Neue Offensive angekündigt

Ukraine erklärt vereinbarte Waffenruhe für beendet

publiziert: Mittwoch, 23. Apr 2014 / 20:04 Uhr
Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow.
Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow.

Kiew/Washington/Moskau - Die Ukraine hat die vereinbarte Waffenruhe für beendet erklärt und eine neue Offensive gegen prorussische Aktivisten im Osten des Landes angekündigt. Der «Anti-Terror-Einsatz» werde in Kürze beginnen, sagte Vize-Ministerpräsident Vitali Jarema in Kiew.

6 Meldungen im Zusammenhang
Sein Land habe Rückendeckung von den USA erhalten. Sollte Russland seinerseits aggressiv vorgehen, hoffe man auf handfestere amerikanische Hilfe, sagte Jarema. Im Osten der Ukraine halten prorussische Kämpfer seit Wochen etwa ein Dutzend Regierungsgebäude besetzt.

Am Abend meldete Kiew die «Befreiung» der Kleinstadt Swjatogorsk durch ukrainische Sondereinheiten. Nach Angaben der Regierung gab es «keine Opfer». Dem Innenministerium zufolge wurde in der 5000-Einwohner-Stadt eine «Gruppe bewaffneter Männer» entdeckt.

Als Auslöser des neuen Einsatzes nannte der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow unter anderem den Tod eines Stadtrates, dessen Leiche am Samstag nahe der von prorussischen Separatisten besetzten ostukrainischen Stadt Slawjansk gefunden worden war.

Der Polizei zufolge wurde der Mann gefoltert, bevor er noch lebend in einen Fluss geworfen wurde. Damit sei eine Grenze überschritten worden, sagte Turtschinow.

Krieg der Worte

Kiew beschuldigte Russland ausserdem offen, «Terroristen» und Separatisten zu unterstützen. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow wies jeden Einfluss Moskaus auf die Bewaffneten zurück. Auch die USA und Russland werfen sich gegenseitig vor, für die seit Monaten dauernde Krise in dem osteuropäischen Land verantwortlich zu sein.

Der russische Aussenminister Lawrow seinerseits beschuldigte die USA, das Vorgehen der prowestlichen Machthaber in Kiew zu steuern. Er habe keine Zweifel, dass die Amerikaner «die Show dirigieren», sagte er. US-Aussenminister John Kerry warf Moskau vor, sich nicht ernsthaft um eine Beruhigung der Lage in der Ostukraine zu bemühen.

Parallelen zur Krim

In Donezk und anderen Städten im industriell geprägten Osten der Ukraine gibt es viele russischstämmige Bürger, die sich von der Regierung in Kiew benachteiligt fühlen und zum Teil auch einen russischen Pass besitzen.

Die Ukraine, die USA, Russland und die EU hatten vor Ostern in Genf eine Waffenruhe-Vereinbarung getroffen, die von allen paramilitärischen Gruppen die Abgabe der Waffen und die Räumung besetzter Gebäude vorsieht. In Slawjansk riefen die faktischen Machthaber die Bevölkerung auf, sich auf einen Angriff der Kiew-treuen Sicherheitskräfte vorzubereiten.

Moskau droht mit Vergeltung

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow drohte mit Vergeltung, sollten die Interessen russischer Bürger in Gefahr geraten. Er verwies auf die abtrünnige georgische Kaukasus-Provinz Süd-Ossetien, wo Russland 2008 Separatisten mit Waffengewalt zu Hilfe gekommen war.

Lawrow sagte dem Sender RT, ein Angriff auf russische Bürger sei «ein Angriff auf die Russische Förderation». Sollten «unsere legitimen Interessen, die Interessen von Russen» direkt angegriffen werden, sehe er keine andere Möglichkeit als entsprechend dem Völkerrecht darauf zu reagieren.

In einer Erklärung seines Ministeriums wurde später die Forderung wiederholt, die Ukraine müsse ihre Truppen aus dem Südosten des Landes abziehen.

Russisches Militärmanöver

Unterdessen hielt das russische Militär hielt in der südöstlichen Region Rostow an der Grenze zur Ukraine ein Manöver ab. Das gab ein Armee-Sprecher bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen.

Auf Bildern von Reuters TV waren unter anderem gepanzerte Fahrzeuge und Raketenwerfer zu sehen. Die NATO schätzt, dass Russland 40'000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat.

(ig/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Kiew - Prorussische Separatisten ... mehr lesen 2
Die Lage im Osten der Ukraine scheint sich nicht beruhigen zu wollen.
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow kritisiert den «unakzeptablen und anklagenden Ton» der USA. (Symbolbild)
Kiew - Russlands Aussenminister ... mehr lesen
Kiew - Russland hat als Reaktion auf ... mehr lesen 14
Tim Guldimann wirbt um Geduld bei der Umsetzung des Genfer Abkommens.
Die Antonow An-30 musste notlanden. (Archivbild)
Kiew - Über der von prorussischen Milizionären kontrollierten Stadt Slawjansk in der Ostukraine ist am Dienstag ein ukrainisches Militärflugzeug beschossen worden. Das ... mehr lesen
Kiew - Neue Gewalt im Osten der Ukraine trübt Hoffnungen auf eine friedliche Lösung ... mehr lesen
In der Ukraine gibt es weiterhin keine Ruhe. (Archivbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Trotz Abkommen in Genf skandierten prorussische Milizen im ostukrainischen Donesk: «Wir machen weiter wie bisher.»
Donezk - Die prorussischen Milizen ... mehr lesen
Die...
Strategien V. Putins sind bekannt. In Georgien war Putins Vorgehen dieselbe. Für die Grenzsicherung sind weiterhin V. Putins frühere Geheimdienstkollegen vom FSB zuständig. Russland liess lange Zeit in den beiden von Georgien abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien paramilitärische Einheiten ausbilden. Diese Selbstverteidigungstrupps lieferten sich dann auch immer wieder Gefechte mit der georgischen Armee, bis Tiflis im August 2008 der Geduldsfaden riss. Georgiens Präsident Michail Saakaschwili startete eine Militäroffensive, um die Hoheit über Südossetien zurückzuholen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store ...
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen 
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen ... mehr lesen  
Internationales Super-Wahljahr 2024.
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test des US-Militärs mit KI-gesteuerten Drohnen sollen ... mehr lesen  
Die EU hat Meta, den Mutterkonzern von Facebook, mit einer historischen Geldbusse belegt. Der Konzern hatte wegen der fortlaufenden Übertragung von Nutzerdaten in die USA gegen die europäische ... mehr lesen
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit spielen.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 5°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 8°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 4°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 16°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten