Fortpflanzungsmedizin

Untersuchungen vor künstlicher Befruchtung - Kommission ist für Lockerung

publiziert: Dienstag, 12. Nov 2013 / 14:58 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 12. Nov 2013 / 15:41 Uhr
Heute ist die Präimplantationsdiagnostik verboten.
Heute ist die Präimplantationsdiagnostik verboten.

Bern - Der Bundesrat will Paaren mit Erbkrankheiten bessere Möglichkeiten geben, mit Hilfe der künstlichen Befruchtung ein gesundes Baby zu zeugen. Die zuständige Ständeratskommission möchte bei der Präimplantationsdiagnostik aber weiter gehen und auch Tests auf Trisomie 21 erlauben.

7 Meldungen im Zusammenhang
Der Bundesrat möchte es erblich vorbelasteten Paaren ermöglichen, ihre Embryos vor einer künstlichen Befruchtung auf Erbkrankheiten zu untersuchen. Heute ist die Präimplantationsdiagnostik (PID) verboten. Laut Bundesrat könnten bei einer beschränkten Zulassung jährlich 50 bis 100 Paare davon profitieren.

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) hat sich bei der zweiten Beratung zur umstrittenen Öffnung für das Ansinnen ausgesprochen, wie die Parlamentsdienste am Dienstag mitteilten.

Details der Ausdehnung noch unklar

Sie möchte aber noch deutlich weiter gehen als der Bundesrat. In einem Vorentscheid beschloss sie, dass auch sogenannte Aneuploidie-Screenings zugelassen werden sollen, bei denen Embryonen auf abnormale Chromsomensätze getestet werden. Nur solche mit normalen Sätzen würden in den Mutterleib eingepflanzt.

Solche Tests würden es beispielsweise erlauben, Embryonen auszusondern, die eine Trisomie 21 (Down-Syndrom) oder eine andere Chromosomen-Abnormalität aufweisen. Es würde auch nicht mehr nur nach einer bestimmten Erbkrankheit, wie etwa Zystischer Fibrose, gesucht, sondern der Embryo generell untersucht. Der Bundesrat will solche Tests weiterhin verbieten.

Im Vergleich zum Bundesratsvorschlag könnten deutlich mehr Paare für solche Screenings in Frage kommen. Wer genau den Zugang erhalten soll, will die Kommission noch vertiefter untersuchen. Deshalb schloss sie ihre Beratungen noch nicht ab, so dass die Vorlage nicht wie geplant in der kommenden Wintersession behandelt wird.

In Europa sind Aneuploidie-Screenings beispielsweise in Portugal, Spanien oder Grossbritannien zumindest in einigen Fällen erlaubt. Schon in der Vernehmlassung wurden Stimmen laut, die eine Zulassung in der Schweiz forderten. Die Präimplantationsdiagnostik wirft generell ethische Fragen auf, weil dabei Babys im Prinzip nach bestimmten Merkmalen «erschaffen» werden können.

So viele Embryonen wie notwendig

In der Frage der sogenannten Retterbabys folgte die Kommission ganz knapp dem Bundesratsvorschlag. Mit 5 zu 4 Stimmen bei einer Enthaltung lehnte sie es ab, ein Verfahren zur Auswahl von Retterbabys zuzulassen. Damit könnten Embryonen ausgewählt werden, die ihrem Geschwister beispielsweise Gewebe oder Blutstammzellen zur Verfügung stellen können.

Beschlossen hat die Kommission bislang, dass sie die sogenannte 3-er Regel abschaffen möchte. Der Entscheid fiel mit 6 zu 4 Stimmen bei einer Enthaltung. Stimmt der Rat dem zu, könnten in Zukunft so viele Embryonen entwickelt werden, wie nötig sind für eine erfolgreiche Behandlung. Heute sind dafür nur drei erlaubt.

Für die Fälle, bei denen die Präimplantationsdiagnostik zur Anwendung kommt, will der Bundesrat die Grenze bei acht festlegen. Zu dieser Öffnung wird auch eine Volksabstimmung nötig sein, da die Verfassung geändert werden muss. Ausserdem würde damit auch erlaubt, Embyronen für spätere Versuche einzufrieren.

Lange diskutierte die Kommission laut Medienmitteilung auch um weitere Lockerungen bei der Fortpflanzungsmedizin, die nicht Gegenstand der Vorlage sind. So prüfte sie die Zulassung von Eizellen-Spenden - analog zu Samenspenden bei Männern. Die Kommission verzichtete aber darauf, um die Vorlage nicht zu überladen.

(ig/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Claude Fankhauser Seit über einem Jahr wird im Parlament über das neue Fortpflanzungsmedizingesetz gestritten - das alte von 1998 ist angesichts der ... mehr lesen
5 Tage alter Embryo: Parlamentarischer Kuhandel mit Embryonenzahl und Chromosomentest.
Die Fortpflanzungsmedizin ist ein grosses Thema.
Bern - Nach dem Ständerat hat sich am Dienstag auch der Nationalrat für die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik ausgesprochen. Im Reagenzglas gezeugte Embryos sollen vor der Einpflanzung in ... mehr lesen
London/ Birmingham - Frauen, die ... mehr lesen
Der Prozentsatz der Fehlgeburten sank laut einer Analyse bei Frauen mit vier und neun Einzellen.(Symbolbild)
Durch eine künstliche Befruchtung (IVF) entstandene Mäuse haben verhärtete Blutgefässe. (Archivbild)
Durch eine künstliche Befruchtung (IVF) entstandene Mäuse haben verhärtete Blutgefässe, höheren Blutdruck und leben weniger lange als natürlich gezeugte. Dies ergab eine Schweizer ... mehr lesen
Bern - Der Bundesrat will die Präimplantationsdiagnostik in engen Grenzen zulassen. Erblich vorbelasteten Paaren soll es erlaubt sein, bei einer künstlichen Befruchtung die Embryos genetisch untersuchen zu lassen und Embryos mit schweren Erbkrankheiten auszuschliessen. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Basel - Am Universitätsspital Basel ... mehr lesen
Das Schweizer Recht erlaubt die Spermienauswahl bei schweren Erbkrankheiten eines oder beider Elternteile.
Abtreibungsgegner starten eine neue Volksinitiative. (symbolbild)
Bern - Abtreibungsgegner starten eine neue Volksinitiative. Das Initiativkomitee argumentiert wirtschaftlich: Der Volkswirtschaft fehlten wegen Abtreibungen zehntausende Menschen, die weder ... mehr lesen 2
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der ... mehr lesen  
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und ... mehr lesen  
Für die Solarwirtschaft wurden die Berufe «Solarinstallateur/in EFZ», «Solarmonteur/in EBA» eingeführt.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Basel 3°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 0°C 8°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 11°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 3°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten