Im Zug
Unterwegs in der schiefen Bahn
publiziert: Montag, 7. Mrz 2016 / 18:50 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 8. Mrz 2016 / 08:11 Uhr
SOB - In diesem Fall heisst es Südostbahn und nicht «Son of a Bitch».
Wenn es sich vermeiden lässt, fahre ich nicht Zug. Das hat viele Gründe, die meisten sind hygienischer Natur.
Für die einen mag eine Bahnfahrt eine entspannende Tour sein, für mich ist jede Zugfahrt eine kräftezehrende Tortur. Das liegt vor allem da dran, dass ich ein Idioten-Magnet bin. Gibt es einen Stinker im Zug? Dann setzt er sich garantiert neben mich. Schreit einer wie verrückt durchs Abteil? Er wird sich bestimmt schreiend zu mir setzen. Wenn ein Betrunkener, Randständiger oder Junky ohne gültiges Billett fährt, dann tut er dies meist neben mir. Da ich mich wie zu oft zu einem Gespräch hinreissen lasse, denkt sich der Kondukteur dann, dass wir zusammengehören und so wurde ich auch schon aufgefordert, des anderen Billett zu übernehmen. Ein Unmensch, wer das nicht tut.
Auf meiner rund einstündigen Bahnfahrt in die Redaktion steige ich morgens mit überzuckerten Kantischülern in den Zug, die sich erst hysterisch wie junge Hunde begrüssen, um nur schon Sekunden später stoisch ins Smartphone zu glotzen. Gegen diese Verkehrsteilnehmer hab ich nichts; mir ist nur aufgefallen, dass alle Teenager-Mädchen irgendwie gleich aussehen und alle Teenager-Jungs «Alte» heissen.
Die echten Alten unterhalten sich während so einer Bahnfahrt mit blutig-eitrigen Geschichten über unheilbare Krankheiten, von denen sie gehört haben oder jemand im entfernten Bekanntenkreis betroffen ist. Letzthin lauschte ich einem Gespräch älterer Damen, die eine Art Todesanzeigen-Quartett spielten, also während der ganzen Fahrt Jahrgänge jüngst Verstorbener aufgezählt haben und sich dabei zu übertrumpfen versuchten. So soll grad letzthin einer mit Jahrgang 1977 das Zeitliche gesegnet haben - vor einer Woche habe es sogar einen 1981er erwischt.
Wenigstens wussten sich diese älteren Damen zu unterhalten. Nicht so wie jenes Senioren-Pärchen, das immer dann in den Zug steigt, wenn eine Messe stattfindet. Wie aus Tradition setzen sie sich dann an meinem Tisch im Speisewagen, an dem ich jeweils sitze, um am Laptop zu arbeiten. Das scheint das Rentner-Pärchen zu faszinieren. Jedenfalls vermute ich das, weil sie mich jeweils fortan stumm, aber mit offenem Mund anglotzen - hemmungslos und ohne Pause. Selbst wenn ich von meinem Laptop hochschaue, flüchtet ihr Blick nicht sondern bleibt ausdruckslos auf mich gerichtet. Gerne würde ich dem Rentnerpaar ins Gesicht mitteilen, dass es verdammt unhöflich ist, jemanden anzuglotzen, als sei man ein Fernseher; aber mir fehlt der Mut dazu.
An dieser Stelle ein Wort zu den rüstigen Rentnern, die jeden Tag ihres wohl noch langen Lebens aktiv gestalten wollen. Dazu gehört es auch, in Gruppen zum Nordic Walking in die Berge zu fahren - am liebsten zur Rush-Hour. Während sich Pendler katzenartig und flink in Bahnhöfen und in Zügen bewegen, blockieren Aktiv-Rentner die Perrons und Zugabteile. Dazu kommentieren sie stets alles, was sie sehen und quittieren ihr Gesehenes mit einem Lacher. «Ha, schau, eine Bahnhofsuhr, ha». Gut, immer noch besser als jene, die immer ein Lied auf den Lippen haben und vor sich hin pfeifen. Pfeifen! Kein Witz. Grad letzthin wieder einer - die ganze Fahrt über gepfiffen. Warum?
Am nervigsten sind aber nach wie vor stolze Jungeltern, die es lustig finden, wenn ihr Kind so laut schreien kann wie ein Löwe. Was herzig im Wald ist, nervt im Zug gewaltig. Doch manchmal - an sehr guten Tagen - neutralisieren sich nervige Rentner und schreiende Kinder. So passiert auf einer Fahrt an einem schönen Sommermorgen, als wieder mal ein Kleinkind ununterbrochen schrie und die Mutter ihr Kind statt masszuregeln stolz rumzeigte. Das gefiel einem alten Mann, der unbedarft anbot, das Kind ein bisschen auf seinem Schoss zu reiten, weil es doch so ein herziges Mädchen sei. Die Mutter japste nach Luft, schnappte sich das Kind und verliess schnurstracks das Abteil. Auch der Rentner war sprachlos - es scheint ihm noch niemand gesagt zu haben, dass alte Männer heutzutage nicht mehr fremde Mädchen herzig finden dürfen ohne suspekt zu wirken.
Auf meiner rund einstündigen Bahnfahrt in die Redaktion steige ich morgens mit überzuckerten Kantischülern in den Zug, die sich erst hysterisch wie junge Hunde begrüssen, um nur schon Sekunden später stoisch ins Smartphone zu glotzen. Gegen diese Verkehrsteilnehmer hab ich nichts; mir ist nur aufgefallen, dass alle Teenager-Mädchen irgendwie gleich aussehen und alle Teenager-Jungs «Alte» heissen.
Die echten Alten unterhalten sich während so einer Bahnfahrt mit blutig-eitrigen Geschichten über unheilbare Krankheiten, von denen sie gehört haben oder jemand im entfernten Bekanntenkreis betroffen ist. Letzthin lauschte ich einem Gespräch älterer Damen, die eine Art Todesanzeigen-Quartett spielten, also während der ganzen Fahrt Jahrgänge jüngst Verstorbener aufgezählt haben und sich dabei zu übertrumpfen versuchten. So soll grad letzthin einer mit Jahrgang 1977 das Zeitliche gesegnet haben - vor einer Woche habe es sogar einen 1981er erwischt.
Wenigstens wussten sich diese älteren Damen zu unterhalten. Nicht so wie jenes Senioren-Pärchen, das immer dann in den Zug steigt, wenn eine Messe stattfindet. Wie aus Tradition setzen sie sich dann an meinem Tisch im Speisewagen, an dem ich jeweils sitze, um am Laptop zu arbeiten. Das scheint das Rentner-Pärchen zu faszinieren. Jedenfalls vermute ich das, weil sie mich jeweils fortan stumm, aber mit offenem Mund anglotzen - hemmungslos und ohne Pause. Selbst wenn ich von meinem Laptop hochschaue, flüchtet ihr Blick nicht sondern bleibt ausdruckslos auf mich gerichtet. Gerne würde ich dem Rentnerpaar ins Gesicht mitteilen, dass es verdammt unhöflich ist, jemanden anzuglotzen, als sei man ein Fernseher; aber mir fehlt der Mut dazu.
An dieser Stelle ein Wort zu den rüstigen Rentnern, die jeden Tag ihres wohl noch langen Lebens aktiv gestalten wollen. Dazu gehört es auch, in Gruppen zum Nordic Walking in die Berge zu fahren - am liebsten zur Rush-Hour. Während sich Pendler katzenartig und flink in Bahnhöfen und in Zügen bewegen, blockieren Aktiv-Rentner die Perrons und Zugabteile. Dazu kommentieren sie stets alles, was sie sehen und quittieren ihr Gesehenes mit einem Lacher. «Ha, schau, eine Bahnhofsuhr, ha». Gut, immer noch besser als jene, die immer ein Lied auf den Lippen haben und vor sich hin pfeifen. Pfeifen! Kein Witz. Grad letzthin wieder einer - die ganze Fahrt über gepfiffen. Warum?
Am nervigsten sind aber nach wie vor stolze Jungeltern, die es lustig finden, wenn ihr Kind so laut schreien kann wie ein Löwe. Was herzig im Wald ist, nervt im Zug gewaltig. Doch manchmal - an sehr guten Tagen - neutralisieren sich nervige Rentner und schreiende Kinder. So passiert auf einer Fahrt an einem schönen Sommermorgen, als wieder mal ein Kleinkind ununterbrochen schrie und die Mutter ihr Kind statt masszuregeln stolz rumzeigte. Das gefiel einem alten Mann, der unbedarft anbot, das Kind ein bisschen auf seinem Schoss zu reiten, weil es doch so ein herziges Mädchen sei. Die Mutter japste nach Luft, schnappte sich das Kind und verliess schnurstracks das Abteil. Auch der Rentner war sprachlos - es scheint ihm noch niemand gesagt zu haben, dass alte Männer heutzutage nicht mehr fremde Mädchen herzig finden dürfen ohne suspekt zu wirken.
(jz/news.ch)
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