Überraschungserfolg in London

publiziert: Freitag, 6. Mai 2005 / 19:09 Uhr / aktualisiert: Freitag, 6. Mai 2005 / 19:35 Uhr

London - Die Auseinandersetzung im Wahlkreis Bethnal Green and Bow im Osten Londons ist im sonst langweiligen Wahlkampf aufgefallen: Sie gehörte zu den härtesten und spannendsten bei den Unterhauswahlen.

Der Labour-Linksabweichler und Irakkriegsgegner George Galloway kritisierte Blair persönlich.
Der Labour-Linksabweichler und Irakkriegsgegner George Galloway kritisierte Blair persönlich.
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Infos zu George Galloway
Infos zu George Galloway auf der freien Enzyklopädie Wikipedia (in Englisch).
en.wikipedia.org/wiki/George_Galloway

Die Wahl selbst endete mit einer Überraschung.

Zuletzt hatte der Labour-Linksabweichler und Irakkriegsgegner George Galloway mit 823 Stimmen die Nase vorn. Die Labour-Kandidatin Oona King, eine schwarze Jüdin und ausgewiesene Anhängerin von Premierminister Tony Blair, verlor eine sicher scheinende Labour-Mehrheit von mehr als 10 000 Stimmen.

Seine Siegesrede nutzte der 50-jährige Galloway zu einer vernichtenden Kritik am Irakkrieg und an Blair persönlich: "Alle die Menschen, die du getötet hast, alle die Lügen, die du erzählt hast, sie sind zurückgekehrt, um dich heimzusuchen", sagte Galloway unter dem Jubel seiner Anhänger.

"Das beste, was die Labour-Partei tun kann, ist, dich morgen zu feuern." Sein Wahlsieg sei auch ein Sieg für den Irak, sagte Galloway.

Harte Worte - zweifelhafte Person

Der Gegenkandidatin hatte der wegen seiner Massanzüge und immer gebräunter Hautfarbe auch der "Schöne George" genannte Schotte vorgeworfen, sich im Irakkrieg als Pudel Blairs benommen zu haben.

Es sei nicht eine Niederlage für sie persönlich gewesen, sagte er nach der Wahl. "Es war eine Niederlage für Tony Blair und New Labour und ihren ganzen Verrat."

Galloway hatte während der Kriegsdebatte Blair und US-Präsident George W. Bush als Wölfe bezeichnet. Wegen seiner Haltung wurde er aus der Partei ausgeschlossen.

Galloways Gegner werfen ihm vor, ein Freund des gestürzten irakischen Machthabers Saddam Hussein zu sein. Auf einem Video ist zu sehen, wie Galloway die Stärke und den Mut des Diktators lobt.

Polizei musste eingreifen

Noch bis in den Wahlabend hinein setzte sich die Konfrontation fort. So wurden die Reifen an Kings Auto zerstochen, die Labour-Kandidatin selbst mit Eiern beworfen. Aber auch wegen Galloway musste die Polizei eingreifen. Er wurde von radikalen Moslems angegangen, die grundsätzlich gegen jede Wahl agitierten.

Galloway hatte sich den Londoner Wahlkreis gezielt ausgesucht - ist dieser doch stark geprägt von vor allem aus Bangladesch stammenden Moslems. Viele der 1,6 Millionen Moslems in Grossbritannien fühlen sich seit den Anschlägen vom 11. September in den USA und dem Irakkrieg durch die Politik stigmatisiert.

(Von Kate Holton, reuters/sda)

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