Unter Druck am besten

Im letzten Frühsommer standen die Kadetten nach jahrelangem Ringen im Schatten der mittlerweile tief abgestürzten Pfader aus Winterthur zu oberst auf dem Podium. Den finanziellen Hintergrund zur Konservierung der Vorherrschaft organisiert Vereins-Präsident Giorgio Behr.

Der erfolgreiche Unternehmer mit ausgesprägtem Handball-Sachverstand und einem weitreichenden Netzwerk hat in Schaffhausen eine Gruppe formiert, welche das Bild der Swiss Handball League wohl während längerer Zeit prägen wird. Sollte der geplante Neubau der eigenen Halle tatsächlich realisierbar sein, wären höhere Ambitionen zu thematisieren.

Ehrgeiziger Coach

Coach Goran Perkovac ist wie Präsident Behr ein Mann der glasklaren Worte und Ziele. Der 43-jährige Kroate verlangte von sich während seiner brillanten Karriere als Spieler enorm viel.

Von seinem Ehrgeiz büsste der Olympiasieger von 1996 nichts ein; im Gegenteil, er setzt seine Mannschaft mit unmissverständlichen Forderungen permanent unter erheblichen Druck. Er verlangt eher 110 als «nur» 100 Prozent.

Bislang ist Perkovac mit seinem kompromisslosen Stil gut gefahren. In den letzten vier Saisons gewann er mit Schaffhausen und Pfadi je zweimal die Meisterschaft und mit beiden Klubs den Cup.

Ausländisches Fundament

Auf dem Parkett bildeten die Gastarbeiter das Fundament zur Titeldoublette. Elf von 17 Kadermitgliedern stammen aus dem Ausland.

Vaidas Klimciauskas, Nerijus Atajevas und Julius Marcinkevicius, dem personifizierten Leader der Litauer-Fraktion, und die tschechisch-polnisch-deutsche Achse Martin Kovar, Leszek Starczan sowie Matthias Rauh und Markus Krauthof waren ihr Geld gewiss wert.

Sie vermittelten der Equipe spielerische Qualität und liessen im Bedarfsfall die Muskeln spielen -- womit sie sich von der Schweizer Konkurrenz markant abhoben und unter Druck zur besten Leistung befähigt waren.

International keine Chance

Zumindest im nationalen Vergleich hielten sich Schaffhauser trotz temporärer Turbulenzen wegen überheblicher Auftritte schadlos. Bei der Premiere in der Champions League spielte der Schweizer Titelträger indes nicht einmal annäherend auf Augenhöhe mit den europäischen Tenören.

An die Grenzen stiessen die Kadetten insbesondere im Cupsieger-Cup-Viertelfinal in Nordhorn. Jene 21:36-Niederlage führte Behr und Co. vor Augen, wie die Aussagekraft eines Titelgewinns in der SHL ungefähr einzustufen ist.

Der Transfer des tunesischen Nationalkeepers Marouane Magaez und der Zuzug von Ex-Bundesliga-Professional Christian Rose sind erste Signale dafür, dass sich die Kadetten ausserhalb der Grenzen künftig besser präsentieren wollen.

(von Sven Schoch/Si)