Vettels nächster Rekord

Vor drei Wochen hatte sich Vettel zum vierten Mal in Serie die WM-Krone aufsetzen dürfen, gestern trug er sich ein weiteres Mal ins Rekordbuch der Formel 1 ein. Acht Siege in Serie innerhalb einer Saison sind nicht einmal seinem Jugend-Idol Michael Schumacher in dessen letztem Weltmeister-Jahr 2004 gelungen. Und in einer Woche in Brasilien wartet bereits die nächste Bestmarke Schumachers, um von Vettel egalisiert zu werden. Triumphiert der 26-Jährige auch in São Paulo, stünden für ihn wie für seinen Landsmann vor neun Jahren 13 Saisonsiege zu Buche. "Wir müssen diese Zeit geniessen, solange es geht. Wir haben keine Garantie, dass diese Tage so bleiben", sagte Vettel nach der Zieldurchfahrt auf dem Circuit of the Americas. "Es ist schwer zu verstehen, einen Rekord geknackt zu haben, der eigentlich für die Ewigkeit gedacht war."

Der Sieg beim erst zum zweiten Mal ausgetragenen Grand Prix in der texanischen Hauptstadt war für Vettel zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Er behauptete beim Start die Spitzenposition und liess sich kurz danach auch nicht durch eine Safety-Car-Phase beunruhigen, die wegen eines Unfalls von Adrian Sutil notwendig geworden war. Schnell baute der Blondschopf mit Wohnsitz im Thurgau seinen Vorsprung auf Romain Grosjean auf rund zehn Sekunden aus. Der mit einer französischen Lizenz ausgestattete Romand behielt gegen Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber, der in der Startphase vom 2. in den 4. Rang zurückgefallen war, knapp die Oberhand und wurde als Zweiter abgewinkt. Grosjeans Formkurve zeigt in der zu Ende gehenden Saison weiterhin stark nach oben, durfte er sich doch bereits über den vierten Podestplatz in den letzten fünf Rennen freuen.

Nico Hülkenberg war derweil zum fünften Mal in den vergangenen sieben Grands Prix für Punktezuwachs für das Team Sauber besorgt. Der 26-Jährige vermochte seine gute Ausgangslage mit Startplatz 4 auszunutzen und liess sich als Sechster acht Punkte gutschreiben. Der Rheinländer betrieb in Texas damit einmal mehr beste Eigenwerbung. Dass Hülkenberg, unzweifelhaft einer der talentiertesten Fahrer in der Königsklasse, für die nächste Saison noch keinen Vertrag mit einem Rennstall besitzt, verdeutlicht die ungesunde (finanzielle) Entwicklung in der Formel 1. Längst entscheiden im Vertragspoker nicht mehr fahrerische Meriten allein, sondern zu einem grossen Teil die Mitgift. Und in dieser Beziehung haben auf den Circuits weniger erfolgreiche Konkurrenten wie Pastor Maldonado gegenüber dem Deutschen teils deutlich die Nase vorn.

Hülkenbergs Teamkollege Esteban Gutierrez hatte die Hoffnungen, zum zweiten Mal in seiner Karriere WM-Punkte zu ergattern, trotz eines vorzüglichen Qualifyings weitestgehend bereits am Samstag begraben müssen. Knapp zwei Stunden nach Beendigung der Zeitenjagd, in welcher er den 10. Platz herausgefahren hatte, wurde der 22-Jährige von den Rennkommissären um den Berner Paul Gutjahr mit einer Rückversetzung um zehn Startplätze bestraft, weil er im ersten Qualifying-Teil den Venezolaner Pastor Maldonado behindert hatte. Von Startplatz 20 gestartet, musste Gutierrez bereits nach der Startrunde wegen eines Plattfusses die Sauber-Box aufsuchen. Anschliessend tauchte er unweit seiner mexikanischen Heimat zwar zwischenzeitlich im 6. Zwischenrang auf, seine Pneus liessen jedoch zusehends nach, so dass ein weiterer Reifenwechsel unvermeidbar war. Die Chancen auf Punktezuwachs waren damit 20 Runden vor Schluss dahin; am Ende musste er mit Platz 14 vorlieb nehmen.

Im Kampf um Platz 2 in der WM-Wertung der Konstrukteure konnte Ferrari auf Mercedes nicht wie erhofft Punkte gutmachen - im Gegenteil. Der Rückstand auf die Silberpfeile wuchs um vier auf 15 Punkte an. Vorjahressieger Lewis Hamilton, der sich erstmals auf amerikanischem Boden geschlagen geben musste - 2007 triumphierte er in Indianapolis -, wurde vor Fernando Alonso Vierter. Nico Rosberg im anderen Mercedes durfte sich als Neunter immerhin zwei Punkte gutschreiben lassen.

 Resultate:
Austin, Texas. Grand Prix der USA (56 Runden à 5,513 km/308,405 km): 1. Sebastian Vettel (De), Red Bull-Renault, 1:39:17,148 (187,210 km/h). 2. Romain Grosjean (Fr/Sz), Lotus-Renault, 6,284 Sekunden zurück. 3. Mark Webber (Au), Red Bull-Renault, 8,396. 4. Lewis Hamilton (Gb), Mercedes, 27,358. 5. Fernando Alonso (Sp), Ferrari, 29,592. 6. Nico Hülkenberg (De), Sauber-Ferrari, 30,400. Ferner: 14. Esteban Gutierrez (Mex), Sauber-Ferrari, 91,707. - Schnellste Runde: Vettel (54.) mit 1:39,856 (198,860 km/h).

(fest/Si)