Nachhaltige Wirtschaftspolitik besser

Umweltschützer: Ecopop-Initiative ist Scheinlösung

publiziert: Dienstag, 26. Aug 2014 / 10:09 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 26. Aug 2014 / 12:02 Uhr
Hans-Peter Fricker äusserte sich zur Ecopop-Initiative. (Archivbild)
Hans-Peter Fricker äusserte sich zur Ecopop-Initiative. (Archivbild)

Bern - Umweltschützer halten nichts von der Ecopop-Initiative. Ein Komitee von Persönlichkeiten aus Umwelt- und Wirtschaftskreisen bezeichnet diese als Mogelpackung: Probleme würden verlagert statt gelöst.

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«Umweltprobleme machen an nationalen Grenzen nicht Halt», sagte Hans-Peter Fricker, ehemaliger Geschäftsführer von WWF Schweiz, am Dienstag vor den Medien in Bern. Mit Ecopop werde kein Gramm CO2 eingespart, auch Anreize für eine massvolle Nutzung von Boden und Ressourcen enthalte die Initiative nicht.

Nicht die Zuwanderung, sondern die ständig steigenden Ansprüche jedes Einzelnen seien am Ursprung der Umweltprobleme, sagte Fricker. Er erinnerte daran, dass in der Schweiz die Wohnfläche pro Person seit 1980 von 34 auf 50 Quadratmeter gestiegen ist, dass die Konsumausgaben um 25 Prozent zugenommen und sich die Mobilität schlicht verdoppelt haben.

Präservative für die Reichen

Auch Greenpeace-Co-Geschäftsleiterin Verena Mühlberger sieht die Lösung für die Umweltprobleme nicht in einer Begrenzung der Zuwanderung, sondern in einem nachhaltigen Lebensstil. Die Idee der freiwilligen Familienplanung im armen Süden bezeichnete sie als «bestenfalls naiv». Dessen Bewohner hätten den kleinsten ökologischen Fussabdruck. «Wenn Ecopop unbedingt Präservative verteilen will, bitte warum nicht unter den Reichen dieser Welt.»

In den Augen von Mühlberger ist die Initiative eine gefährliche Scheinlösung, denn sie lenke vom Bemühen um echte Lösungen ab. Dazu gehört auch eine nachhaltige Raumplanung, wie Pierre-Alain Rumley, ehemaliger Direktor des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE), erklärte.

Die Probleme seien wohl bekannt: Grosser Bodenverbrauch, Zersiedelung, Ungleichheiten aller Art. Ursachen seien schlechte Steuerung, das Fehlen einer Bodenpolitik und teils falsche steuerliche oder finanzielle Anreize. Aber nicht Zuwanderung: «Es ist nicht Ecopop, die diese Probleme löst», sagte Rumley.

Auch aus Sicht einer nachhaltigen Wirtschaft ist die Initiative negativ, wie swisscleantech-Präsident Nick Beglinger sagte. Das Problem sei nicht das Wachstum selber, sondern die Qualität des Wachstums. Und der Schlüssel zu einem qualitativen Wachstum liegt laut Beglinger in Innovation und einer offenen Volkswirtschaft. Abschottung hingegen würde für die Schweiz zum Standortrisiko.

«Keine Umwelt-Initiative»

«Ecopop ist keine Umwelt-Initiative» stellte GLP-Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (ZH) klar. Ihrer Meinung nach ist es «anmassend und ethisch fragwürdig», einen unbegrenzten Ressourcenverbrauch zu beanspruchen und «die Suche nach Lösungen dem Rest der Welt in die Schuhe zu schieben».

Dem Komitee gehören gut 50 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Umweltkreisen an, unter ihnen auch Claude Martin, ehemaliger Direktor von WWF International oder der Schweizer Autor Peter Stamm.

Über die Ecopop-Initiative wird am 30. November abgestimmt. Der Initiativtext verlangt, dass die Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung beschränkt wird. Gleichzeitig sollen mindestens 10 Prozent der Entwicklungshilfegelder für freiwillige Familienplanung eingesetzt werden. Erklärtes Ziel ist der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Bundesrat, Parlament und Bundesratsparteien lehnen die Initiative ab.

(bg/sda)

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