Schweizer Unis sollen Imame ausbilden

Universitäts-Ausbildung in islamischer Theologie soll kommen

publiziert: Donnerstag, 14. Mrz 2013 / 18:55 Uhr
An Schweizer Universitäten sollen künftig islamische Theologen (Imame) ausgebildet werden. (Archivbild)
An Schweizer Universitäten sollen künftig islamische Theologen (Imame) ausgebildet werden. (Archivbild)

Bern - An Schweizer Universitäten sollen künftig islamische Theologen (Imame) ausgebildet werden. Diesen Beschluss fassten Vertreter von Hochschulen, Bundesverwaltung und muslimischen Gemeinschaften am Donnerstag an einer Tagung in Bern.

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Die Schweizer Universitäten und Hochschulen sollen nun die Initiative ergreifen und zusammen mit der muslimischen Gemeinde konkrete Strukturen einer Imam-Ausbildung ausarbeiten. Dies sagte Antonio Loprieno als Präsident der Rektorenkonferenz Schweizer Universitäten (CRUS) und Verantwortlicher einer zehnköpfigen Arbeitsgruppe, die sich seit Ende 2010 mit der Frage befasst.

In dieser Arbeitsgruppe sind Mitglieder von Universitäten, Bundesstellen wie auch Muslime bereits vertreten. «Die Hauptaufgabe der Gruppe besteht darin, für alle beteiligten Parteien eine Diskussionsbasis zu schaffen», sagte Michele Galizia von der Fachstelle für Rassismusbekämpfung der Nachrichtenagentur sda.

Die Mitglieder seien alle drei Monate zusammengekommen und hätten dabei bewusst ihre individuelle Meinung - und nicht die ihrer Organisation - ausgedrückt. Dieses Vorgehen erlaube es, die zur Diskussion stehenden Themen auf offene und wissenschaftliche Weise anzugehen, sagte Galizia. Für konkrete Entscheide sei es derzeit noch zu früh.

Kantonale Initiativen zum Dialog seit Jahren in Gang

Ähnliche Initiativen sind in den vergangenen Jahren auch in verschiedenen Kantonen entstanden. In Neuenburg fördert der Dienst für multikulturellen Zusammenhalt (COSM) bereits seit 1997 den Kontakt zwischen Kantonsbehörden und muslimischer Gemeinschaft. So würden einvernehmliche Lösungen für alltägliche Probleme gesucht, erklärte COSM-Chef Raoul Lembwadio im Gespräch mit der sda.

Bestrebungen für ein besseres interreligiöses Verständnis sind auch in Basel vorhanden. Am Rheinknie organisiert Lilo Roost Vischer, Koordinatorin für religiöse Fragen, seit 2007 einen Runden Tisch mit Glaubensgemeinden, Bevölkerung und Behörden der beiden Halbkantone. Auch hier sollen Lösungen für alltägliche Probleme gesucht sowie Informationen ausgetauscht werden.

Qualifizierte Imame seien in den beiden Basel selten, führte Roost Vischer aus. In den beiden Halbkantonen fänden sich nämlich nicht mehr als zwei professionell ausgebildete Imame. Diese hätten mit ihrer Koordinationsstelle eine Integrationsvereinbarung abgeschlossen, gemäss der sie unter anderem ihre Deutschkenntnisse verbessern müssten.

Uni Freiburg hatte Islam-Ausbildung angeboten

Selbst in einem katholischen Kanton wie dem Kanton Freiburg waren konkrete Ansätze vorhanden, um ein Ausbildungsprogramm für islamische Glaubensleute aufzugleisen. Die Universität und die Forschungsgruppe zum Islam in der Schweiz (GRIS) hatten den Versuch im Jahr 2009 gestartet. Wegen geringer Teilnehmerzahl wurde das Projekt jedoch gestoppt, wie dessen ehemaliger Leiter Stéphane Lathion sagt.

Gerichtet hätte sich das Angebot in erster Linie an Personen, die in ihrer Gemeinschaft spezielle Betreuungsfunktionen ausüben. Das Programm hätte sieben Module umfasst: Islamische Theologie, Betreuung der Glaubensgemeinde, Medien, Zivilisations- und Islamgeschichte, Weltlichkeit, Integration und öffentliche Gesundheit.

Vorgesehen waren ein Jahr Studiendauer und ein Zertifikat zum Abschluss. Es meldeten sich jedoch nur neun Studenten an, davon sieben islamischer Religion, wovon wiederum drei Frauen waren. Verlangt war jedoch ein Minimum von zwölf Teilnehmern, weshalb der Kurs nie begann.

Zu viele Hürden führten zu Programmabbruch

Projektvater Lathion macht verschiedene Gründe für den Misserfolg geltend. Zum einen habe sich die muslimische Gemeinschaft wohl davor gefürchtet, dass ihr eine externe Vision des Islam aufgezwungen worden wäre. Auch dass die Kurse in französischer Sprache geplant waren, habe viele Schweizer Muslime türkischer, albanischer und bosnischer Herkunft abgehalten.

Ausserdem sei die erforderliche Teilnehmerzahl von zwölf Personen zu hoch gewesen, und es wäre gemäss Vorgabe der Universität auch nicht möglich gewesen, nur einzelne Module des Programms zu besuchen, sagt Lathion.

(tafi/sda)

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"Diese hätten mit ihrer Koordinationsstelle eine Integrationsvereinbarung abgeschlossen, gemäss der sie unter anderem ihre Deutschkenntnisse verbessern müssten"
Immerhin braucht man solche Integrationsvereinbarungen weder mit Buddhisten, Juden, Kopten etc. Bei diesen gilt die Integration und Anpassung offenbar weiterhin als selbstverständlich. Das zeigt sich insbesondere darin, dass z. B. Ost- und Südostasiaten wie auch Inder muslimischen Schülern weit überlegen sind und sie auch intellektuell auf die hinteren Plätze stellen.
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