Medizin

Urteilsfähigkeit von Patienten besser einschätzen

publiziert: Dienstag, 25. Nov 2014 / 10:27 Uhr
Ist der Patient immer noch fähig selber zu urteilen? (Symbolbild)
Ist der Patient immer noch fähig selber zu urteilen? (Symbolbild)

Bern - Ärzte finden es oft schwierig, zu bestimmen, ob ein dementer oder depressiver Patient urteilsfähig ist oder nicht. Das zeigt eine neue Studie auf, für die 760 Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz befragt wurden. Nun sollen die Mediziner neue, allgemeingültige Beurteilungsgrundsätze erhalten.

2 Meldungen im Zusammenhang
«Eine Urteilsunfähigkeit entwickelt sich oft bei Erkrankungen wie Demenz, schweren Depressionen oder nach Hirnverletzungen», sagte Studienleiter Manuel Trachsel vom Institut für Biomedizinische Ethik der Universität Zürich. Er liess sich einer Mitteilung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zitieren, der die Studie finanziert hat.

Doch nur wer in der Lage ist, die Informationen des Arztes zu verstehen und abzuwägen, kann eine gültige Einwilligung zu einer Behandlung geben. Dies sei aber gerade bei Menschen am Lebensende oft nicht mehr der Fall, sagte Trachsel. Doch gerade dann stehen wichtige medizinische Entscheidungen an, etwa ob der Patient lebensverlängernde Massnahmen abbrechen oder Sterbehilfe in Anspruch nehmen will.

Ist ein Patient nicht urteilsfähig, muss sich der Arzt gemäss der aktuellen Gesetzgebung auf eine Patientenverfügung abstützen können oder sich an eine vertretungsberechtigte Person wenden.

Nicht trivial

Gleichzeitig sei die Erhebung der Urteilsfähigkeit nicht trivial, sagte Trachsel. Sie hänge oft von der Situation ab: Eine Person könne bei alltäglichen Entschlüssen wie Kleidern oder Essen als urteilsfähig gelten, nicht aber bei schwierigen medizinischen Entscheidungen. Zudem könnten die kognitiven Fähigkeiten etwa von Alzheimer- oder Parkinsonpatienten von Tag zu Tag erheblich schwanken.

Laut den nun veröffentlichten Studienergebnissen fühlen sich die allermeisten Ärzte zwar dafür verantwortlich, die Urteilsfähigkeit von Patienten einzuschätzen. Doch selbst von jenen, die sich «sehr verantwortlich» fühlen, denkt nur etwa jeder Dritte, dass er dazu auch genügend kompetent ist. Die Studie fand im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Lebensende» (NFP 67) statt.

Faustregeln statt Richtlinien

Entsprechend uneinig ist sich die Ärzteschaft bei wichtigen Fragen wie der Definition der Urteilsfähigkeit, welches die wichtigsten Beurteilungskriterien sind und wie sie die Urteilsfähigkeit einschätzen.

«Die meisten Ärzte haben ihre eigenen Faustregeln, um zu bestimmen, ob ein Patient urteilsfähig ist oder nicht», sagte Trachsel. Dass es bereits verschiedene spezifische Leitfäden gibt, um dies zu bestimmen, sei den wenigsten bekannt.

Die überwiegende Mehrheit der befragten Ärzte erklärte aber, dass sie gerne solche Evaluationsinstrumente nutzen würde und befürwortete zudem klare Richtlinien. Auch an Schulungen zum Thema bekundeten die Ärzte Interesse.

Das soll nun geschehen: Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage hat die Zentrale Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) entschieden, sich ab nächstem Jahr näher mit dem Thema zu befassen und Grundsätze zur Beurteilung der Urteilsfähigkeit auszuarbeiten.

(awe/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Strassburg - Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat sich mit der ... mehr lesen
Jemandem den erwünschten Tod ermöglichen.
Per 1. Januar 2013 ist das Dokument in der ganzen Schweiz gültig. (Symbolbild)
Zug - Wer soll über die medizinische Behandlung entscheiden, wenn man selbst nicht mehr urteilsfähig ist? Mit einer neuen Patientenvollmacht, die am Mittwoch vorgestellt ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Zunächst einmal ist der Nothelferkurs von entscheidender Bedeutung, um im Falle eines Unfalls angemessen reagieren zu können.
Zunächst einmal ist der Nothelferkurs von ...
Publinews Laut aktuellen Statistiken des Bundesamts für Statistik kam es in der Schweiz im Jahr 2022 zu insgesamt 18.936 Unfällen im Strassenverkehr, bei denen Personen zu Schaden gekommen sind. 241 Menschen verloren ihr Leben, 4.002 wurden schwer und 17.896 leicht verletzt. mehr lesen  
Publinews CBD, oder Cannabidiol, hat in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen, da immer mehr Menschen die ... mehr lesen  
Die Integration von CBD in Mahlzeiten und Getränke kann eine angenehme und effektive Möglichkeit sein.
Schisandra chinensis:DIese Beere ist bekannt für die Steigerung der Lebergesundheit, die Verbesserung der Konzentration und die Förderung der allgemeinen Vitalität.
Drogerie News In unserer dynamischen Zeit suchen viele nach natürlichen Wegen zur Steigerung des Wohlbefindens. ... mehr lesen  
Fitness Pilates erweist sich zunehmend als eine favorisierte und wirksame Methode zur ... mehr lesen  
Pilates stärkt Körper und Geist und fördert zugleich Gelassenheit und mentale Ausdauer.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 4°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 1°C 8°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 1°C 10°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 3°C 11°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 2°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 4°C 15°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten