Basel - Ein unbefristeter Streik hat am Mittwoch die
privatisierte Basler Zentralwäscherei Zeba AG lahmgelegt. Die
Firmenleitung hat umgehend Gewerkschafter wegen Nötigung angezeigt.
Die Gewerkschaften zeigten sich zum Weiterstreiken entschlossen.
Um 04.30 Uhr morgens blockierten Gewerkschafter die Eingänge.
GBI und VPOD wollen mit dem Streik eine massive Lohnsenkung für
langjährige Angestellte verhindern. Die Gewerkschaften sprachen am
Abend von einem erfolgreichen ersten Streiktag.
Unterschiedliche Angaben zur Beteiligung
Organisatorisch sei der erste Streiktag sehr gut verlaufen,
sagte GBI-Sekretär Roman Burger: «Es ist auch nicht zu
Auseinandersetzungen oder Scharmützeln gekommen». Tatsächlich
versuchten den ganzen Tag über weder Kader noch Streikbrecher in
die Wäscherei zu gelangen.
Über die Streikbeteiligung machten die Parteien unterschiedliche
Angaben: Von den 120 Produktions-Angestellten zeigten sich gemäss
Firmenleitung etwa 80 arbeitswillig, die Gewerkschaften sprachen
dagegen von 80 streikwilligen Arbeiterinnen und Arbeitern.
Firmenleitung will am Donnerstag weiterarbeiten
Die Firmenleitung reagierte auf die Verhinderung der
Betriebsaufnahme mit einer Anzeige wegen Nötigung und
Hausfriedensbuch. Wann und wie die Polizei in Aktion tritt, war
nicht zu erfahren. Ein Polizeisprecher liess aber durchblicken,
dass sie die Anzeige nicht ignorieren könne.
Zeba-Direktor Rolf Zellweger erklärte, spätestens ab Donnerstag
den Betrieb wieder aufnehmen zu wollen. Laut einem GBI-Sprecher
würden die Gewerkschaften bei Bedarf einen Notbetrieb zulassen.
Dieser müsste aber ausgewiesen werden - sonst wäre ja ein Streik
wirkungslos.
Ein Polizeieinsatz sei eine inakzeptable Massnahme, sagte
GBI-Sekretär Hansueli Scheidegger am Dienstagabend; er löse auch
das Problem der Zeba nicht. Die Gewerkschaften könnten sich einen
langanhaltenden Streik durchaus vorstellen: «Die Streikkassen sind
voll», sagte Scheidegger. Die Belegschaft werde jeden Tag über die
Weiterführung des Streiks befragt.
Monatelanger Streit
Von der Senkung des Bruttolohns bei der Zeba von
durchschnittlich 4200 Franken auf das Minimum von 3535 Fr. sind
rund 60 Personen betroffen. Diese haben schon vor der
Privatisierung von 1994 bei der Zentralwäscherei gearbeitet.
Die Lohnsenkung ist bereits seit Februar Gegenstand monatelanger
Verhandlungen und mehrerer gescheiterter Vermittlungen. Am Dienstag
war ein Ultimatum der Gewerkschaften an die Basler Regierung als
Hauptaktionärin der Zeba abgelaufen. Die Zeba ihrerseits
verschickte gleichentags die Änderungskündigungen an die
betroffenen Angestellten.
Am Nachmittag trugen die Gewerkschaften ihren Protest auch vor
das Basler Finanzdepartement: In Reaktion auf die eingetroffenen
Änderungskündigungen deponierten sie bei Finanzdirektor Ueli
Vischer eine «fristlose Kündigung des Gesamtverwaltungsrates wegen
unternehmerischer Unfähigkeit».
Kantonsspital wird ausweichen
Beim grössten Zeba-Kunden, dem Basler Kantonsspital, bereitet
man sich derweil darauf vor, auf eine andere Wäscherei
auszuweichen. Der Normalbetrieb könne ohne neue Wäschezufuhr noch
bis Donnerstagabend aufrechterhalten werden, sagte ein Sprecher auf
Anfrage. Die Kapazitäten bei einer anderen Schweizer Wäscherei
seien bereits abgeklärt und der Transport organisiert.
(kil/sda)