland rasant ausgebreitet. Etwa 14 Prozent der Bevölkerung oder 11,5 Mio. Menschen lebten 2008 unter der Armutsschwelle, das sind rund ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren.

3 Meldungen im Zusammenhang
Armut hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland rasant ausgebreitet. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aufzeigt, hat die Zahl der Betroffenen innerhalb von zehn Jahren um rund ein Drittel zugelegt. Etwa 14 Prozent der Bevölkerung oder 11,5 Mio. Menschen lebten 2008 unter der Armutsschwelle. Von dem steigenden Risiko, in die Armut zu rutschen, seien Kinder und junge Erwachsende besonders betroffen.

Laut Definition der Europäischen Kommission gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens seines Landes zur Verfügung hat. Unter den 19- bis 25-Jährigen lebte den DIW-Angaben zufolge vor zwei Jahren beinahe ein Viertel unter der Grenze.

Im Gegensatz dazu stelle Altersarmut aktuell ein vergleichsweise geringes Problem dar. Personen am Ende des Berufslebens oder zu Beginn des Ruhestands würden demzufolge ein unterdurchschnittliches Armutsrisiko aufweisen. Das auf Durchschnittsniveau steigende Risiko ab 75 Jahren sei auf einen höheren Anteil von Witwen mit geringem Alterseinkommen zurückzuführen.

Längere Ausbildung

46- bis 55-Jährige sind dem DIW nach überwiegend berufstätig, über den Abschluss der Bildungskarriere hinaus und daher wenig armutsgefährdet. Bei jungen Erwachsenen mache sich hingegen die längere Dauer der Ausbildung sowie der höhere Anteil an Hochschulabsolventen bemerkbar. Dadurch verzögere sich der Einstieg ins Berufsleben.

Darüber hinaus müssten viele Jobsuchende schlecht bezahlte Praktika oder «prekäre Arbeitsverhältnisse» für den Einstieg in die Berufswelt wählen. Der Trend, das Elternhaus früher zu verlassen, erhöhe das Armutsrisiko zusätzlich.

Armutsrisiko steigt mit Kinderzahl

«Insbesondere Familienhaushalte mit mehr als zwei Kindern sind stärker von Armut betroffen», sagt Joachim Frick vom DIW. Das Risiko steige mit der Kinderzahl. Bei drei liege es bei 22 Prozent, bei vier und mehr Kindern erreiche es bereits 36 Prozent. Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern weisen mit über 40 Prozent eine «weit überdurchschnittliche Armutsrate auf».

Zwar zeige der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen sowie das Elterngeld Wirkung. Trotzdem bleiben Kinder und Jugendliche einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Finanzielle Unterstützung bekämpfe Symptome, kuriere aber nicht die Ursachen von Armut.

(tri/pte)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Ursula von der Leyen hebt das «deutschen Jobwunder» hervor. (Archivbild)
Berlin - Die deutsche Arbeitsministerin Ursula von der Leyen erwartet in diesem Jahr nur einen moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit von 3,4 Millionen auf durchschnittlich 3,7 ... mehr lesen
Paris/Berlin - In der Schweiz geht es ... mehr lesen
Jugendliche leiden in der Schweiz unter Bewegungsarmut.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2022  Im Jahr 2022 lag der Medianlohn für Vollzeitstellen in der Gesamtwirtschaft (privater und öffentlicher ... mehr lesen  
Männer bekommen im Schnitt immer noch viel mehr Gehalt, gerade in Positionen mit höherer Verantwortung.
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren ... mehr lesen  
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische Inhalte von solchen zu unterscheiden, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. mehr lesen  
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten