Vor hundert Jahren wurde Varlin geboren

Varlin: Ein «Enfant terrible» der Schweizer Malerei

publiziert: Montag, 13. Mrz 2000 / 15:11 Uhr / aktualisiert: Montag, 13. Mrz 2000 / 18:48 Uhr

Zürich - Wie kaum ein zweiter Schweizer Künstler von internationalem Format vereinigte Varlin Widersprüche in sich. Der am 16. März 1900 in Zürich zur Welt gekommene Maler und Zeichner zählt zu den grössten Porträtisten des 20. Jahrhunderts.

Von Walter Labhart, sfd

Varlin, mit bürgerlichem Namen Willy Guggenheim, war ein unterhaltsamer Causeur und ein scharfzüngiger Gesellschaftskritiker. Er porträtierte liebevoll menschliche Hässlichkeitenn, karikierte voll bissiger Spottlust Berühmtheiten und verlieh unspektakulären Gegenständen und Ansichten beeindruckende Grösse. Varlin malte bis zuletzt gegen den Strom der Zeit, liebte unscheinbare Details und war häufig von einem unerbittlichen Selbsthass erfüllt. Was ihn den Wahrheitssucher, mehr reizte als eine gepflegte «peinture pure», war eine den Tatsachen ins Auge blickende, ungeschminkte Malerei. «Es war das Nackte, das mich packte, denn in der Blösse liegt die Grösse», schrieb der Künstler 1926 in Paris. Dort war er geistig mehr zu Hause als in der hassgeliebten Stadt Zürich, wo er den grössten Teil seines Lebens verbrachte. Französische Malkultur Als Sohn eines Lithografen geboren, studierte Willy Guggenheim bei Emil Orlik an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin und in Paris, wo er die Académie Julien, die Grande Chaumière und die Académie Lhote besuchte. Dort riet ihm Leopold Zborovsky, der Förderer von Modigliani und Soutine, zum Pseudonym Varlin. Nach dem Tod Zborovskys (1932), der ihn unterstützt hatte, kehrte der Künstler mit einer an van Gogh, Soutine und den «Nabis» geschulten französischen Malkultur in die Schweiz zurück. Eine erste Museumsausstellung widmete 1950 das Kunstmuseum Luzern dem in Zürich lebenden Maler. Ein Jahrzehnt später vertrat Varlin mit Otto Tschumi und Robert Müller die Schweiz an der Biennale in Venedig. Im selben Jahr schuf Varlin Porträts von Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Hugo Loetscher und Ernst Schröder. Das Kunsthaus Zürich ehrte den Künstler 1960 mit einer Retrospektive. Für die Expo '64 in Lausanne malte er die riesigen Ölbilder «Die Völlerei» (Die Sinnesfreude) und «Die Heilsarmee» (Die geistige Freude), das Dürrenmatt erwarb. International kaum beachtet Obschon er 1963 mit seiner Frau Franca Giovanoli nach Bondo (Bergell) gezogen war, wo er am 30. Oktober 1977 starb, gehörte Varlin immer noch zum Zürcher Kulturleben. 1967 wurde er hier mit dem städtischen Kunstpreis ausgezeichnet, wobei sein Freund Dürrenmatt eine der Reden hielt. Je eine Monografie über Varlin gaben Hugo Loetscher (1969) und Ludmila Vachtova (1980) heraus. Der zeitlebens am Schicksalhaften der menschlichen Existenz interessierte Maler, der zu den grössten Porträtisten des 20. Jahrhunderts zählt, ist bis heute ausserhalb der schweizerischen Landesgrenzen kaum beachtet worden. Dies obwohl er 1960 den Guggenheim International Award gewonnen und sich längere Zeit in England, Frankreich, Schottland, Italien, Spanien und New York aufgehalten hatte, wo zahlreiche Landschaftsbilder entstanden sind.

Zu Varlins 100. Geburtstag zeigt die Galerie Gersag in Emmenbrücke bis 30. April eine Ausstellung mit Werken des Künstlers. Öffnungszeiten:

Mi 14-20,
Do-Sa 14-17,
So 10-12/14-17 Uhr.

(sda)

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