Vargas Llosa mit neuem Roman auf Spuren Gauguins

Mit seinen exotischen Bildern ist der französische Maler Paul Gauguin (1848-1903) nach seinem Tod weltberühmt geworden. Weniger bekannt ist seine Grossmutter mütterlicherseits Flora Tristán (1803-1844). Sie starb, bevor ihr Enkel geboren wurde. In Vargas Llosas Das Paradies ist anderswo geht es um die Utopien der beiden, die zugleich Menschheitsutopien sind.

Nach seinem vor drei Jahre erschienenen Diktatorenroman Das Fest des Ziegenbocks über den dominikanischen Tyrannen Rafael Leonidas Trujillo führt Vargas Llosa den Leser jetzt ins Frankreich des 19. Jahrhunderts, in die Südsee und nach Peru. In 22 Kapiteln wechseln die Stationen im Leben Tristáns und Gauguins einander ab. Gemeinsam ist beiden Akteuren die Suche nach einer besseren Welt.

Gauguin sucht sie auf Tahiti. Um seiner Berufung als Maler zu folgen, hat er seine bürgerliche Existenz als Börsenmakler aufgegeben und Frau sowie fünf Kinder zurückgelassen. Unter den Eingeborenenvölkern der Tropen vermutet er eine ursprüngliche Kraft, die der europäischen Kunst eine Wiederbelebung ermögliche.

Seinen Nonkonformismus und sein aufbrausendes Temperament hat Gauguin möglicherweise von seiner Grossmutter geerbt. Flora Tristán hat jedoch keine individualistische Utopie, sondern versucht die Gesellschaft zu ändern.

Zurück in Frankreich wird sie zur Rebellin, die für die Gleichberechtigung der Frau kämpft und versucht, die unter unmenschlichen Bedingungen schuftenden Arbeiter zu organisieren. Auf einer Agitationstour stirbt die Revolutionärin im Alter von nur 41 Jahren in Bordeaux.

(fest/sda)